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  • Das magische Kind Das magische Kind
 

2019/2020

Das magische Kind 6 +

frei nach Motiven von E.T.A. Hoffmann
von Gerald Maria Bauer

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 30. November 2019 - 17. Januar 2020
Premiere: 03. Dezember 2019
Dauer: 02:05
Regie: Gerald Maria Bauer

»Wer wagt, durch das Reich der Träume zu schreiten, gelangt zur Wahrheit.«

E.T.A. Hoffmann

Als der entfernte, aber sehr feine Verwandte Cyprianus von Brakel aus der Großstadt Besuch anmeldet, soll es plötzlich vorbei sein mit dem unbeschwerten Leben der Geschwister Christlieb und Felix! Denn nach seiner Meinung ist es höchste Zeit, die sträflich vernachlässigte Erziehung der beiden in Angriff zu nehmen. Als Beispiel für seine Vorstellung von angemessener Bildung müssen seine beiden Kinder, Adelgundchen und Hermann, herhalten. Diese sind so unheimlich gebildet, dass es tatsächlich unheimlich ist – und mindestens ebenso langweilig. Zu Christliebs und Felix’ Entsetzen hat der unliebsame Verwandte aber nicht nur seine abgerichteten Sprösslinge, sondern auch den dazugehörigen Lehrer im Gepäck. Von jetzt an fordert der strenge Magister Tinte ausschließlich eines von ihnen: pauken, pauken, pauken! Nur widerwillig und unter strikter Aufsicht ist Spielen überhaupt noch erlaubt. Für die Kinder gibt es nur eine Lösung: Nichts wie weg von Zuhause, hinein in den Wald, aus dem sie früher immer schmuddelig, aber glücklich zurückgekehrt sind. Doch auch dort hat sich seit diesem ominösen Verwandtschaftsbesuch alles verändert. Hatten sie vor kurzem noch den größten Spaß im satten Grün der Natur, scheint auch hier alles farbloser und fader geworden zu sein. Wäre da nicht das mysteriöse Kind, das sie zu wilden Abenteuern im Kopf einlädt und ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Irgendetwas stimmt nicht mit diesem feinen Herrn Magister Tinte, soviel steht nun fest. Wird es ihnen gemeinsam gelingen, dem angeblichen Lehrmeister das Handwerk zu legen? Jetzt gilt es, alles auf eine Karte zu setzen…
Die Geschichte wäre nicht aus der Feder des genialen E.T.A. Hoffmann, wenn nichts Geringeres auf dem Spiel stünde als die Rettung der Fantasie selbst!

Theaterworkshopreihe »Das magische Kind«://www.tdj.at/theaterpaedagogik/tdj-du-in-der-freizeit
Die Theaterpädagogik des Theaters der Jugend bietet zu dieser Produktion eine Workshopreihe für alle von 7 bis 10 Jahren an! Weitere Informationen finden Sie hier://www.tdj.at/theaterpaedagogik/tdj-du-in-der-freizeit
Start: 8. Jänner 2020
4 Termine inkl. Vorstellungsbesuch
Anmeldung per Mail an [YjY0dGFnOmJhcmJhcmEuY29tcGxvaUB0ZGouYXQ=]

Einblicke vor Ort://www.tdj.at/theaterpaedagogik/tdj-du-im-theater
An folgenden Terminen findet jeweils um 15:30 Uhr das kostenlose Zusatzprogramm »Einblicke vor Ort«://www.tdj.at/theaterpaedagogik/tdj-du-im-theater im Parkettfoyer statt:

19. Dezember 2019
9. Jänner 2020
17. Jänner 2020

Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien

Besetzung

Felix Brakel Marius Zernatto
Christlieb Brakel Victoria Hauer
Thaddäus von Brakel, deren Vater David Fuchs
Theresia von Brakel, deren Mutter / Eine Puppe Christine Garbe
Graf Cyprianus von Brakel zu Brakelsheim von und zu Brakelsberg und -burg / Magister Tinte Florian Stohr
Adelgundchen, dessen Tochter / Das magische Kind Sabrina Rupp
Hermann, dessen Sohn / Ein Soldat Haris Ademovic
In weiteren Rollen Ensemble
Regie Gerald Maria Bauer
Bühne und Licht Friedrich Eggert
Kostüme Irmgard Kersting
Dramaturgie Clemens Pötsch
Assistenz und Inspizienz Charlotte Morschhausen
Hospitanz Lukas Spring

Kritiken

Wiener Zeitung – 10.12.2019

"Das magische Kind": Nicht nur für die Kleinen ein Glücksfall

Gerald Maria Bauer inszeniert einen absolut gelungenen E.T.A. Hoffmann im Theater an der Jugend.

Mit einem Schlag ist es vorbei mit dem unbeschwerten Leben, dem lustvollen Streunen durch den Wald, den fantasievollen Abenteuern in freier Natur. Magister Tinte hat das Zepter bei den von Brakels übernommen. Jetzt steht Pauken auf dem Programm. Die Geschwister Christlieb und Felix beugen sich, schließlich hat der reiche Onkel die Tilgung eines Schuldscheines an den Lernerfolg der beiden geknüpft. Als jedoch auch die Eltern beginnen, sich seltsam zu verhalten, und eine enorme allgemeine Müdigkeit alle Lebendigkeit zu ersticken droht, werden die Kinder misstrauisch. Gemeinsam mit dem magischen Kind, das sie im Wald treffen, und ihrer kindlichen Kreativität treten sie an, den bösen Tinte zu besiegen - und damit nichts weniger als die Fantasie selbst zu retten.

Nach Motiven von E.T.A. Hoffmann hat Gerald Maria Bauer für das Theater der Jugend eine schwungvolle Produktion ersonnen und inszeniert, bei der der Witz nicht zu kurz kommt - und auch begleitende Erwachsene kurzweilige zwei Stunden verleben. Gut und mitreißend gespielt, ist "Das magische Kind" trotz des historischen Settings im Biedermeier sehr lebensnah gestrickt.

Die einfache, wandelbare und effektvolle Bühne, die sinnlich lustvolle Personenführung und die Spielfreude der Darsteller: Hier greift ein Rädchen ins andere. Das Resultat ist ein auf vielen Ebenen lesbares Theatererlebnis (...).

Judith Belfkih


Online Merker – 03.12.2019

WIEN / Theater der Jugend / Renaissancetheater: DAS MAGISCHE KIND frei nach Motiven von E.T.A. Hoffmann von Gerald Maria Bauer Premiere: 3. Dezember 2019 (nachmittags)

Eine glücklicher Hand hat Gerald Maria Bauer, Chefdramaturg des Theaters der Jugend, erwiesen, als er eine der (echten) Hoffmanns Erzählungen aus dessen reichen Schatz phantastischer Literatur herausholte. Im Original (1817) „Das fremde Kind“ genannt, funktioniert „Das magische Kind“ – von Bauer inhaltlich nicht vollständig auf die Bühne gebracht, aber doch so, dass die Geschichte sich angenehm und positiv rundet – einsichtig genug, dass es auch für ein sehr jugendliches Publikum ab dem Volksschulalter leicht zu begreifen ist.

Das Geschehen funktioniert auf zwei Ebenen. Die eine ist eine wunderhübsche Familiensatire aus dem Biedermeier, wo brave Bürger – Thaddäus von Brakel mit Gattin und den halbwüchsigen Kindern Felix und „Christlieb“ – ganz harmonisch miteinander leben. Aber das normale Gefüge gerät allerdings aus den Fugen, als superfeine, affektierte, alberne Verwandte auftauchen und andere Verhaltensparameter vorgeben… Da wird wunderschön gezappelt und gealbert im Biedermeier-Zimmer (Friedrich Eggert), und die Kostüme (Irmgard Kersting) schlagen Purzelbäume von „normal“ zu „verrückt“.

Kaum begibt sich die Handlung in den poetischen Wald vor dem Haus, in dem die beiden jungen Brakels so gerne herumtollen, kommt das Hauptelement der Geschichte zum Tragen. Wie bei E.T.A. Hoffmann meist geht es um „Alle Macht der Phantasie“. Das Kind aus dem Phantasiereich, bedroht von einem Gegner, der sich als Schmeißfliege entpuppt (und unter den „Echtmenschen“ als Lehrer Tinte auftritt), muss in die Welt der Menschen flüchten. Dort wirbelt dann das Phantasiegeschöpf bei den Kindern herum, menschliche Gefühle wabern herzlich und lustig zwischen den Welten. Handlung und Inszenierung sind mit jeder Menge sympathischer Pointen voll gepackt, und der urkomische Untergang des Bösewichts erfolgt zum lauten Hallo des ganzen Theatersaals.

Gerald Maria Bauer war der ideale Regisseur seines Stücks, und er hatte – wie so oft im Theater der Jugend – ein wirklich hervorragendes Ensemble zur Verfügung, das sich durch sprachliche Präzision und hohes artistisches Können auszeichnete. Nur die beiden Kinder (Marius Zernatto und Victoria Hauer) und ihr Vater (David Fuchs) müssen nur eine einzige Rolle spielen, die anderen agieren – teils fast unkenntlich – als verschiedene Figuren: So ist Sabrina Rupp, das koboldartige magische Kind, auch eine ganz affektierte Adelstochter, ihr Vater, Graf Cyprianus (Florian Stohr) fährt als insektiger Magister Tinte zu höchstem Furor auf, die resolute Mutter der Kinder (Christine Garbe) erweist sich auch als Puppe und Phantasie-Königin am rechten Ort, und Haris Ademovic ist ein affektierter Adelssohn und ein Märchensoldat.

Da stimmte alles – Stück, Regie, Ensemble. Wer etwas für Phantasie übrig hat, kann auch einmal den Weg ins Theater der Jugend nehmen.

Renate Wagner


Falter – 11.12.2019

Das Kind im Wald der Fantasie

Das Stück "Das magische Kind" nach dem Märchen von E.T.A. Hoffmann handelt von den Kindern Christlieb und Felix, deren Familie Besuch vom reichen Vetter bekommt. Der Verwandte findet, dass es mit der Erziehung der beiden nicht weit her sei, und schickt einen strengen Lehrer vorbei. Das Geschwisterpaar treibt sich lieber im Wald herum als zu lernen. Dort lernte es auch das Kind ohne Namen kennen. Der neue Lehrer drillt die Kinder und ist nach selbstgemachter Marmelade süchtig. Unappetitlich schleckt er an seinen in Marmelade getauchten Fingern. Am Ende des Stücks verwandelt er sich in eine Fliege. Die Fantasie ist das Thema der Erzählung. Und offensichtlich auch, dass man sie durch zu viel Strebern verlieren kann. Das Stück besticht nicht nur mit seinen tollen Schauspielern, sondern auch mit dem Bühnenbild.

Nathalie Großschädl


Kurier – 07.12.2019

Ein verzaubernder Theaternachmittag

Schon beim ersten Auftauchen aus dem Bühnenuntergrund auf die Spielebene im Renaissancetheater verbreitet Sabrina Rupp einen Moment, nein mehrere Augenblicke voller Magie - durch ihre Körperhaltung und einen verträumten Blick im Bündnis mit den Licht- und Schattenspielen (Bühne und Licht: Friedrich Eggert).

Zwei Stunden (eine Pause) verzaubern und begeistern sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in "Das magische Kind" das Publikum - sowohl Kinder als auch Erwachsene - im großen Haus des Wiener Theaters der Jugend (bis 17. Jänner 2020).

Basierend auf E.T.A. Hoffmanns "Das fremde Kind" verfasste und inszenierte Chefdramaturg Gerald Maria Bauer diese Fassung. Die Grundgeschichte: Christlieb und Felix Brakel wachsen mit ihren Eltern Thaddäus und Theresia auf dem Land auf. Sie lieben es vor allem im Wald zu spielen. Die Idylle wird davon gestört, dass die Familie Schulden bei einem engen Verwandten hat. Dieser Graf tanzt eines Tages mit seinen Kindern an.

Die fast comichaft aufmarschierende feine Schnöseltruppe aus der Stadt hält sich für etwas Besseres. Der reiche Verwandte will die Schuldeneintreibung verschieben, wenn die Landkinder
strengen Unterricht von einem von ihm auszuwählenden Privatlehrer nehmen.

Soweit die Rahmenhandlung. In dieser spielt sich dann die Begegnung der beiden
Landkinder mit dem magischen Kind - das sowohl Mädchen als auch Bub sein kann - ab, das aus der Welt der Feen in jene der Menschen flüchtet - um letztendlich beide vor dem Zerstörer
von Buntheit und Fantasie zu retten. Dabei erweckt es sogar die beiden Aufziehpuppen zum Leben. Fantasievoll, verträumt, verspielt ist die Welt des Kinder-Trios und voller freundschaftlicher
Umarmungen.

Der Feind taucht in Form des Lehrers Tinte auf. Diesen stellt Florian Stohr ebenso unsympathisch dar wie den "Zypressen-Hannes", wie Felix den Onkel nennt. Der fast fliegenmäßig geschminkte Lehrer ist der Inbegriff schwarzer Pädagogik - und Bekämpfer des Fantastischen, Magischen und Herr von zweierlei Maß: Alle Marmelade für ihn, nichts für die anderen. Ohne zu sehr zu Spoilern: Natürlich gibt's ein Happy End.

Heinz Wagner


Der Standard – 13.12.2019

Das magische Kind": Sehnsucht nach dem Blütenkelchbettchen

Märchen für Kinder anno 1817 haben es in sich. Das Theater der Jugend in Wien hat "Das magische Kind" nach E. T. A. Hoffmann nun neu adaptiert

Weihnachten naht, und manche Theaterhäuser bemühen sich um saisonadäquaten Aufputz ihrer Bühnenbilder. (...) In einer romantischen Inszenierung von Gerald Maria Bauer erlebt die verarmte Familie von Brakel aus dem Kunstmärchen Das fremde Kind von E. T. A. Hoffmann durch den unerwarteten Besuch aus der magischen Welt eine turbulente Zeit. Mit – huch – friedlichem Ausgang.

Alte Klassiker wie dieser (1817) werden wie heute gängig auch am Theater der Jugend jeweils neu geschrieben. Bauer, Chefdramaturg des Hauses, erzählt die Geschichte frei nach Motiven des Märchens in vereinfachten Abläufen und nimmt vor allem sprachliche Anpassungen vor. Dass Kinder mit den besten Kleidern "angetan werden", klingt in unseren Ohren heute falsch. Und "nach dem benachbarten großen Dorfe zur Kirche fahren" ist auch nicht mehr. Publikum des Pixar-Zeitalters schätzt dafür Worte wie "Nektarhonigschlunsbäreis". So sei es.

In der Figur des Kindes liegt indes ein markanter Modernismus, der Hoffmann widerfahren ist: Das Kind ist nämlich weder als Mädchen noch als Bub auszumachen. Und dabei bleibt es auch. Es ist eben weder das eine noch das andere. Die Familie von Brakel kommt damit klar, als lebten sie in identitätsaufgeklärter Zeit. Sie bewohnen ein Biedermeierhäuschen in Waldnähe, das aufgrund der Verarmung der Familie an den Tapeten und Sofas schon reichlich Patina angesetzt hat (Bühne und Licht: Friedrich Eggert).

Cyprianus, Zypressenhannes

Ein vom strengen Onkel Cyprianus (vulgo "Zypressenhannes", haha!) empfohlener Hauslehrer bringt den Alltag aus den Fugen. Denn er ist mit unlauteren Absichten dem magischen Kind, das sich mit den Brakel-Sprösslingen Christlieb (Victoria Bauer) und Felix (Marius Zernatto) angefreundet hat, auf den Fersen. Mit vereinter Kraft und vereinten Talenten wird die Familie diesen bösen, verkappten Magister Tinte (gruselig: Florian Stohr) wieder los – in einem, besonders für Nachtischfans, szenisch beeindruckenden Abgang durch die Unterbühne.

Regisseur Bauer hat den Stoff von allzu tränendrüsendrückerischer Härte befreit und in die für das Theater der Jugend übliche Ästhetik eines magischen Realismus samt suggestivem Soundscore übertragen. An Spannung mangelt es der Inszenierung nicht.

Margarete Affenzeller


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Das magische Kind« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.
Klicken Sie hier://www.tdj.at/uploads/tx_tdj/Input_Tdj_Das_magische_Kind.pdf um die Materialien herunterzuladen.
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