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  • Schuld und Sühne Schuld und Sühne
 

2018/2019

Schuld und Sühne 13 +

nach Fjodor M. Dostojewskij
von Thomas Birkmeir

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 09. Januar 2019 - 02. April 2019
Premiere: 11. Januar 2019
Dauer: 02:30
Regie: Thomas Birkmeir

»Und am fröhlichsten lebt der,
der sich selber am besten betrügen kann.«

Fjodor M. Dostojewskij. Schuld und Sühne

Kann ein Mord jemals gerechtfertigt oder gar »erlaubt« sein? Der verarmte Jurastudent Rodion Raskolnikow, hochbegabt und doch ausgegrenzt durch die sozialen Gegebenheiten, kapselt sich nach und nach komplett von seiner Umwelt ab. Ausgehungert und von fiebrigen Träumen heimgesucht, wandert er durch die düstere Stadtlandschaft St. Petersburgs.
Immer mehr verfestigt sich sein radikales Weltbild, bis es kein Zurück mehr gibt: In einem nahezu perfekten Verbrechen tötet er eine raffgierige Pfandleiherin und deren zufällig dazugekommene Schwester.
Raskolnikow wird von der fixen Idee beherrscht, dass ein »außergewöhnlicher«, ein vom Schicksal dazu erwählter Mensch über das Leben vermeintlich »wertloser« Mitmenschen verfügen darf und dass ein Mord gerechtfertigt sein könnte, wenn daraus für Andere etwas Gutes entsteht.
Doch kann man das eigene Gewissen einfach ausschalten? Wie lässt sich weiterleben mit einer Tat, die nicht ungeschehen gemacht werden kann?
Mit »Schuld und Sühne« schrieb Fjodor M. Dostojewskij nicht nur einen spannungsgeladenen Psychokrimi, der noch hundertfünfzig Jahre nach seiner Entstehung aufwühlt, sondern auch eine kunstvolle wie anarchiegetränkte Gesellschaftsstudie, die das Schicksal jener verhandelt, die durch ihre Armut an die Ränder gedrängt und zumeist übersehen werden. Der gleichermaßen ab- wie tiefgründig gezeichnete Protagonist des Romans stößt an Tabus und Grenzen, die nichts an ihrer Brisanz eingebüßt haben. Denn Dostojewskijs Einblicke in die Grausamkeit des Menschen, in seine Fähigkeit, noch den kleinsten Funken Mitgefühl in seinem Inneren auszulöschen, machen den Roman zu einem der kontroversesten Klassiker der russischen Literatur.


Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien

Besetzung

Rodion Romanowitsch Raskolnikow Jakob Elsenwenger
Porfirij, Kriminalinspektor Jürgen Heigl
Sonja, Tochter Marmeladows Shirina Granmayeh
Dunja, Schwester Raskolnikows / Lisaweta, Schwester der Pfandleiherin Kim Bormann
Pulcherija, Mutter Raskolnikows / Katerina, Frau Marmeladows / Aljona, Pfandleiherin Sara Livia Krierer
Nastassja, Dienstmädchen Claudia Waldherr
Marmeladow, ehemaliger Beamter / Samjotow, Kriminalbeamter Okan Cömert
Rasumichin, Freund Raskolnikows Michael Köhler
Luschin, Mann mit Einfluss Kaj Louis Lucke
Swidrigailow, früherer Dienstherr Dunjas / Polizeibeamter Matti Melchinger
In weiteren Rollen Ensemble
Regie Thomas Birkmeir
Bühne Andreas Lungenschmid
Kostüme Irmgard Kersting
Licht Lukas Kaltenbäck
Bewegungscoaching Martin Woldan
Dramaturgie Brigitte Auer
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Simon Frühwirth

Kritiken

Die Presse – 13.01.2019

Raskolnikow, Mönch, Anarchist, Sargnagel

Thomas Birkmeir erzählt Dostojewskis "Schuld und Sühne" als Parabel für Pubertierende: Großartig.

(…) Thomas Birkmeir, Direktor des Theater der Jugend, inszenierte im Theater im Zentrum Dostojewskis monumentalen autobiografischen Roman "Schuld und Sühne". [Er] versucht dem Stoff eine heitere Note zu geben, vor allem zu Beginn, wenn der junge Psycho sich auf einer Bank in seiner zellenartigen Behausung (mönchisch) zusammenrollt, während Mutter und Schwester seinen Niedergang beklagen. Tatsächlich ist Raskolnikow mit dem System überfordert. Wo soll er hin?

(…) Aus Dostojewskis weitschweifigen Tiraden, deren Studium (die Sprache!) lohnend, aber zeitraubend ist, destilliert Birkmeir glasklar die Geschichte eines Studenten, der durch einen Mord zu sich selbst findet, weil er feststellt, dass auch ein "Übermensch" (Nietzsche) seinem Gewissen nicht entkommen kann.

Jakob Elsenwenger entzückt als zorniger junger Mann in allen Facetten der Hauptfigur von bleich, geistreich, grüblerisch bis mutwillig, penetrant. Raskolnikow sprengt die Verlobung seiner Schwester Dunja mit einem reichen Geschäftsmann. Sie durfte nicht studieren, obwohl sie intelligenter ist als ihr Bruder – der sie mit atavistischen Verboten quält.

Kim Bormann (Dunja) hatte vor der Premiere einen Unfall, sie spielte trotzdem, mit verbundenen Beinen und atemberaubend in dieser stark bewegten Aufführung. Das Ensemble agiert hoch konzentriert. Shirina Granmayeh berührt als gottgläubige Prostituierte Sonja, Jürgen Heigl würde als undurchschaubar listiger Ermittler jeden TV-Krimi zieren.

Die meisten Darsteller haben mehrere Rollen, in denen sie überzeugend ihre Gaben zeigen. Herrlich ist Sara Livia Krierer als grausige Pfandleiherin, grausam unglückliche Ehefrau und als Raskolnikows Mutter, Mama und Sohn ähneln einander.

Weltekel, diese Phase durchlitten mit literarischem Gewinn einige, Hermann Hesses "Steppenwolf", Strindberg oder Hamsun ("Hunger"). Wer geordnetes Spiel und stringente Erzählungen ohne Mätzchen mag, wird diese Aufführung schätzen. Vielleicht sollte Birkmeir einmal im Volkstheater inszenieren.

Barbara Petsch


Tiroler Tageszeitung Online / APA – 12.01.2019

Doppelmord am Theater der Jugend: "Schuld und Sühne" für 13-Jährige

Der Mord an der gierigen Pfandleiherin und ihrer naiven Schwester findet in Zeitlupe statt. Der Student Raskolnikow schwingt die Axt und rafft etwas Schmuck an sich. Das Kästchen mit den Millionen übersieht er. Doch Materielles treibt ihn ohnedies nicht an. Was aber dann? Mehr um das Motiv als um Fragen von "Schuld und Sühne" geht es in Thomas Birkmeirs schnörkelloser Dostojewskij-Dramatisierung.

Der Intendant des Theaters der Jugend erspart in dieser Saison seinem jungen Publikum viele eigene Lektürestunden und bringt u.a. die Romane "Der kleine Lord", "Oliver Twist" und "Frankenstein" auf die Bühne - idealerweise als Anstoß fürs eigene Lesen und Denken. Auch bei "Schuld und Sühne", im Taschenbuch immerhin über 750 Seiten stark, setzt er in seiner Bearbeitung für Publikum ab 13 Jahren auf Straffung und Nachvollziehbarkeit der Handlung. Der 1866 erschienene Roman ist aber kein Krimi, sondern eine äußerste Zuspitzung philosophischer und ethischer Fragen.

(…) Rodion Raskolnikow, ein hochbegabter junger Mann, dem seine Familie unter Entbehrungen ein Jus-Studium ermöglicht, geht es weniger um die persönliche Gewalterfahrung als um die theoretische Gewalterlaubnis. Er hat sogar eine kleine Schrift im Eigenverlag herausgebracht, in der er die Frage diskutiert (und bejaht), ob manche auserwählte Menschen sich aus höheren Motiven zu Herren über das Schicksal anderer machen dürfen. Für Birkmeier sind solche Überlegungen zum Übermenschentum, die etwa von Friedrich Nietzsche in seinen Schriften diskutiert und von den Nationalsozialisten in massenmörderische Praxis umgesetzt wurden, heute wieder gefährlich aktuell.

Jakob Elsenwenger, ohne Zweifel ein hochbegabter Schauspieler und 2017 für einen Nachwuchs-Nestroy nominiert, lässt seinen Raskolnikow in einem angedeuteten, nicht hermetisch geschlossenen Gitterkäfig (Bühne: Andreas Lungenschmid) wie ein eingesperrtes Tier umhertigern - fiebrig, fahrig, sprunghaft, mit sich und der Welt verzweifelt. Er ist mehr getriebener, ziemlich sicher kranker Außenseiter als ein kühl kalkulierender Ideologe, der die Welt verbessern will ohne Rücksicht auf Kollateralschäden.

(…) Der lebhaft akklamierte Abend endet mit einem Verweis auf die Bibel: Ein Mann, der seine Sünden gebüßt habe, sei besser als jemand, der niemals gesündigt habe. Schon allein darüber ließe sich lange nachdenken. Es muss ja nicht unbedingt in der Form eines Problemaufsatzes sein.

Wolfgang Huber-Lang


KinderKurier – 12.01.2019

Der Weg zur Erkenntnis: Es gibt keine "Herrenmenschen"

Dostojewskijs "Schuld und Sühne" in einer verdichteten, rhythmischen, spannenden Fassung im Theater der Jugend in Wien.

Kein leichtes Unterfangen, aber es ist geglückt. Und wie! Das Theater der Jugend in Wien bringt ein – bei uns, mit Ausnahme des Titels, eher weniger bekanntes – Stück Weltliteratur in einer dichten Version auf die Bühne. Gespielt wird im kleineren Haus, wo vor allem Jugendliche (und Erwachsene) das Publikum sind. (…)

Fast eine Woche nach unserem Probenbesuch war Premiere, der KiKu aber besuchte eine andere Vorstellung, in der vor allem Jugendliche saßen von denen die allermeisten konzentriert der verdichteten, spannend gebauten Version folgten. Zweieinhalb Stunden die Jugendlichen mit Sprechtheater in den Bann zu ziehen – auch dafür gebührt der Fassung und vor allem dem Schauspielensemble Respekt.

(…) Ob Haupt- oder "nur" Nebenrollen – das zehnköpfige Ensemble und die Inszenierung bringen in dieser dichten Fassung sowohl die Anflüge dessen, was Menschen aus diesem Kulturkreis die slawische Seele nennen, als auch diese leider wieder aktuell gewordene allgemeinere Kernfrage von "Herren- und Untermenschentum" zum gleichberechtigten Klingen.

Sprech-Chor und kaukasischer Walzer

Apropos Klingen: Die rund zweieinhalb-stündige Aufführung umfasst neben dem Rhythmus des oft sehr flotten Szenenwechsels auch noch zwei andere musikalische Rhythmen: In den Erzählpassagen treten die Darsteller_innen aus der Rolle ihrer jeweiligen Figuren heraus und erzählen als Art griechischer Chor den Fortgang der Geschichte. Musikalisch im wahrsten Sinn des Wortes wird Dramatik durch Einspielungen von Walzer-Passagen von Aram Chatschaturjan vermittelt.

Heinz Wagner


Online Merker – 12.01.2019

Theater der Jugend: Schuld und Sühne

(…) Wenn Thomas Birkmeir bei "Schuld und Sühne" nun zeitlose Gegenwart (ohne russische Historie) beschwört, stimmt es – in einer logistisch fabelhaften, abstrakten Bühnenlösung (Andreas Lungenschmid) und heutigen Kostümen (Irmgard Kersting) – ohne Abstriche. Dass der sehr junge Rodion Romanowitsch Raskolnikow (er ist gerade Anfang 20) nicht weiß, was er mit sich anfangen soll, dass ihm das öde, vorgezeichnete Menschenleben nicht erstrebenswert scheint, wenn er in großartigem Überlegenheitsgefühl doch so weit darüber hinaus denken kann… das mag klugen jungen Leuten, für die Geld, Karriere und Status nicht die einzigen Ziele sind, auch heute noch einfallen. Daneben ist das Problem ganz stark, das Dostojewskij selbst die meiste Zeit seines Lebens begleitet hat – das der materiellen Armut, die die Menschen aushöhlt. An der Figur des Marmeladow kommt ein weiteres typisches Dostojewskij-Motiv hinzu, das der Sucht, nur dass es in diesem Fall nicht die Spielsucht ist, sondern der Alkoholismus.

(…) Raskolnikow heute, in einer minimalistischen Szenenfassung, wo eigentlich nur wenig zwischendurch "erzählt" werden muss, geht im Theater im Zentrum beeindruckend in Szene, in einer Inszenierung, die ihre choreographisch-stilisierenden Elemente überzeugend einsetzt. Die Wirkung ist nicht zuletzt dank des Hauptdarstellers so groß: Jakob Elsenwenger wird im Wortsinn von seinem Schicksal geschüttelt, ein hoch intelligenter, um sich schlagender Verzweifelter, der mit dem Leben nicht zurecht kommt und den Trost der Religion ablehnt. Die Mordszene bietet Thomas Birkmeir (quasi wie im Kino) in Slow Motion und macht sie solcherart erträglich, ohne dass sie an Bedeutung verlöre. Den Rest leisten die Schauspieler, die wieder einmal alle außerordentlich sind – das Ensemble des Theaters der Jugend macht immer wieder staunen.

(…) Es ist eine Aufführung, die in über zweieinhalb Stunden nur ganz wenige Durchhänger zeigt und äußere und innere Spannung nebeneinander laufen lässt. Ein Krimi. Und Literatur noch dazu. Etwas zum Nachdenken. Und – ja, doch: heutig. Nachvollziehbar.

Renate Wagner


Ö1 Aktuelle Kultur Online – 11.01.2019

"Schuld und Sühne" im Theater der Jugend

(…) Thomas Birkmeir mutet seinem jungen Publikum einiges zu. Einen Doppelmord mit der Hacke, einen Selbstmord, einen Unfall, Prostitution, Armut und Alkoholsucht. Das Milieu in dem sich die Hauptfigur, der junge Student Rodion Raskolnikow bewegt, ist ein tristes und das St. Petersburg der 1860er Jahre alles andere als ein Paradies.

Gefährliche Gedanken

Der Mordgedanke in Raskolnikow entwickelt sich aus seinem radikalen Denken heraus, dass es Menschen gibt, die das Leben nicht verdienen, weil sie keine Genies sind, sondern Untermenschen oder gar Läuse. So dünkt er sich selbst weit besser, höher und wertvoller als die hässliche, gierige Pfandleiherin, bei der er seine Uhr versetzt und die schließlich samt ihrer leicht zurückgebliebenen Schwester Lisaweta sein Opfer wird. Eine brutale Szene - in Zeitlupe und mit Musikuntermalung - ganz bewusst auf offener Bühne gezeigt. (…)

Keine Klassiker-Verhöhnung

Der lichtdurchflutete Gitterkäfig, in den Birkmeir die Handlung verlegt, lässt sich optimal für die raschen Szenenwechsel adaptieren und macht die Beengtheit von Raskolnikows innerem Gefängnis spürbar. Der junge Jakob Elsenwenger, einer der Stars im Theater der Jugend und oft in Hauptrollen besetzt (Hamlet, Peter Pan oder der talentierte Mr. Ripley), spielt ihn im rasenden Fieberwahn. Das Ensemble tritt in Chorpassagen auf und treibt die Handlung voran - und auch auf Nebenfiguren verzichtet Birkmeier nicht.

Ein Mann mit Mission

Thomas Birkmeir, seit 2002 Leiter im Theater der Jugend, hat eine Mission, wenn er Stücke wie "Hamlet", "Robin Hood", "Die weiße Rose" oder "Oliver Twist" auf den Spielplan setzt und mithilfe von Klassikern, die in der Schule kaum noch gelesen werden, die Themen Widerstand, Mitläufertum, soziale Ungerechtigkeit oder das Fremdsein an ein junges Publikum bringt.
(…) Dass man schon 13-Jährigen auf Augenhöhe begegnen kann und ihnen einiges zumutbar ist, stellt Thomas Birkmeir mit dieser Inszenierung erneut unter Beweis; und nicht zufällig steckt im Wort Zumutung - der Mut.

Katharina Menhofer


Kronen Zeitung – 15.01.2019

Ein Ideen-Drama über das Böse

(...) Dostojewskis Romane sind handlungs- und dialogreich. Man braucht kein Erzähltheater, kann direkt ins Spiel einsteigen. Und zwar mit psychologisch widersprüchlichen Figuren - ein Fest für Schauspieler.

Bei "Schuld und Sühne" steht die große Frage im Zentrum: Was zählt moralisches Verhalten in einer unmoralischen Welt? ein Ideen-Drama über das Böse in der Welt und im Menschen selbst. Regisseur und Intendant Thomas Birkmeir, Andreas Lungenschmid (Bühne), Irmgard Kersting (Kostüme) udn Lukas Kaltenbäck (Licht) machen aus dieser Kriminalgeschichte ein Spiel um Leben und Mord, Ethik und Übermenschentum, Liebe und Verzweiflung.

Hellwach müssen da die Schauspieler sein und hellwach die Zuschauer. Jakob Elsenwenger gelingt als asketisch-verbissenem Studenten eine großartige Rolle mit expressiver Körpersprache. Nicht weniger beeindruckend Claudia Waldherr, Shirina Granmayeh, Sara Livia Krierer, Jürgen Heigl und Michael Köhler. Solide Kim Bormann, Okan Cömert, Kaj Louis Lucke und Matti Melchinger.

"Schuld und Sühne" ist ein schauspielerisch überzeugender Abend, der Raskolnikows seltsame Denkwelten, spielfreudig, intensiv und kurzweilig umsetzt.

Florian Krenstetter


Der Standard – 16.01.2019

"Schuld und Sühne" im Theater der Jugend: Locker bis lässig

Dostojewskis Romanheld Raskolnikow wird in Thomas Birkmeirs Regie ein Held zum Identifizieren

In Dostojewskis Roman Schuld und Sühne verfällt ein Student der Rechtswissenschaften auf die Idee, die Welt verbessern zu wollen. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Niemand will die Welt verbessern, höchstens das eigene gemütliche Umfeld. Und auch bei ihm, er trägt den berühmt gewordenen Namen Rodion Romanowitsch Raskolnikow, handelt es sich am Ende um einen gewiss nachdenklichen, aber doch vor allem von seinen eigenen Interessen durchdrungenen Egomanen, der einfach kein Geld fürs Studium mehr hat.

Die Mutter in der Provinz vermag ihrem Studiosus kein Geld mehr nach St. Petersburg zu schicken. Das finanzielle Problem soll Dunja, Raskolnikows Schwester, durch eine Heirat lösen, die sie nicht glücklich macht. Schändlich, findet der Student in seiner billigen Dachkammer, und sinnt nach einem Ausweg. Rettung geböte das Geld der Pfandleiherin aus der Nachbarschaft. Doch mit welcher vertretbaren Begründung die Alte aus dem Weg räumen?

Im Theater der Jugend schwirrt Jakob Elsenwenger tiefsinnig, aufgebracht, letztlich aber locker in Gestalt Raskolnikows über die Bühne. Er hält die Existenz der geschäftstüchtigen Greisin kurzerhand für lässlich. Es wäre doch für alle – und er meint damit die ganze Welt – besser, wenn Aljona Iwanowna (Sara Livia Krierer) nicht mehr leben würde. Das Geld der ihm verhassten Person würde er in sein eigenes, bedeutsames Fortkommen investieren. (...)

Margarete Affenzeller


Diplomatischer Pressedienst – 22.02.2019

"Schuld und Sühne" als großartiges Kammerspiel im Theater der Jugend

(...) Thomas Birkmeir, der Autor und Regisseur nimmt sich dieser aufwühlenden Geschichte an und löst diese Aufgabe bravourös. Nicht umsonst arbeitete er bereits während seiner Studien am Max Reinhardt Seminar als Schauspieler am Burgtheater und seine Stückbearbeitungen erfuhren über 80 Nachinszenierungen im deutschsprachigen Raum. Seit 2002 künstlerischer Direktor des Theaters der Jugend, gelangen ihm immer wieder sensationelle Bearbeitungen schwierigster Themen, wie z.B. auch dieses eines ist.

(...) Schauspielerisch beherrscht ein großartiges Talent die Bühne: Jakob Elsenwenger als Raskolnikow. Er spielt so beeindruckend, dass man die Zeit vergisst, und ist dauernd bühnenpräsent; eine großartige Karriere scheint ihm gewiss. Ausgezeichnet und subtil auch Jürgen Heigl als Kriminalinspektor, gekonnt auch das übrige Team. Dieses Stück bietet für jeden etwas - unbedingt sehenswert!

Eduard Knapp


BÜHNE – 30.01.2019

Aufführung des Monats

Thomas Birkmeirs "Schuld und Sühne", Theater im Zentrum

Die Romane Dostojewskijs sind weder für ihre Kürze noch für ihre Schlichtheit bekannt. Auch "Schuld und Sühne" ist für 13-Jährige von heute nicht gerade die Traumlektüre. Da kommt Thomas Birkmeirs gradlinige Dramatisierung gerade recht, die in zweieinhalb Stunden die zentralen Konflikte des 750-Seiten-Buches zeigt. Jakob Elsenwenger überzeugt dabei als Student Raskolnikow, den eine ernste, aber gefährliche Frage umtreibt: Ist es erlaubt, sich zum Herrn über das Schicksal anderer zu machen?

Wolfang Huber-Lang


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Schuld und Sühne« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.
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