2018/2019
Oliver Twist 11 +
nach Charles Dickens
von Jethro Compton
Deutsch von Brigitte Auer
Stückinfo
Ort: | Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3 |
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Zeitraum: | 11. Oktober 2018 - 17. Dezember 2018 |
Premiere: | 16. Oktober 2018 |
Dauer: | 01:45 |
Regie: | Jethro Compton |
»Allein in Europa leben zehntausende Kinder in Armut.
Jethro Compton. Oliver Twist
Und die Welt scheint sie einfach vergessen zu haben.«
Der kleine Oliver hat mehr durchgemacht als die meisten Jungen in seinem Alter sich überhaupt vorstellen können. Sein Vater ist verschwunden, die Mutter verstorben, und nach allem, was er in Heimen und Waisenhäusern erleben musste, sieht Oliver keinen anderen Weg, als sich alleine auf der Straße durchzuschlagen. Frierend, hungrig und verzweifelt trifft er auf den gewitzten Taschendieb Dodger, und auf einen Schlag scheint sich das Blatt zu wenden. Denn Dodger arbeitet für einen gewissen Fagin, der auch Oliver unter seine Fittiche nimmt: Er wird neu eingekleidet, umsorgt, bekommt ein Dach über dem Kopf und erfährt zum ersten Mal in seinem Leben, was es bedeuten könnte, eine Familie zu haben. Doch eines Tages soll sich Oliver für die Großzügigkeit des Chefs revanchieren und muss sich entscheiden – zwischen dem, was einfach und dem, was richtig ist.
Charles Dickens’ berühmter Roman zeichnet ein packendes und düsteres Bild einer Metropole im frühen 19. Jahrhundert, wo Elend, Habgier und Kinderarbeit an der Tagesordnung standen. Oft ungeschönt und in realistischen Beschreibungen äußert Dickens seine Kritik an den sozialen Ungerechtigkeiten. Die Thematik, die Dickens so am Herzen lag, ist leider aktuell geblieben – sogar in eigentlich reichen Ländern wie unserem: ExpertInnen gehen davon aus, dass es in Wien zwischen drei- und sechshundert Kinder und Jugendliche gibt, die immer wieder oder sogar permanent obdachlos sind. In Städten wie Bukarest oder Moskau sind es zehntausende. Der junge britische Autor und Regisseur Jethro Compton hinterfragt diesen Klassiker der Weltliteratur deshalb für unsere Zeit und erzählt die Geschichte für das Theater der Jugend neu.
Kostenloses Angebot für Schulen: Die Theaterpädagogik bietet zu allen Eigenproduktionen des Theaters der Jugend kostenlose Stückvor- und Nachbereitungen in der Schule an. Nähere Informationen finden Sie hier .
Zusätzlich steht Ihnen an diversen Aufführungsterminen von »Oliver Twist« vor und nach der Vorstellung sowie in der Pause eine Theaterpädagogin im Buffetfoyer für eventuelle Fragen und Informationen zu inhaltlichen Hintergründen zur Verfügung. Nähere Auskünfte erhalten Sie unter: 01/521 10 DW 216 oder per Mail an: [YjY0dGFnOmJhcmJhcmEuY29tcGxvaUB0ZGouYXQ=]
Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien
In Kooperation mit SHADES TOURS
Besetzung
Oliver Twist | Stefan Rosenthal |
Dodger | Claudia Waldherr |
Fagin | Uwe Achilles |
Mia | Virginia V. Hartmann |
Sykes | Okan Cömert |
Brains | Michael Köhler |
Bürgermeisterin | Lynne Williams |
Bull's Eye / Sekretärin | Christina Kiesler |
Polizist / Der Kunde | Ronny Hein |
In weiteren Rollen | Ensemble |
Regie | Jethro Compton |
Bühne | Diana Zimmermann |
Kostüme | Andrea Bernd |
Licht | Fritz Gmoser |
Dramaturgie | Brigitte Auer |
Assistenz und Inspizienz | Felix Metzner |
Hospitanz | Franziska Kuen |
Kritiken
Falter – 31.10.2018Rauer Street-Thriller als Fernsehersatz
(...) Die Kids und ihr Boss, der Dealer, fluchen laut und viel in "Oliver Twist". Aber so ist das eben auf der Straße. Charles Dickens' Roman entstand etwa 1837, der englische Autor und Regisseur Jethro Compton verlegt ihn fürs Theater der Jugend in eine finstere Gegenwart aus rostigen Rolltoren. Frauen dürfen mit größter Selbstverständlichkeit Bandenmitglied oder Bürgermeisterin sein: Nestroy-Nominee Claudia Waldherr spielt Dodger, und Stefan Rosenthal als Twist muss sich von ihr ziemlich herumschubsen lassen. Als Street Thriller funktioniert die Geschichte prächtig, sie ist kurz, rau, cool und hat alles, was das nicht fernschauen dürfende Kinderherz (ab elf Jahren) begehrt.
Martin Pesl
KinderKurier – 17.10.2018
Rau, grob, roh, hart - wie das Leben auf der Straße
Eine grundehrliche Version von "Oliver Twist" im Theater im Zentrum
Hier ist die Armut nicht rührselig oder romantisiert wie in so mancher Theater-, Musical- oder Filmversion des Klassikers von Charles Dickens. Am besten würde vielleicht das englische Wort rough die flotte, fast filmisch inszenierte Version von „ Oliver Twist“ im kleineren Haus des Wiener Theaters der Jugend charakterisieren. Rau, roh, grob, hart – all das und noch ein bisschen mehr sind Bedeutungen, die in "rough" stecken. Und das ist es. Jethro Compton, der diese Version geschrieben hat (Deutsch von Brigitte Auer) und Regie führte, verlegt den Beginn weg vom Armenhaus des Originals von Charles Dickens ins Milieu obdachloser Straßenkinder.
Alle überzeugen
Wer da überleben will, braucht eine gewisse Härte, selbst wenn er zart besaitet ist wie Oliver. So wie Stefan Rosenthal in dieser Rolle überzeugt, so tun es auch alle anderen: Christina Kiesler als Bull's Eye, die zu Beginn Olivers Kumpel auf der Straße ist und erst spät wieder auftaucht, nachdem Claudia Waldherr als Dodger ihn zur "Organisation" von Fagin (glaubhaft empathielos: Uwe Achilles) gebracht hat, weil sie ihn irgendwie mag. Noch mehr mag ihn die sehr starke Virginia V. Hartmann als Mia, die ihr Leben als schon verpfuscht ansieht, aber Oliver noch retten will. Okan Cömert spielt gekonnt den Brutalo Sykes, Michael Köhler entrückt Brains, das Hirn der Bande.
Den passenden Mix aus Optimismus und Naivität strahlt Lynne Williams als Bürgermeisterin aus, die von Oliver im Auftrag Fagins überfallen wird und ihn pflegt und retten will. Damit vereint sie die Figuren von Mr. Brownlow, seiner Haushälterin Mrs Bedwin sowie Maylies, bei denen Oliver in Dickens Original erstmals echte Wertschätzung und Zuneigung erlebt.
Bleibt noch Ronny Hein, der einmal auf der Seite des Gesetzes illusionslos Oliver laufen lässt, weil seine Verpflegung im Gefängnis nur Steuergeld verschlingen würde und dann wieder auf Seiten der dunklen Seite der Macht als schicker Kunde der Mafia auftaucht. (…)
Nicht irgendwo, sondern ganz nah
Und auch die Hinweise darauf, dass die Geschichte nicht so alt und ebenso wenig weit weg ist, kommen im Stück sowie im Programmheftchen nicht zu dick (…). "Nur weil ihr uns nicht seht, heißt das nicht, dass wir nicht da sind!", ertönt ein Spruch gegen Ende des fast zweistündigen Stücks, auf das sich das Team übrigens nicht zuletzt durch eine der von Obdachlosen geführte Shades Tours vorbereitet hat.
Heinz Wagner
Wiener Zeitung – 18.10.2018
Untertagblues
"Oliver Twist" als bittere Gegenwartsdiagnose im Theater der Jugend.
"Ich wünschte, diese Geschichte wäre ein Märchen, aber das ist es nicht", so beginnt die Inszenierung von "Oliver Twist" im Theater im Zentrum, der Innenstadt-Dependance des Theaters der Jugend. Das Bühnenbild von Diana Zimmermann zeigt düstere Straßenfassaden mit angeschmierten Rollläden. In dieser finsteren Gegend haben drei Jugendliche Quartier bezogen, einer wird die bitterkalte Nacht nicht überleben.
Regisseur Jethro Compton hat Charles Dickens Klassiker rund um einen Waisenjungen ohne Umschweife in die Gegenwart verlagert. Nicht das London des 19. Jahrhunderts steht auf dem Prüfstand, vielmehr geht es um Kinder und Jugendliche, die hier und jetzt in Armut leben und auf der Straße zurechtkommen müssen. Bei den Dialogen ist Compton daher um eine gewisse Street-Credibility bemüht. (…) Comptons realitätsnaher Zugriff ist ein Ereignis.
Petra Paterno
Materialien
Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Oliver Twist« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.
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