2014/2015
Sherlock Holmes und der Vampir von London 13 +
von Thomas Birkmeir
nach Motiven von Sir Arthur Conan Doyle
Stückinfo
Ort: | Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3 |
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Zeitraum: | 09. Januar 2015 - 25. März 2015 |
Premiere: | 13. Januar 2015 |
Dauer: | 02:20 |
Regie: | Thomas Birkmeir |
»Die Welt ist voll mit offensichtlichen Dingen,
Arthur Conan Doyle
die offensichtlich niemand sieht.«
Vorhang auf für die beiden altbekannten Spezialisten auf dem Gebiet außergewöhnlicher Rätsel und übersinnlicher Mysterien, Sherlock Holmes und Doktor Watson! Diesmal ist es der Dominikanerbruder Anselmis, der in der Londoner Baker Street Nummer 221b vorstellig wird. Eine Reihe von Todesfällen, die jeglicher vernünftigen Erklärung spotten, sei in der Abtei geschehen. Nicht genug, dass dort nun die Angst umhergeht, man vermutet auch einen leibhaftigen »Vampir« hinter dem rätselhaften Treiben. Der Logiker Holmes ist natürlich sofort wild entschlossen Licht ins Dunkel dieser abergläubischen Mutmaßung zu bringen und ihr – kraft der Vernunft – den Boden zu entziehen. Doch schon bald müssen er und Watson erkennen, dass es offenbar »mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt«, als ihre Kombinationsgabe sich träumen lässt.
Ist tatsächlich etwas dran an den Untoten, die sich am Blut der Lebenden laben? Wie ist es zu erklären, dass sich im Körper des Abtes kein Tropfen des »süßen Saftes« mehr findet? Was hat es für eine Bewandtnis, dass das Kloster gleichzeitig als sogenannte »Irrenanstalt« dient? Kann es tatsächlich sein, dass das »Böse« sich materialisiert und in unser aller Schicksal eingreift?
Nachdem sich Thomas Birkmeir als Autor in der vergangenen Spielzeit mit großem Erfolg bei Publikum und Presse des Sherlock Holmes-Klassikers »Der Hund der Baskervilles« angenommen hat, wirft er seine Helden in einem neuen Abenteuer in das spannende Gespinst von Realität, Illusion und Glaube und zeigt auf, wie schwankend der »feste Boden unserer Tatsachen« womöglich ist…
Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien
Besetzung
Sherlock Holmes | Uwe Achilles |
Dr. John Hamish Watson | Frank Engelhardt |
Abt Amortis / Bruder Anselmis / Queenie / Jobst / Cherubim | Christian Pfütze |
Bruder Domingo / Mäuschen | Clemens Matzka |
Regie | Thomas Birkmeir |
Bühne | Vincent Mesnaritsch |
Kostüme | Susanne Özpinar |
Licht | Lukas Kaltenbäck |
Puppenbau | Julia Elisabeth Beyer |
Dramaturgie | Gerald Maria Bauer |
Assistenz, Inspizienz | Sebastian von Lagiewski |
Hospitanz | Rostyslav Samonov |
Kritiken
Die Presse – 15.01.2015Theater der Jugend: Sherlock im Kloster der Gruselpuppen
In „Sherlock Holmes und der Vampir von London“ ermittelt der Detektiv zwischen Klosterbrüdern und Irren. Ein gruselig-heiterer Theater-Krimi, in dem die Vernunft auf die Probe gestellt wird.
(...)
Im Stück bekommt es der Logiker Holmes (Uwe Achilles) mit mysteriösen Todesfällen zu tun: In einer Abtei der Dominikanerbrüder wurden drei Männer tot aufgefunden, sie alle hatten Bissspuren entlang der Halsschlagader und keinen Tropfen Blut mehr im Körper. (...)
In Laken und Lumpen gehüllte Puppen
Holmes und sein Partner Dr. Watson (Frank Engelhardt) ziehen nun in das Kloster, um das Rätsel zu lösen. Dort versuchen die Mönche auch, Holmes' festen Glauben an die Vernunft zu erschüttern. „Zweifel ist der Berg, den der Glaube versetzen kann“, predigt ihm etwa einer der Brüder. Bei Holmes beißt er aber auf Granit, da bewegt sich nichts.
Zudem ist im Kloster ein Irrenhaus untergebracht. Eine schrullige Patientin, die sich wahlweise für eine Königin oder Scotland-Yard-Ermittlerin hält, scheint mehr über die Morde zu wissen, auch so mancher der Klosterbrüder spielt wohl ein doppeltes Spiel. Da weiß man auch als Zuschauer bald nicht mehr, wem man hier Glauben schenken soll und wer eigentlich verrückt ist.
Genial werden die Mönche und Irren dargestellt: Sie sind allesamt in Laken und Lumpen gehüllte Puppen, deren Visagen an E.T. oder Munchs „Schrei“ erinnern. Die Puppenspieler Clemens Matzka und Christian Pfütze lenken sie virtuos durchs Bühnenbild – Paravents, die in jeder Szene in ein neues Licht getaucht werden.
Zuweilen wird es unheimlich, Gongschläge und Fledermauskreischen verstärken das Horrorfeeling, dazwischen geht es aber auch lustig zu, etwa in den wohldosierten Slapstickszenen und dank der gewitzten Dialoge von Holmes und Watson, die (versteckte) Kritik an Kirche, Königshaus und esoterischem „Mumpitz“ üben. Ein gelungener Theater-Krimi – auch für Erwachsene.
Katrin Nussmayr
Der Standard – 15.01.2015
Sherlock lässt die Puppen tanzen - "Sherlock Holmes und der Vampir von London" im Wiener Theater im Zentrum
(...) Der Chorgesang unsichtbarer Mönche versetzt die Luft in fromme Wallung. Eine Fensterrose erblüht in finsterer Nacht. Um den Spuk weiterzutreiben, erscheint die Puppe eines Mönchs auf der Bühne (Ausstattung: Vincent Mesnaritsch). Ein Mord geschieht, und Holmes und sein Assistent Doktor Watson werden dazu aufgerufen, in einer alten Londoner Dominikanerabtei Ermittlungen anzustellen.
(...) Man staunt aber auch über die zugrunde liegende Entscheidung von Regisseur/Intendant Thomas Birkmeir. Seine Sherlock-Holmes-Version konfrontiert das sportive Paar - über dessen unklare Beziehung auch Birkmeirs Dialogtext pfiffige Spekulationen anstellt - mit einer Welt von Geistlichen als Puppen.
Jeder Mönch ist aus Pappmaché. Jede der von Clemens Matzka und Christian Pfütze virtuos bewegten Figuren hätte aber auch in der Verfilmung von Der Name der Rose gute Figur gemacht - oder wäre gegenüber Helmut Qualtinger physiognomisch zumindest nicht abgefallen. Das britische Bodenpersonal des heiligen Dominikus ist, wenigstens in der Wiener Liliengasse, wahrhaft furchterregend anzuschauen.
Gegenüber diesen Schau- und Schauerwerten tritt das Agieren des merkwürdigen Mister Holmes (Uwe Achilles) stark in den Hintergrund. In seinen makellosen Schottenhosen vertritt er die Sache der Aufklärung. Achilles verleiht ihm immerhin einen Anflug von Hysterie, von rastloser Überdeutlichkeit. Sherlock Holmes dürfte ein psychisch Gefährdeter sein, ein überschnappender Narziss, für den Doktor Watson (Frank Engelhardt) einen allzu schwerfälligen Gefährten abgibt. Immerhin verrät Holmes im Gefolge eines seiner zahlreichen Wutanfälle, er habe den getreuen Adlatus beim Mikadospielen gewinnen lassen. Watson kontert lustlos: "Wir duzen uns ja nicht einmal nach all den Jahren!" Merry old England, man muss es so sagen, geht vor die Hunde.
Einwand ist das keiner gegen eine hübsche Produktion voller Einfälle. (...) Die Lösung des Falls - so viel muss verraten sein - hat ausgerechnet mit Sir Alfred Hitchcock zu tun. Very British, indeed.
Ronald Pohl
Falter – 21.01.2015
Sherlocks Klostergeheimnis im Theater der Jugend
Eine Serie von Morden an Mönchen sorgt für zahlreiche Vakanzen. Wer wird wohl der nächste Abt? Diese Frage kann auch Sherlock Holmes (Uwe Achilles) nicht beantworten. Er war mit Abt Amortis befreundet, was wiederum Dr. Watson (Frank Engelhardt) ein bisschen eifersüchtig macht. Überhaupt wird mit Gefühlen aller Art in „Sherlock Holmes und der Vampir von London“ äußerst humorvoll Unfug getrieben. Als einige Mönche einen Nosferatu als Täter vermuten, greift der Detektiv ein, um Vampirglauben als Blödsinn zu entlarven. Autor und Regisseur dieses Gruselspaßes ist TdJ-Direktor Thomas Birkmeir. Alle Klosterbrüder und die verdeckt ermittelnde Scotland-Yard-Agentin (!) werden von den hinreißenden Puppenspielern Clemens Matzka und Christian Pfütze geführt. Unbedingte Empfehlung, aber erst ab 13 Jahren.
Martin Lhotzky
Kronenzeitung – 20.01.2015
Theater im Zentrum: „Sherlock Holmes“ - Mordsabenteuer
Thomas Birkmeir, der erfolgreiche Chef des Theaters der Jugend und mit dem Nestroy ausgezeichneter Regisseur, präsentiert „Sherlock Holmes und der Vampir von London“, eine Dramatisierung nach Motiven von Sir Arthur Conan Doyle, dem Schöpfer der beiden Figuren Sherlock Holmes und Dr. Watson.
Über diese köstlich-originellen Figuren lernen die jungen Besucher nur wenig. Birkmeir hat aber auch die Erzählung von den Vampiren, die im Kloster eines englischen Abtes auftauchen, eingearbeitet: Holmes wird auf die mörderischen Blutsauger angesetzt…
Natürlich nimmt er dazu seinen treuen Weggefährten Dr. Watson mit. Nur vier Darsteller benötigt Birkmeir für das mörderische Spiel: Christian Pfütze und Clemens Matzka treten jeweils mit sehr unterschiedlich gestalteten Puppen auf. Auch eine Frau, Scarlett, tritt auf, die Holmes liebt, aber ihm nur Schwierigkeiten bereitet. Holmes und Watson treten den Weg über Klosterarkaden in die Hölle an und erleben viel, auch skurrile Abenteuer.
Uwe Achilles ist der beherzte, aber eitle Sherlock, Frank Engelhardt der gemütlichere, stets hilfsbereite Dr. Watson.
Permanentes Gelächter des Publikums begleitet die Abenteuer in dem geheimnisvollen Kloster. Viel Applaus am Ende dieser effektvoll gebauten, pointierten und souverän inszenierten Komödie, zu der Vincent Mesnaritsch die passend düsteren Bühnenbilder und Susanne Özpinar die abwechslungsreichen Kostüme schuf.
Julia-Elisabeth Beyer war für die reizvollen Puppenfiguren zuständig.
Volkmar Parschalk
KiKu – 26.01.2015
Humorvolles Spiel gegen Aberglauben "Sherlock Holmes und der Vampir von London" sucht die wahren Mörder - in einem Mix aus Schau- und Puppenspiel
Nur „wer nichts weiß, muss alles glauben“, wie die Science Busters die vor fast 100 Jahren verstorbene österreichische Schriftstellerin Marie Ebener-Eschenbach zitieren: Meisterdetektiv Sherlock Holmes, der selbst am meisten von seiner Geisteskraft überzeugt ist, glaubt nicht an Vampire. Und damit nicht daran, dass mehrere Mönche in einem Dominikaner-Kloster, das auch eine Psychiatrie ist, von „Untoten“ dahin gerafft werden.
Geniale Puppen
Neben der spannenden Geschichte (...) glänzen in dieser Aufführung im kleineren Haus des Wiener Theaters der Jugend vor allem die Puppen(-spieler). Mönche, aber auch eine mysteriöse Agentin (oder eine Insassin, die sich dafür hält) wurden von Julia Elisabeth Beyer als Charakterköpfe geformt. Die werden mit Oberkörperkostümen von Christian Pfütze und Clemens Matzka meisterhaft live auf der Bühne geführt und in unterschiedlichem Tonfall gesprochen.
Humorvoll
Sie, sowie die Schauspieler Uwe Achilles als Sherlock Holmes und der von ihm immer wieder runtergemachte, sich aber nie unterkriegen lassende Frank Engelhardt als Watson sorgen für so manch tiefgründigen Witz beim Hinterfragen von Aberglauben.
Heinz Wagner
www.jungekritik.com – 15.01.2015
He Ho Hollywood
Holmes und Watson auf Vampirjagd? In einem Kloster? Naja, naja. Ganz so heilig, oder eben unheilig geht es dann doch nicht her. Dafür aber recht profan und durchaus brutal. Gezählte 6 Tode werden da auf der Bühne zelebriert. Inszeniert mit allem Brimborium: Licht, Ton, Bühne, wow. Dolby Surround!
Da gibt es nämlich einen der will Holmes zu sich ins Kloster locken, deswegen müssen einige andere ihr Leben lassen, und dann gibt es noch eine von Scotland Yard und die ist verliebt während aber der andere eigentlich noch ganz andere Motive hat und am Ende jede Menge Leichen und schwierige Beziehungen zwischen Vater und Sohn. Ja, eine gewundene Erzählung die Schritt für Schritt, manchmal gar nicht recht nach der von Holmes so überzeugt geliebten Logik, sich entpuppt. Aber wer genügend Sitzfleisch, Geduld und Überblick für vielviel plot twist mit sich bringt, der/die solle da bitte hingehen.
Weil: He Ho Hollywood. Der Abend ist ganz ganz großes Abenteuerkino. Während Holmes seinen naturwissenschaftlichen Erklärungen nachsinnt, lässt es sich doch herzhaft gruseln wenn die Fledermäuse zumindest akustisch plötzlich über das Publikum hinweg fliegen. Auch lachen, weil das Gros der Personen auf der Bühnen, das sind Puppen. Herrlich überzogene Charaktere. (...)
Theresa Luise Gindlstrasser
www.der-neue-merker.eu – 14.01.2015
WIEN / Theater im Zentrum: SHERLOCK HOLMES UND DER VAMPIR VON LONDON
Vor einem Jahr entdeckte Theater der Jugend-Direktor Thomas Birkmeir, der von Zeit zu Zeit auch gern und erfolgreich Jugendstücke schreibt, die Tauglichkeit von Meisterdetektiv Sherlock Holmes für einen amüsanten Theaterabend. Der Erfolg für den „Hund der Baskervilles“ war so groß, dass man sich keine Zeit mit der Fortsetzung ließ – prompt ist sie mit „Sherlock Holmes und der Vampir von London“ da, und wieder ist die brillante Machart, die beim ersten Versuch so eingeschlagen hat, dieselbe.
Denn da gibt es keinen Realismus, im Gegenteil: Nur Holmes und Dr. Watson sind „echte Menschen“, alle anderen werden von lebensgroßen Puppen gestaltet, die im Stil des japanischen Bunraku-Theaters von menschlichen, zwar sichtbaren, aber „unsichtbar“ gedachten Spielern bedient und geführt werden. Und der gewünschte Effekt, dass man die dahinter stehenden Menschen sofort vergisst und sich nur noch auf die köstlichen Pappmaché-Köpfe (gestaltet von Julia Elisabeth Beyer) und wabbelnden Körper konzentriert, stellt sich wieder nach kürzester Zeit ein.
Wie ungerecht, denn die „Puppenspieler“ Christian Pfütze und Clemens Matzka, die ja perfekte Schauspieler sind und die Figuren auch durch ihre Stimmen meisterlich charakterisieren, leisten schlechtweg Außerordentliches und bestimmen das Vergnügen des Abends.
Nach dem Motto „Never change a winning team“ hat sich Thomas Birkmeir als sein eigener Regisseur auch wieder dieselben Darsteller für Sir Arthur Conan Doyles Helden gesichert (die ja mittlerweile auch auf unseren Fernsehschirmen in ihrer neuen Fassung mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman zu Recht so großen Erfolg haben): Uwe Achilles ist der witzig-nüchterne Sherlock und Frank Engelhardt der so emotionale Dr. Watson, die so fabelhaft zusammen passen und spielen.
(...)
Renate Wagner
Materialien
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