2013/2014
King A - Eine Ode an jedes Ritterherz 11 +
von Inèz Derksen
Übersetzung aus dem Niederländischen von Eva Maria Pieper
Stückinfo
Ort: | Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3 |
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Zeitraum: | 10. Oktober 2013 - 14. Dezember 2013 |
Premiere: | 15. Oktober 2013 |
Dauer: | 01:30 |
Regie: | Frank Panhans |
»Artus: Was ist gut für dieses Land?
Inèz Derksen. King A
Und was ist gut für mich?
Kai: Zweifeln, das ist gut für dich. Du bist mein Bruder,
und Brüder helfen einander. Und was machst du?
Zweifeln, zweifeln, zweifeln.«
Ritter sind so ausgestorben wie Dinosaurier. Was von ihnen noch übrig
ist, steht im Museum: altes, verrostetes Blech.
Sollte der Britannenkönig Artus jemals gelebt haben, hat sich sein Leben längst ins Mythenhafte verirrt. Phantastische Sagen ranken sich um seine Heldentaten, die ursprünglichen Legenden haben sich mit Märchen und Fabeln vermischt. Und doch: Das alles ist nur ein Zeichen, wie sehr diese Gestalt die Menschen seit jeher fasziniert und beschäftigt. Was ist die Geschichte? Artus, unehelich geboren, vom Zauberer Merlin unterrichtet und beschützt, zieht ein Schwert aus einem Stein und wird so zum König der Briten. Er wehrt die vorrückenden Sachsen ab, schart mächtige Mitstreiter um sich und führt seinen Hof höchst fortschrittlich – eher in Team- als in Königsmanier. Das demokratische Prinzip der »Tafelrunde« wurde angeblich von ihm erfunden. Doch der größte Feind sollte ihm aus der eigenen Familie erwachsen…
Verhärmt stirbt er schließlich, ungewiss, ob sein Weg der richtige war.
Altes Rittergewese? Blechernes Historienzeugs? Idealistischer Humbug? Im Gegenteil! Inèz Derksens Stück »King A« stellt uns die großen Menschheitsfragen: Was ist Liebe? Wie treu kann/muss man sein? Darf man gegen seine Freunde entscheiden? Wie steht man für seine eigenen Werte ein? Ist die Suche nach dem Glück hoffnungslos?
»King A« lässt uns auf amüsante Art und Weise »den Ritter in uns« suchen. Vielleicht ist ein wahrer »heutiger« Ritter der- oder diejenige, der/die sich auf die Kunst versteht, trotz aller Hindernisse und Widerstände, den Idealen und Träumen treu zu bleiben?
Das Stück wurde vielfach inszeniert, zu mehreren Festivals eingeladen und mit dem Brüder Grimm-Preis des Landes Berlin ausgezeichnet.
Aufführungsrechte: Theaterstückverlag, Korn-Wimmer, München
Besetzung
Schsuspieler 1 / Erzbischof / Lancelot | Benjamin Plautz |
Schauspieler 2 / Kai | Benedikt Keller |
Schauspieler 3 / Merlin | Jürgen Heigl |
Schauspieler 4 / Artus / Schwarzer Ritter | Jan Hutter |
Schauspielerin / Mädchenritter / Guinevere | Felicitas Franz |
Edelleute / Landstreicher und weitere Rollen | Ensemble |
Regie | Frank Panhans |
Bühne und Video | Silke Pielsticker |
Kostüme | Andrea Bernd |
Licht | Hans Cizek |
Choreographie | Marcus Grolle |
Dramaturgie | Markus Felkel |
Assistenz | Nina Baak |
Hospitanz, Schlussprobenassistenz und Inspizienz | Barbara Bogdany |
Kritiken
Der Standard – 18.10.2013Im Turnsaal auf Âventiure: "King A" im Theater der Jugend
Ein Ritter sein, das hat schon was: stark und furchtlos gegen Ungerechtigkeiten kämpfen und die Ehre der Ritterschaft hochhalten. So denken im Theater im Zentrum vier Burschen und ein Mädchen, die sich in Inèz Derksens Erfolgsstück "King A - Eine Ode an jedes Ritterherz" als Artus, Merlin, Kai, Lancelot und Guinevere (Jan Hutter, Jürgen Heigl, Benedikt Keller, Benjamin Plautz und Felicitas Franz) erproben. Im Turnsaal stellen sie Episoden der Artussage nach, die Tafelrunde formiert sich beim Mittelkreis zusammen. Teile des Sprungkastens dienen hier als Sitzgelegenheit, zwischendurch kann man an den herabhängenden Ringen baumeln.
Die Spieler erzählen, wie der unbedarfte Artus zum König wird und vom wahrhaft unritterlichen Gspusi zwischen seiner Königin Guinevere und Lancelot. Angetrieben von den entgegengesetzten Charakteren des weisen Merlin und des antidemokratischen Schlitzohrs Kai versuchen die Jugendlichen herauszufinden, wie man am besten zusammenlebt, wie mit Verantwortung und Lügen umzugehen ist.
War die letztjährige Inszenierung des Stücks am Schauspielhaus Graz auf die Lebensrealität zugewanderter Jugendlicher zugeschnitten, so ist die Regiearbeit von Frank Panhans für das Wiener Theater der Jugend allgemeiner und trotz gut choreografierter Kampfszenen ruhiger. Die einleitende Geschichte zur Tafelrunde bleibt kopflastig. Wenn sich Artus später jedoch bis über beide Ohren verknallt, ist das Publikum (ab elf Jahren) gleich bei der Sache.
Mit einfachen aber stimmungsvollen Mitteln (Bühne und Video: Silke Pielsticker, Kostüme: Andrea Bernd) wird eine packende Geschichte geboten, die die Themen der Sage nachvollziehbar herausarbeitet. So macht King A Mut, den Herausforderungen des Lebens mit einem starken Ritterherzen zu begegnen.
Dorian Wallner
Kronen Zeitung – 17.10.2013
Schwertschwinger!
„King A – Eine Ode an jedes Ritterherz“ von Inèz Derksen, wird im Theater im Zentrum zur furiosen Selbsterkundung einer Generation voll vager Hoffnungen. Mitreißend setzt Regisseur Frank Panhans das fast 90-minütige Stück um die Themen wie Loyalität, Ehrbegriffe etc. mit Witz und Bewegung um.
Kaum eine Erzählung hat die Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten so sehr fasziniert wie die des König Artus und seiner tapferen Ritter: In England, dem Schauplatz der geheimnisvollen Geschichte, ist die Marke „Artus“ zu einer gewinnbringenden Wirtschaftskraft gereift.
Für die Menschen des Mittelalters wurde König Artus durch seine zahlreichen Taten und seine Lebensweise – streng nach den Regeln der ritterlichen Tugenden wie Ehre, Mitleid, Tapferkeit und Treue – zum Vorbild. Eine Schöpfung ragt jedoch besonders heraus: die Rede ist von der berühmten „Tafelrunde“.
Altes Ritterwesen? Blechernes Historienzeugs? Idealistischer Humbug? Im Gegenteil! Inèz Derksens Stück „King A“ stellt uns die großen Menschheitsfragen: Was ist Liebe? Wie treu kann/muss man sein? Darf man gegen seine Freunde entscheiden? Wie steht man für seine eigenen Werte ein? Ist die Suche nach dem Glück hoffnungslos?
„King A“ lässt uns auf amüsante Weise „den Ritter in uns“ suchen. Dazu trugen auch die fabelhaften Darsteller bei: Mit spürbarer Begeisterung und vollem Körpereinsatz erzählten Felicitas Franz, Benjamin Plautz, Benedikt Keller, Jürgen Heigl und Jan Hutter die berühmte Legende um König Artus neu und zeichneten ein Bild einer Jugend, die sich ständig die Frage stellen muss, wie viel sie wert ist.
Florian Krenstetter
Wiener Zeitung – 17.10.2013
Regelbuch für echte Ritter
Aus jeder Spielkonsole purzeln den Kindern Black Knights in digital animierten Brutalvarianten und keusche Strahlehelden in goldenen Harnischen entgegen. Auf der Bühne im Theater im Zentrum, als Schulturnsaal hergerichtet, fügt sich ein jugendlicher Stockkampftrupp ins mythisch alte Bild von König Artus und seiner Tafelrunde. Die Holländerin Inèz Derksen markierte in "King A - eine Ode an jedes Ritterherz" für Buben wie für Mädchen einen ritterlichen Tugendweg.
Jungvolk höre! Ein "echter Ritter" braucht Ordnung, Frieden, Regeln. Er schreckt, so will es das Textbuch, vor keinem Risiko zurück, übt bis zum Umfallen und kommt nie zu spät. Alle Ritter miteinander brauchen einen König. Der sitzt als Gleicher unter Gleichen am runden Tisch.
Regisseur Frank Panhans serviert die seit Platon wiedergekäuten Tugendlehren ohne Moralinsäure mit einem überzeugenden Ensemble. Dabei werden die Spuren juveniler Ratlosigkeit, Unsicherheit nicht verwischt.
Kampfspiele, ein "Orden mit Regeln": So locken Jugendbewegungen seit der Romantik. Nur Woodstock war anders. Baut Panhans rechtem Beifall farbsymbolisch vor? Der gerechte, demokratisch gestrickte King A (Jan Hutter) trägt ein plissiertes rotes Römerröckchen, der den Waffenkult übertreibende Ungustl Kai (Benedikt Keller) eine blaue Hose. Der weise-verschlagene Druide Merlin (Jürgen Heigl) ist von Andrea Bernd schwarz wie ein Samurai gewandet.
Wenn auf Camelot die Liebe wie Feuer züngelt, kippt die Harmonie. Lanzelot (Benjamin Plautz), Brautwerber im königlichen Auftrag, minnt Guinevere (Felicitas Franz). Was anfangs Lockerungsübung mit dem Sportstab war, ist nun Krieg um das schuldig-unschuldig die Bubenordnung störende Weibchen. Ein ewiger Krieg. Doch im pädagogisch ausstaffierten Utopieraum Theater kehren die Beteiligten hoffnungsfroh an den runden Tisch zurück.
Hans Haider
Kurier – 21.10.2013
Wer den Holzstecken aus dem Stein zieht... "King A" im Theater der Jugend: Ein idealistischer Plan – doch er geht auf
Arthur und seine Ritter üben Kendo, also Holzstecken- statt Schwertkampf. Mentor Merlin trägt dazu eine weite Kampfsporthose, die anderen Tafelrundler legere Hausanzüge (Arthur wird nach seiner Krönung in ein wenig kleidsames rotes Wams schlüpfen – kein Wunder, dass sich seine Guinevere in Lancelot verschaut).
Das Theater der Jugend hat sich mit „King A. Eine Ode an jedes Ritterherz“ der niederländischen Autorin Inèz Derksen vorgenommen, einem jungen Publikum (ab 11) zu erklären was heutzutage Anstand, Tapferkeit und Treue bedeuten.
Ein idealistischer Plan – doch er geht auf.
Ambitioniert wagt sich die Tafelrunde an das Unternehmen, Entschlüsse über die Zukunft des Landes gemeinsam und gerecht zu fassen: Über Frauenrechte (sic!) und Bildung soll abgestimmt werden (wie auch bei heutigen Regierungsverhandlungen zickt immer mindestens einer herum). Auf einfachen Holzbänken (Bühne: Silke Pielsticker) darf keine Stimme, auch nicht die des Königs, mehr als andere zählen.
Damit die forcierte Gutmenschlichkeit nicht langweilt, streut man tolle Turnszenen (der Kampf mit dem Schwarzen Ritter gelingt eindrucksvoll) und Teenager-Dialoge ein. Arthur zu Lancelot: „Findest du mich attraktiv?“ Lancelot: „Du nervst!“
Schwierig zu erklären ist einzig die Dreiecksbeziehung zwischen Arthur, Guinevere und Lancelot. Aber welcher Erwachsene versteht so was schon? Frank Panhans führt das spielfreudige Ensemble einfühlsam, ohne übertrieben pädagogisch zu wirken.
Barbara Mader
KiKu – 16.10.2013
Ritter der Herzen - Gemeinsam gehen fünf RitterInnen der Tafelrunde Herausforderungen an
"Ein echter Ritter kommt nie zu spät", … "will bewundert werden", … "braucht sich nicht immer zu beweisen" - eine ganze Latte von – mitunter augenzwinkernden – Anforderungen nennen die vier Ritter und eine Ritterin zwischen Holzstock-Kampftänzen und rasantem Auftakt im neuen Jugendstück des Wiener Theaters der Jugend "King A – Eine Ode an jedes Ritterherz".
Erfinder des "runden Tisches"
Das von vielen Theaterhäusern und –gruppen in verschiedenen Versionen gespielte Stück der Niederländerin Inèz Derksen rückt einige spannende, oft weniger bekannte Seiten rund um den legendären König Artus ins Zentrum – ob wahr oder erfunden tut weniger zur Sache. Das beginnt schon damit, dass sich der junge Artus nicht unbedingt um das Amt des Königs reißt, auch wenn er der einzige ist, der das sagenhafte Schwert aus dem Stein ziehen kann. Dann besteht er auf dem runden Tisch, der Tafelrunde, an dem niemand Vorsitz führen kann und alle gleichberechtigt sind, auch der König. Sein Bruder Kai hält von all dem weniger, er will lieber kämpfen, kämpfen, kämpfen.
Artus härtester Kampf ist allerdings ein ganz anderer: Himmelhochjauchzend um das Liebesglück mit Guinevere – und fast gleichzeitig zu Tode betrübt, weil die und sein bester Freund Lancelot sich ineinander verlieben.
Gelungene Balance
Die seit Mitte Oktober im Theater im Zentrum gespielte Fassung ist eine sehr gelungene Balance zwischen (Selbst-)Ironie, tiefgehendem Ernst und viel Gefühl. Ob Jan Hutter als Artus und gleichzeitig Schwarzer Ritter, Benjamin Plautz als Lancelot, Felicitas Franz als um Gleichberechtigung kämpfende Ritterin Felicitas Franz oder gefühlsmäßig hin- und hergerissene Guinevere, Benedikt Keller als kampfwütiger Artus-Bruder Kai oder Jürgen Heigl als der abgeklärte Merlin - alle fünf spielen die große Bandbreite zwischen Gefühlstiefe, Ernst und Witz auf der großteils spartanisch dekorierten Bühne sehr überzeugend und glaubhaft.
Heinz Wagner
Materialien
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