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  • Karlsson vom Dach Karlsson vom Dach
 

2013/2014

Karlsson vom Dach 6 +

von Astrid Lindgren
in einer Fassung von Gerald Maria Bauer

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 11. Februar 2014 - 09. März 2014
Premiere: 13. Februar 2014
Dauer: 02:00
Regie: Gerald Maria Bauer

»›Wie alt bist du?‹, fragte Karlsson.
›Sieben‹, sagte Lillebror.
›Gut. Mach so weiter‹, sagte Karlsson.
›Wie alt bist du denn?‹, fragte Lillebror,
denn er fand, Karlsson sei eigentlich zu kindisch,
um ein Mann zu sein.
›Wie alt ich bin?‹, sagte Karlsson.
›Ich bin ein Mann in meinen besten Jahren.
Das ist das Einzige, was ich sagen kann‹«

Astrid Lindgren. Karlsson vom Dach

Lillebror ist ein ganz gewöhnlicher Junge mit einem ganz und gar nicht ungewöhnlichen Wunsch: einen Hund! Doch das kommt überhaupt nicht in Frage – sagen die Eltern. Lillebror soll sich doch lieber mit sich selbst beschäftigen, zum Beispiel ein Buch lesen. Wie langweilig!
Ein Glück, dass Lillebror eines Tages Besuch bekommt. Vom dicken Herrn Karlsson, »einem Mann in den besten Jahren«. Dieser Herr Karlsson hat auf dem Dach ein kleines Haus, das meist vom Kamin verdeckt wird, und auf dem Rücken einen Propeller, mit dessen Hilfe er durch die Lüfte fliegen kann.
Ganz schön verfressen ist Herr Karlsson, selbstsüchtig, gierig, listig und unzuverlässig! Aber eigentlich ein netter Kerl, hilft er doch Lillebror dabei, ein wenig mutiger und selbstsicherer zu werden.
Gemeinsam fliegen die beiden durch das Stockholmer Vasaviertel, beobachten Nachbarn und spielen ihnen Streiche. Bis zwei gefährliche Einbrecher in der Wohnung von Lillebror auftauchen. In einem abenteuerlichen Kampf mit vielen Tricks gelingt es den beiden schließlich, die Bösewichte dingfest zu machen.
Und nun ist es endlich Zeit, Herrn Karlsson der Familie vorzustellen – wie die wohl reagieren wird?
Astrid Lindgren gehört mit einer Gesamtauflage von 145 Millionen Büchern wohl zu den erfolgreichsten AutorInnen überhaupt. In einer Rede mit dem Titel »Niemals Gewalt« sagte sie: »Die Intelligenz, die Gaben des Verstandes mögen zum größten Teil angeboren sein, aber in keinem neugeborenen Kind schlummert ein Samenkorn, aus dem zwangsläufig Gutes oder Böses sprießt. Ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen und vertrauensvollen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist.«

Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf, Hamburg


Besetzung

Karlsson vom Dach Richard Panzenböck
Lillebror Svantesson Stefan Rosenthal
Mama Svantesson Pia Baresch
Papa Svantesson Christian Graf
Birger Svantesson Benjamin Plautz
Betty Svantesson Tanja Raunig
Pelle, Bettys neuer Freund Benjamin Levent Krause
Fille Benjamin Plautz
Rulle Benjamin Levent Krause
Hildur Bock Christian Graf
Goldsofie Tanja Raunig
Ein Feuerwehrmann Benjamin Plautz
Karlssons Stimme Simon Jaritz
Regie Gerald Maria Bauer
Bühne und Videogestaltung Sam Madwar
Kostüme Irmgard Kersting
Licht Christian Holemy
Puppenbau Julia-Elisabeth Beyer
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz und Inspizienz Felix Metzner
Hospitanz Sebastian von Lagiewski
Kostümhospitanz Tamara Holzweber

Kritiken

Wiener Zeitung – 15.02.2014

Heissa, hopsa, Karlsson ist da!

Karlsson vom Dach fliegt wie ein Hubschrauber, lügt wie gedruckt und ist ein grandioser Unruhestifter. In Gerald Maria Bauers gekonnter Inszenierung von Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker "Karlsson vom Dach", die nun im Theater der Jugend zu sehen ist, wird aus dem rätselhaften Wesen eine unwiderstehliche Bühnenfigur. Ihr anarchischer Witz strapaziert die Lachmuskeln des Publikums ab sechs Jahren.
Die Bühne des Renaissancetheaters stellt wahlweise eine Kleinbürgerwohnstube mit abgeschmackter Tapete oder ein unaufgeräumtes Kinderzimmer dar, darin agiert das achtköpfige Ensemble präzise und zugleich angenehm zurückgelehnt. Der Star der zweistündigen Aufführung ist eindeutig Karlsson. Der Clou: Er ist eine Klappmaulpuppe mit abstehenden Segelohren, Kulleraugen und einer schnarrenden Stimme, die perfekt die Tonlage der etwas selbstsüchtigen aber berückenden Figur trifft. Karlsson lebt in einem Haus auf dem Dach - und freundet sich mit dem achtjährigen Lillebror an. Innerhalb kürzester Zeit verwandelt der fliegende Heißsporn das Kinderzimmer in ein Trainingslager, in dem der Aufstand gegen die Autoritäten geprobt wird. Läuft ein Streich aus dem Ruder, quittiert er die Malaise: "Das stört doch keinen großen Geist." Wer will da widersprechen?

Petra Paterno


Kurier – 15.02.2014

„Das stört keinen großen Geist“ sollte man öfters sagen

Er ist ein gerade richtig dicker Mann in den besten Jahren: Karlsson vom Dach. Seinen Spruch „Das stört keinen großen Geist“ könnte man sich auch als Erwachsener hinter die Ohren schreiben. Das Theater der Jugend hat nun Astrid Lindgrens fantastischen Roman vom subversiven Propeller-Buben, der einem Kind über die Einsamkeit hinweghilft, wiederentdeckt. Unter Gerald Maria Bauers Regie agiert ein routiniertes Ensemble, Karlsson wird als Puppe in Szene gesetzt (die eher einem Affen als einem richtig dicken Mann gleicht, aber das stört keinen großen Geist ...). Wunderbar Bühne und Videogestaltung (Sam Madwar) – Flüge über die Dächer Stockholms. Die melancholische Musik unterstreicht, wie allein der kleine Lillebror in Wahrheit ist.

Barbara Mader


Kronenzeitung – 17.02.2014

Renaissancetheater

(...) Des Karlsson nahm sich nun das Theater der Jugend an und zeigt in einer Fassung von Gerald Maria Bauer die einfühlsame Geschichte eines ganz gewöhnlichen Jungen mit einem ganz und gar nicht ungewöhnlichen Wunsch: einen Hund!
Regisseur Gerald Maria Bauer und sein Team (Sam Madwar, Irmgard Kersting, Christian Holemy und Julia-Elisabeth Beyer) zaubern die hinreißende Geschichte magisch auf die Bühne. Ihm zur Seite hervorragende SchauspielerInnen, die begeistern: allen voran Richard Panzenböck als Puppe Karlsson (mit der Stimme von Simon Jaritz) und Stefan Rosenthal als Lillebror.

Florian Krenstetter


Der Standard – 18.02.2014

Klappmaul schlägt Manieren: "Karlsson vom Dach"

Als ein Mann in seinen besten Jahren oder schlicht "der beste Karlsson der Welt in jeder Weise" stellt sich Astrid Lindgrens Störenfried vor.
So leicht wie Pippi Langstrumpf oder Michel aus Lönneberga lässt sich Astrid Lindgrens feister Karlsson vom Dach, der derzeit im Wiener Theater der Jugend sein Unwesen treibt, nicht ins Herz schließen. Schließlich ist er egoistisch, verfressen, völlig manierenbefreit - und dann noch nicht einmal ein Kind!
Als ein Mann in seinen besten Jahren oder schlicht "der beste Karlsson der Welt in jeder Weise" stellt sich der Störenfried vor, als er mithilfe eines Propellers in das Zimmer des siebenjährigen Svante (Stefan Rosenthal) geflogen kommt. Dieser Svante ist wiederum der normalste Bub, den man sich vorstellen kann. Von allen nur Lillebror, "kleiner Bruder", genannt, wünscht er sich nichts mehr als einen Hund und etwas mehr Aufmerksamkeit. Zumindest Letzteres beschert ihm die Freundschaft mit Karlsson, auch wenn dieser von allen nur für eine Erfindung Lillebrors gehalten wird.
Tatsächlich umgibt den fliegenden Quälgeist ein Hauch des Unerklärten und damit auch Unheimlichen. Die Inszenierung von Gerald Maria Bauer im Renaissancetheater unterstreicht dies, indem sie Karlsson als Puppe auf die Bühne lässt (Bau: Julia-Elisabeth Beyer, Führung: Richard Panzenböck). Mit seinen großen starren Augen und einer aus dem Off quäkenden Stimme (Simon Jaritz) ist er so schräg wie das an ein aufgeklapptes Buch erinnernde Bühnenbild (Sam Madwar). Seine Streiche machen den Zuschauern ab sechs Jahren dennoch Spaß.
Der Schwarm von Lillebrors Schwester, zwei Einbrecher und die hantige Haushälterin - sie alle schlägt Karlsson in die Flucht. Diese aus den ersten beiden Karlsson-Büchern übernommenen Territorialkämpfe reihen sich gleichberechtigt aneinander. Wer da einen größeren Spannungsbogen vermisst (die Fassung stammt vom Regisseur selbst), für den hält Karlsson seine bei drohender Kritik erprobte Standardaussage bereit: "Das stört keinen großen Geist."

Dorian Waller


KiKu – 13.02.2014

Helfer gegen's Alleinsein "Karlsson vom Dach" - eine große Puppe unter lauter Schauspieler_innen. Bühnenfassung im Theater der Jugend in Wien

Da kommt einer dahergeflogen, macht dir Spielzeug kaputt, versaut den Boden deines Kinderzimmers – was natürlich Troubles mit deinen Eltern einbringen wird. Da kannst du dir in diesem Moment schon sicher sein. Bist es auch. Und was sagt der kleine „Zerstörer“ locker vom Hocker: „Das stört doch keinen großen Geist!“

"Ich hab immer niemanden"

Obendrein will er dauernd von dir Geschenke. Kriegt er’s nicht gleich, spielt er auf ziemlich sauer. Trotzdem geht er dir nicht auf die Nerven, ja du magst ihn. Warum?
Weil es sich bei diesem Jemand um Astrid Lindgrens „Karlsson vom Dach“ handelt. Und Svante Svantesson, von Eltern und den älteren Geschwistern Betty und Birger nur Lillebror (kleiner Bruder) genannt, mag den Karlsson. Sehr sogar. Bis zum Auftauchen des Kleinen mit dem Propeller auf dem Kopf musste Svante/Lillebror mehrmals verzweifelt feststellen: „Ich hab immer niemanden!“ Eltern? Keine Zeit! Die Geschwister registrieren den jungen Bruder fast nur, wenn er ihnen im Weg ist.
Ja, da nimmt der noch 7-Jährige natürliche vieles von dem in Kauf, was andere an Karlsson nerven würde. Ja es scheint ihn gar nicht wirklich zu stören – einen Freund, einen Gefährten gewonnen zu haben ist ja auch viel mehr als die dagegen klitzeklein wirkenden Widrigkeiten, die er sich dabei einhandelt.

Eltern und Geschwister halten Karlsson nur für ein Hirngespinst des Jüngsten der „ganz gewöhnlichen Familie“. (...) Wunderbar (...) die Beziehung zwischen Svante und Karlsson. Eine genialer Schachzug ist die Entscheidung, Karlsson als Puppe von einem Figurenspieler live auf der Bühne führen zu lassen – mit eingespielter Stimme eines Schauspielers. Animierte Video-Wolken vermitteln zwar einfach und hervorragend das Fliegen, aber wäre Karlsson nur eingeblendete Videofigur, würde sie Lillebror erst recht wieder real allein lassen und der Meinung seiner Familie Vorschub leisten, alles nur ausgedacht. Wäre Karlsson hingegen ein weiterer Schauspieler, würde dieser Figur das magische/Zwischenhafte fehlen.

Heinz Wagner


Materialien

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