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2011/2012

Des Königs liebstes Kind 6 +

nach Shakespeares König Lear von Ulrich Hub


Uraufführung

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 16. Februar 2012 - 24. März 2012
Premiere: 21. Februar 2012
Dauer: 01:45
Regie: Ulrich Hub

»Wie es schärfer nagt als Schlangenzahn,
ein undankbares Kind zu haben.«

William Shakespeare. König Lear

»Es war einmal« – so beginnen fast alle Märchen, und so könnte auch die Geschichte des alten sagenumwobenen Königs Lear beginnen, der seine drei Töchter auf die Probe stellt. Denn bevor er ihnen sein Erbe überlässt, will er wissen, welche der drei ihn am meisten liebt. Als Cordelia, die jüngste Tochter, sich dieser Frage verweigert, gerät der alte Mann in Zorn. Doch ob es wirklich richtig ist, nur Goneril und Regan, den beiden älteren Schwestern, sein Schloss und das ganze Reich zu vermachen? Denn Intrigen spinnen, das können die zwei, soviel sei verraten … Und somit geht es in der Folge reichlich turbulent zu im Schloss der Familie Lear. Neben dem König und seinen ungleichen Töchtern ist da ja auch noch Gloster, der es nur allzu gern sähe, wenn sich einer seiner Söhne Edmund und Edgar mit einer der Prinzessinnen verloben würde. Eine große Party soll endlich Klarheit für alle Beteiligten bringen – doch so richtig will sie nicht in Schwung kommen. Irgendwie haben sich alle etwas anderes erwartet. Und wo steckt eigentlich der König? Es steht zu befürchten, dass am Ende des Tages nur der Hofnarr noch etwas zum Lachen hat …
Der vielfach preisgekrönte Dramatiker Ulrich Hub – zuletzt erhielt er den renommierten Mülheimer KinderTheaterPreis – schreibt und inszeniert eine neue Fassung des bekannten Stücks von William Shakespeare und geht darin brandaktuellen Fragen nach. Was ist der Wert der Liebe? Kann man sie teilen? Ist genug für alle da? Kann ein Vater alle seine Töchter gleich gern haben? Und was ist eigentlich wirklich wichtig im Leben? Ein ebenso spannendes und berührendes wie komisches Stück rund um Eltern, Kinder und andere Katastrophen.

Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

Besetzung

Lear Horst Eder
Goneril Sara Livia Krierer
Regan Karin Lischka
Cordelia Tanja Raunig
Gloster Sebastian Eckhardt
Edgar Matthias Hacker
Edmund Joe Ellersdorfer
Regie Ulrich Hub
Ausstattung und Licht Grit Dora von Zeschau
Musik Ole Schmidt
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz Florian Pilz
Schlussprobenassistenz und Inspizienz Katharina Gerstmayr
Hospitanz Magdalena Gartner

Kritiken

Der Standard – 29.02.2012

Falsche Schmeicheleien, echte Zuneigung

König Lear trifft im Wiener Renaissancetheater (Theater der Jugend) Vorbereitungen für den Generationenwechsel. Shakespeares blutrünstige, von Verrat und Missgunst durchdrungene Tragödie für Kinder und Jugendliche? Warum nicht, dachte sich der deutsche Dramatiker Ulrich Hub und schrieb den Stoff für Kinder ab sechs Jahren um. In »Des Königs liebstes Kind« fällt kein Henkersbeil, spritzt kein Blut. Das dramaturgische Unterfangen gelingt mittels Reduktion, die Sprache wird mit Witz bereichert. Hub ist auch Regisseur und braucht für die Burganlage Lears nur ein königsrotes Hebepodest mit großem Holzrahmen und eine Drehbühne. Der König will wissen, wer weiter regieren darf und fragt seine drei Töchter Goneril (Sara Livia Krierer), Regan (Karin Lischka) und Cordelia (Tanja Raunig), welche ihn am meisten liebe. Während die älteren den Vater mit Schmeicheleien betrügen, ist ihm die ehrliche Zuneigung seiner jüngsten Tochter nicht genug. Er verbannt Cordelia als Todfeind. Horst Eder schlüpft in die Rolle des eitlen Herrschers, wobei sein Zorn manchmal undifferenziert ausbricht. Die Verstoßene erwägt, sich umzubringen, doch entscheidet sich für ein unschuldsweißes Clownkostüm, in dem sie den Shakespeare'schen Hofnarren ersetzt und unerkannt an den Hof ihres Vaters zurückkehrt. Geht das gut?
Es sind Täuschungs- und Verwirrszenen in bunten Kostümen, die sich in der Burg auf einer stimmungslosen Party und bei Sturm und Regen abspielen. Da ist der anbiedernde Gloster (Sebastian Eckhardt), der seinen geliebten Sohn Edgar (Matthias Hacker) nur allzu gerne an ein royales Fräulein vermählen möchte. Doch er rechnete nicht mit der Gerissenheit des ungeliebten Sohnes Edmund (Joe Ellersdorfer), der am Ende mit einem Feuerwerk so manches zu Fall bringt.

Sebastian Gilli


Kurier – 28.02.2012

Der kindgerechte Lear ist ein fröhlicher Furzkönig

„Ich hab’ Hunger“, ruft er trotzig seinen Töchtern zu. Wie ein bockiger kleiner Bub, der kein Nein gewohnt ist. Der alte König will umschmeichelt werden, will hören, wie lieb ihn seine Töchter Goneril, Regan und Cordelia haben.
Die zwei älteren erfüllen ihm prompt seinen Willen und lügen ihm vor, was er hören will. Cordelia, die jüngste, verweigert: Der Vater müsse doch spüren, wie sehr sie ihn liebe. Da brauche es keine falschen Lobhudeleien.
Der deutsche Dramatiker Ulrich Hub hat im Theater der Jugend etwas umgesetzt, was eigentlich unmöglich schien: das blutige Shakespeare-Drama „König Lear“ für Kinder zu adaptieren. „Des Königs liebstes Kind“ heißt nun seine Version, die Humor vor großes Drama stellt.
Aus dem eitlen Despoten wird bei Hub ein König, aus dessen „traurigem Hinterteil ein fröhlicher Furz kommt“. Die Blendung Glosters, der seine Söhne Edmund und Edward mit den Königstöchtern verheiraten will, wird ein großes Knallfrosch-Spektakel. Die Selbstverprügelung des intriganten Edmund ist eine Lachnummer.
Das Ensemble, angeführt von Horst Eder als König Lear, ist gut geführt – Tanja Raunig als brave Cordelia erntet die meisten Sympathien. Schlicht und schön ist das Bühnenbild – eine schiefe, rote Ebene, gekrönt von einem hellen Holzrahmen, in dem sich wie auf einem Bildschirm der Großteil der Szenen abspielt. Shakespeare, einmal ganz anders.

Susanne Lintl


Wiener Zeitung – 23.02.2012

Pantoffelheld im Pyjama

"König Lear" zählt zu den blutrünstigsten Shakespeare-Dramen. Dass dieses enigmatische Stück Theaterliteratur, in dem die Intrige waltet und der Wahnsinn tobt, durchaus auch für Kinder ab sechs Jahre geeignet ist, davon kann man sich nun im Theater der Jugend überzeugen.
Der deutsche Autor und Regisseur Ulrich Hub, 48, destilliert in der von ihm erstellten und inszenierten Fassung mit dem Titel "Des Königs liebstes Kind" aus dem Welt- ein Familiendrama. In Hubs sehr freier "Lear"-Bearbeitung geht es vorrangig um Leistungsdruck und die Konkurrenz der Geschwister, die um die Wertschätzung des Vaters buhlen. Hub, der bereits mehrfach für seine Kindertheaterstücke ausgezeichnet wurde, glückt erneut eine eindringliche Annäherung an das Thema Vaterliebe: Der Monarch verlangt auch in "Des Königs liebstes Kind" Liebesbeweise von seinen Töchtern; die beiden älteren schmeicheln ihm, die jüngste verweigert - und wird vom Familienoberhaupt verstoßen.
Auf der weitgehend leer geräumten Bühne gelingen dem siebenköpfigen Ensemble aberwitzige Momente (Wettfurzen zwischen König und Narr), slapstickartige Szenen (Raufhändel unter Brüdern) und berührende Augenblicke ("Wir sind nicht ruhig! Wir sind nicht gut! Wir sind nicht folgsam!", singen die ungeliebten Kinder). Horst Eder stellt als König Lear glaubhaft den tiefen Fall vom autoritär-virilen Familienoberhaupt zum grantigen Pantoffelhelden in Pyjama dar. Das heitere Zentrum der Aufführung ist Tanja Raunig als jüngste Tochter und Närrin. Lear, eine Lachnummer mit Tiefgang.

Petra Rathmanner


Kronenzeitung – 23.02.2012

Renaissancetheater: Ulrich Hub - Lear für Kinder

Shakespeare für Kinder! Im Renaissancetheater zeigt das Theater der Jugend unter dem Titel „Des Königs liebstes Kind“ Ulrich Hubs für Kinder gemachte Version von Shakespeares „König Lear“. Hub ist da gleichzeitig Bearbeiter und Regisseur. Die tiefe Tragik des Stoffes wird allerdings behutsam ausgeklammert.
So sieht Hub die älteren Töchter, Goneril und Regan, nicht ganz so bösartig und hinterhältig wie Shakespeare sie beschreibt. Geblieben sind aber ihre heuchlerischen Liebesbezeugungen, bis sie das Erbe erstritten haben. Geblieben ist aber auch der Versuch der jüngsten Tochter Cordelia, den heuchlerischen Beteuerungen schlichte Wahrhaftigkeit entgegenzusetzen. Als Clown versucht Cordelia, den Vater aufzunehmen, als ihn die älteren Töchter mit Hass verfolgen und in Kälte und Regen jagen.
Auch Gloster mit den zwei gegensätzlichen Söhnen Edmund und Edgar gibt es in Hubs Spiel, in dem Horst Eder als alter König Lear im langen roten Königsmantel umherirrt und der Brutalität der Töchter ausgesetzt wird. Sara Livia Krierer und Karin Lischka sind Goneril und Regan, ihre Lieblosigkeit wird durch Cordelia als Clown und viele Späße aufgewogen.
Tanja Raunig ist eine in ihrer Wahrhaftigkeit überzeugende Cordelia, Sebastian Eckhardt der uneinsichtige Gloster, Edgar und Edmund werden mehr oder weniger drastisch von Matthias Hacker und Joe Ellersdorfer gespielt.
Ein effektvolles Bühnenbild von Grit Dora von Zeschau ermöglicht häufigen Schausplatzwechsel. Und ein Feuerwerk auf der Bühne ruft natürlich das helle Entzücken der kleinen Zuschauer hervor, die letztlich durch die Tragödie aber ein wenig überfordert sind.

Volkmar Parschalk


Der Neue Merker – 22.02.2012

WIEN / Renaissancetheater: DES KÖNIGS LIEBSTES KIND

William Shakespeare wäre etwas harte Kost für ein kindliches Publikum von 6 bis 12 Jahren, aber der preisgekrönte Jugendautor Ulrich Hub hat sich für das Wiener Theater der Jugend da etwas Besonderes ausgedacht: „König Lear“ reduziert darauf, was die Kinder begreifen können – weil sie es ja selbst leben und erleben. Lear als Beispiel für „Eltern und Kinder, Kinder und Eltern“ – und wie viele Probleme man miteinander hat.
Für die Kinder ist der „Herr König“, der da oben steht (in einer so sparsamen wie gelungenen Ausstattung von Grit Dora von Zeschau, eine schiefe Ebene, ein „Theaterportal“ rumdum, mehr braucht es nicht), einfach ein lästiger Papa, der seine Töchter sekkiert, ihm zu beweisen, wie lieb sie ihn haben. Und noch ein anderer ebenso lästiger Papa, der heißt Gloster, dem an seinen beiden Söhnen Edgar und Edmund nichts recht ist. Sieben Personen, zwei Familien, ein bisschen Palast, ein bisschen Verlorenheit in der Heide. Der Stoff wird kühn bearbeitet, Cordelia verwandelt sich in einen Clown, der den schlecht behandelten Papa Lear begleitet, Gloster wird zwar auch blind, wie bei Shakespeare, aber nur vorübergehend – tatsächlich hat Ulrich Hub für die jungen Zuschauer nicht den grauenvollen Pessimismus des Originals bieten wollen, sondern am Ende die allgemeine Harmonie gesetzt – niemand stirbt (außer Lear friedlich ganz am Ende), alle haben sich lieb. (...)
In der Regie von Autor Ulrich Hub ist Horst Eder der törichte Lear, Tanja Raunig besonders dann eine liebenswert-reizvolle Cordelia, wenn sie in das Clown-Kostüm schlüpft. Sara Livia Krierer und Karin Lischka als Goneril und Regan erhalten von Hub (als Autor und Regisseur) mehr Möglichkeit, sich nicht ganz so unmenschlich zu gebärden wie die Shakespeare-Vorgängerinnen, Sebastian Eckhardt als Vater und Matthias Hacker sowie Joe Ellersdorfer als Söhne agieren ihre Problematik weitgehend komödiantisch aus. (...)

Renate Wagner


Materialien

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