2011/2012
Das größte Abenteuer der Welt 6 +
von Shaun Prendergast in der Übersetzung von Marlene Schneider
Deutschsprachige Erstaufführung
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 07. Oktober 2011 - 21. November 2011 |
Premiere: | 11. Oktober 2011 |
Dauer: | 02:00 |
Regie: | Henry Mason |
»Jonty: Und dann, eines Tages, höre ich ein Flüstern hinter der Mauer, und dann erscheint eine Hand und dann eine zweite Hand, und dann eine dritte und eine vierte, ich denke, nein, das kann nicht sein … aber es stimmt. Sie sind es!«
Shaun Prendergast. Das größte Abenteuer der Welt.
Der mehr als gut behütete Jonty hat eigentlich nur einen brennenden Wunsch: Er würde so gerne die Welt außerhalb der hohen Mauern kennen lernen, die den Garten der Familie begrenzen. Doch seine Eltern finden das viel zu gefährlich! Und so fristet Jonty sein Dasein alleine im Garten – sogar seine Katze ist ihm davongelaufen. Ein weiterer Nachmittag voller Langeweile zeichnet sich ab – bis aus heiterem Himmel ein Beutel über die Mauer gesegelt kommt und vor seinen Füßen landet. Als auf den Beutel auch noch ein fremder Junge folgt, ist Jonty baff. Denn Mickser, so der Name des Jungen, weiß, wo’s lang geht, und er nimmt Jonty gerne mit hinaus in die Welt. Auch wenn ihm klar ist, dass er das erstens nicht darf und zweitens nicht sollte: Gemeinsam überklettern sie die Gartenmauer – und Jontys großes Abenteuer beginnt. Über Vorortstraßen geht es auf die Wiese zum Jahrmarkt. Alles dreht sich, alles duftet, alles ruft, alles lockt. Aber ohne Geld gibt es dort leider kein Vergnügen. Für Mickser ist auch das zum Glück kein Problem, er weiß, wie man sich die nötigen finanziellen Mittel beschaffen kann. Nur teilen, das will er mit Jonty nicht. Da mischt sich Nadia ein, und die lässt sich auch vom vorlauten Mickser nichts sagen. Schnell macht sie ihm klar, dass sie mehr vor hat als nur Karussell zu fahren: Sie will mit einem Raumschiff ins Universum. Denn die Unendlichkeit, die beginnt hinter dem Horizont, im Wald, gleich nach dem Schild »Betreten verboten« …
Um Abenteuer erleben zu können, muss man seine Angst überwinden. Und auch Freundschaften erfordern Mut, und erst Recht das Erkämpfen von Freiheit. In dieser Abenteuergeschichte, die das Theater der Jugend als deutschsprachige Erstaufführung zeigt, geht es um die Lust, gemeinsam mit anderen das Unbekannte zu entdecken.
Aufführungsrechte: Theaterstückverlag, München
Besetzung
Jonty | Jan Alexander Zabbée |
Mickser | Joe Ellersdorfer |
Nadia / Schulkind / Bruder / Scherge / Ausrufer | Natalie Ananda Assmann |
Lehrerin / Bruder / Skelettorette / Ausrufer / alte Frau / Nadias Oma / Nadias Mutter / Traumpirat / Bandenmitglied | Michaela Kaspar |
Schulkind / Vater / Damien / Scherge / Ausrufer / Krokodil / Polizist / Bandenmitglied | Uwe Achilles |
Schulkind / Mutter / Bruder / Scherge / Ausrufer / Krokodil / Polizistin / Bandenmitglied | Doris Prilop |
Schulkind / Damiens Vater / Bruder / Dr. Mega-Tod / Ausrufer / Pfarrer / Nadias Vater / LKW-Fahrer / Traumpirat / Krokodil / Polizist / Bandenmitglied | Camil Morariu |
In weiteren Rollen | Ensemble |
Regie | Henry Mason |
Bühnenbild | Michaela Mandel |
Kostüme | Moana Stemberger |
Licht | Christian Holemy |
Musik | Matthias Bauer |
Videogestaltung | Jacob Groll |
Puppenbau und Puppentraining | Gerti Tröbinger |
Dramaturgie | Marlene Schneider |
Assistenz und Inspizienz | Eva Maria Gsöllpointner |
Hospitanz | Philipp Ehmann |
Kritiken
Kurier – 14.10.2011Die Freiheit hinter dem Gartenzaun
„Das größte Abenteuer der Welt“ im Theater der Jugend.
Weglaufen und ein richtiges Leben haben, das wünscht sich Jonty mehr als alles andere auf der Welt. Ein richtiges Bubenleben mit Dosenschießen auf dem Jahrmarkt, Wettrennen im Einkaufswagerl oder einen Apfel klauen. Harmlose Dinge, die dem behüteten Buben bisher verwehrt blieben. Seine Mutter wird schon hysterisch, wenn er nur mit anderen Kindern nach der Schule auf den Spielplatz gehen will.
Aber dann klettert der ausgebuffte Mickser über die Gartenmauer und nimmt Jonty mit in die Welt „da draußen“ mit ihren Freuden und Tücken. Als Dritte im Bunde gesellt sich die resolute Nadja zu ihnen.
Es ist eine kunterbunte Reise in die Welt kindlicher Entdeckerlust, des zumindest kurzfristigen Sich-Abnabelns von den Eltern, zu der Regisseur Henry Mason die Kinder und Erwachsenen im Renaissancetheater mitnimmt. Ein kurzweiliger Trip in die Gedankenwelt Jugendlicher, die hin- und hergerissen sind zwischen dem Bedürfnis, ultracool zu wirken und doch noch abends ihre Streicheleinheiten von Mama bekommen wollen. „Ein Stück über das Erwachsenwerden zu schreiben“ war die Intention des britischen Autors Shaun Prendergast, der als Zuschauer zufrieden verfolgte, was die Wiener Theaterprofis aus seinem Stück gemacht haben.
Begeistert von „Jonty“ Jan Alexander Zabbée, „Mickser“ Joe Ellersdorfer und „Nadia“ Natalie Ananda Assmann war auch das unbestechliche, vorwiegend aus Sechs- bis Zehnjährigen bestehende Publikum. Ein bisschen Lust auf Abenteuer, das hat doch jeder.
Susanne Lintl
Wiener Zeitung – 13.10.2011
Alle Tage Abenteuer - Das Theater der Jugend eröffnet die Spielzeit mit juvenilen Entdeckungsreisen
Wer ausnahmslos das macht, was erlaubt ist, verpasst die wirklich tollen Erlebnisse. Mit dieser Erkenntnis sehen sich die drei Protagonisten in Shaun Prendergasts "Das größte Abenteuer der Welt" konfrontiert. Mit dem 2006 uraufgeführten Stück eröffnet das Theater der Jugend nun die aktuelle Spielzeit im Renaissancetheater.
Der behütete Jonty (Jan Alexander Zabbée), den seine überängstlichen Eltern kaum je aus den Augen lassen, lernt zufällig Mickser (Joe Ellersdorfer) kennen, einen Jungen aus einer Problemfamilie, der sich selbst überlassen ist. Die beiden schließen Freundschaft, gründen eine Bande, reißen von zu Hause aus, lernen auf einem Jahrmarkt Nadia (Natalie Ananda Assmann), ein Mädchen mit Migrationshintergrund, kennen. Sie ist nach einer Mutprobe, bei der Hotdogs, Zuckerwatte sowie eine Achterbahn entscheidende Rollen spielen, mit von der Partie. Schließlich entdeckt das ungleiche Trio ein abgesperrtes Areal, das tatsächlich ein großes Abenteuer verspricht.
Jonty, Mickser und Nadia überwinden den Zaun, betreten verbotenes Terrain - und das Wagnis beginnt.
Mit Piraten und Krokodilen
Die Ausgangssituation von "Das größte Abenteuer der Welt" - grundverschiedene Protagonisten, die sich dem Nervenkitzel aussetzen und schließlich dicke Freunde werden - ist in der Kinderliteratur ein vertrauter Topos. Die zweistündige Aufführung besticht deshalb auch weniger durch ihren Inhalt, als vielmehr durch ihre bemerkenswerte Umsetzung.
Regisseur Henry Mason versteht es meisterhaft, im Handumdrehen auf der Bühne unterschiedliche Stimmungen zu erzeugen - da machen Geister etwa johlend Jagd auf die jugendlichen Helden; bereits im nächsten Augenblick ersteht, untermalt mit einigen Takten Musik und mit Hilfe von ein wenig Glitter und Glamour, die Welt der Gaukler und des Tingeltangel. Ehe man sich’s versieht, schleichen zwei waschechte Piraten durchs Bühnenbild, schwer beladen mit einer Schatzkiste. Ein Krokodil treibt ebenfalls sein Unwesen und die neun Planeten des Sonnensystems baumeln als Ballone vom Bühnenhimmel.
Die Spielfreude des achtköpfigen Ensembles, das mehr als 40 Rollen verkörpert, ist beachtlich. Imposant ist auch die Wandlungsfähigkeit des Bühnenbilds von Michaela Mandel, das im Grunde ein raumfüllendes Klettergerüst darstellt, das so - mit Schaukel, Leitern und Hängebrücken - auf jedem beliebigen Spielplatz stehen könnte. Im Stück mutiert das simple Turngerät allerdings zum Ausgangsort der juvenilen Entdeckungsreisen mit dem hoffnungsfrohen Motto: "Mach aus dem heutigen Tag das größte Abenteuer der Welt."
Petra Rathmanner
Die Presse – 14.10.2011
Das Abenteuer hinterm Gartenzaun
Theater der Jugend: Henry Mason, ein Garant pfiffiger Regiearbeit, hat im Renaissancetheater ein Stück inszeniert, das zu viele Themen anreißt.
Die meisten guten Kinderbücher funktionieren nach demselben Schema. Da zieht einer hinaus in die Welt – mag das ein Kind namens Jim Knopf sein oder ein Eisbär namens Lars oder ein Clownfisch namens Nemo – und besteht Abenteuer sonder Zahl. Es ist das Thema der Kindheit: eine Zeit, in der ein Tag im Kindergarten Aufregendes genug bietet.
Der britische Schauspieler und Dramatiker Shaun Prendergast hat in seinem Stück eine Variation dieses Plots geschrieben: „Das größte Abenteuer der Welt“ handelt vom überbehüteten Jonty (Jan Alexander Zabbée), der allein im Garten spielt und sich nach Gesellschaft sehnt. Da springt ein älterer Bub (Joe Ellersdorfer) über den Zaun und nimmt ihn mit. Auf den Spielplatz. Auf den Rummelplatz. An einen See. Dort nimmt das Unheil seinen Lauf, jedenfalls fast. Denn auch das gehört zu diesen Geschichten: Am Ende kehrt der Ausreißer zurück, und alles geht gut aus.
Henry Mason hat die Geschichte mit viel Esprit inszeniert, das kennt man von ihm: Er war für einige der knalligsten und zugleich subtilsten Inszenierungen verantwortlich, die im Theater der Jugend in den letzten Jahren zu sehen waren.
Wie viel die Darsteller allein schon körpersprachlich auszudrücken wissen, wie viel an Trotz, an Freude, an Unsicherheit! Auch für die Eltern findet Mason gemeinsam mit Doris Prilop und Uwe Achilles das rechte Maß zwischen (Wieder-)Erkennbarkeit und Karikatur. Wunderbar, wie der Bub seine Mama löchert, ihm eine Katze zu schenken. Auf welch vielfältige Weise und in wie vielen Situationen eine Mutter „Nein“ sagen kann! Und am Ende lenkt sie dann doch ein.
(...)
Bettina Steiner
www.der-neue-merker.eu – 14.10.2011
WIEN / Theater der Jugend im Renaissancetheater: DAS GRÖSSTE ABENTEUER DER WELT von Shaun Prendergast
Wer kennt die Situation nicht (wenn er am Ende nicht selbst gar ein Betroffener war!): Mama ist unendlich lieb, aber so ängstlich, dass sie ihr Goldkind nur einsperren kann, um ihn von der bösen, bösen Welt zu bewahren. Da muss schon ein kleiner Außenseiter auf der Flucht über die Mauer in seinen Garten kommen, damit der kleine Jonty einmal etwas „erlebt“.
Der britische Autor Shaun Prendergast ist in seiner Heimat ein bekannter Autor und Theatermann, und Henry Mason, Chefregisseur des Theaters der Jugend und seinerseits auch Brite, hat dieses dynamische Jugendstück im Renaissancetheater mit jener Verve zur deutschsprachigen Erstaufführung gebracht, die seine Inszenierungen auszeichnen. Der Autor lässt seine Phantasie hoch fliegen, die Kinder wähnen sich sogar in einem Piratenschiff von einem Riesenkrokodil verfolgt (wofür Mason dann noch einen Puppenbauer engagiert hat), auf dem Bühnenbild von Michaela Mandel lässt sich prächtig herumturnen, mehr brauchen die Kinderherzen nicht. Prendergast legt allerdings Wert darauf, dass hier nicht nur eine halb geträumte Abenteuer-Handlung stattfindet, sondern dass immer wieder in die Realwelt der Kinder geblickt wird, vor allem dort, wo Eltern für ihren Nachwuchs gewaltigen Stress bedeuten… Freilich, dass als Höhepunkt von Jontys Emanzipation eine gewaltige Beschimpfung der Mama steht, wird nicht alle Pädagogen glücklich machen, aber keine Frage, den Kindern gefällt’s…
Mit Jan Alexander Zabbée als Jonti, Joe Ellersdorfer als nicht ganz so bravem und großmäuligem (und am Ende gar nicht so tollen und tapferen!) Freund und Natalie Ananda Assmann als Freundin sind die „Kinder“ bestens besetzt. Doris Prilop ist die problematische, Michaela Kaspar die vorbildliche Mama, Uwe Achilles und Camil Morariu teilen sich die Männerrollen, und am Ende wundert man sich, wenn sich nur sieben Darsteller verbeugen, denn alle müssen sich ununterbrochen verwandeln und umziehen (da muss Kostümbildnerin Moana Stemberger Kunststücke geleistet haben), und sie imaginieren Dutzende von Figuren, die die Szene immer füllen.
Wie alle Kinderstücke transportiert auch dieses seine Botschaft – nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Viel Applaus, zu dem Henry Mason auch den Autor Shaun Prendergast auf die Bühne holte.
Renate Wagner
Kronenzeitung – 22.10.2011
TdJ: „Das größte Abenteuer der Welt“. Der Entdeckergeist!
„Das größte Abenteuer der Welt“ von Shaun Prendergast ist ein Stück über Freundschaft, den Wunsch, zu einem „Team“ zu gehören, und die Sehnsüchte eines überbehüteten Kindes an der Schwelle zum Jugendlichen. Außerdem wird das Thema Verlust auf einfühlsame, aber unpathetische Art und Weise verhandelt.
Jonty ist in eine neue Umgebung gezogen. Seine Eltern sind überfürsorglich und lassen ihn nur im Garten hinter dem Haus spielen.
Als Mickser, der gerade auf dem Weg zu einem Jahrmarkt ist, über die Gartenmauer klettert, weht Jonty der Hauch von Abenteuer ins Gesicht. Auf dem Jahrmarkt treffen die Jungs Nadia, die auch ohne Erlaubnis dort ist. Die drei Abenteurer begeben sich auf einem halb gesunkenen Boot auf Schatzsuche. Doch was ist das Problem an Abenteuern: Sie stellen sich oft als dunkler und gefährlicher heraus, als man jemals erwartet hat, und als Jonty während eines Zwischenfalls mit einem Krokodil versehentlich mit einem Messer verletzt wird, müssen Mickser und Nadia schwierige Entscheidungen treffen…
Im Renaissancetheater sind die Kinder voll Enthusiasmus mit dabei: Da wird laut geschrien, mit dem Finger auf den Verursacher gezeigt und und und. Sichtlich geschmeichelt durch die Interaktion mit den Kindern, spielen Jan Alexander Zabbée (Jonty), Joe Ellersdorfer (Mickser) und Natalie Ananda Assmann (Nadia) einander gekonnt Bälle zu.
Ein kindlicher, aber nicht kindischer Nachmittag. Das Konzept geht auf!
Florian Krenstretter
Materialien
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