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  • Alice im Wunderland Alice im Wunderland
 

2011/2012

Alice im Wunderland 6 +

Ein neues Musical von Henry Mason und Thomas Zaufke
nach den Alice-Romanen von Lewis Carroll


Uraufführung

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 30. Mai 2012 - 27. Juni 2012
Premiere: 01. Juni 2012
Dauer: 02:20
Regie: Henry Mason

»Die Königin wurde vor Wut puterrot, starrte Alice einen Augenblick bitterböse an, dann kreischte sie: „Hackt ihr den Kopf ab! Hackt ihr ...“ – „Quatsch!“, sagte Alice so laut, dass der Königin der Satz im Hals stecken blieb.«

Lewis Carroll. Alice im Wunderland

Ein heißer Sommernachmittag im Jahre 1862. Ein Picknick auf dem Fluss. Der kleinen Alice Liddell ist langweilig. Sie bittet um eine Geschichte – eine mit möglichst viel Unsinn drin. Der Mann an den Rudern ist der Familienfreund Charles Lutwidge Dodgson, ein menschenscheuer Dozent für Logik und Mathematik am renommierten Christ Church College in Oxford. Aber jetzt beginnt der zu erzählen: von einem weißen Kaninchen mit einer Uhr in der Westentasche und dem unerschütterlichen kleinen Mädchen, das ihm hinterher jagt und durch ein Kaninchenloch direkt ins Wunderland hinabpurzelt … Aus der Geschichte, die Dodgson – besser bekannt unter seinem Pseudonym Lewis Carroll – an jenem Nachmittag aus dem Stegreif erzählte, entstanden später die Nonsens-Romane »Alice im Wunderland« (1865) und »Alice hinter den Spiegeln« (1872), die zu den bekanntesten, vielzitiertesten und meistgeliebten Kinderbüchern der Welt zählen. Seit fast 150 Jahren sind Kinder wie Erwachsene, Mathematiker wie Künstler, Filmemacher wie Autoren von Carrolls Traumwelten fasziniert. Wer kennt sie nicht: das weiße Kaninchen, den verrückten Hutmacher, die Grinsekatze oder die grimmige Herzkönigin?
Nun schreibt und inszeniert der britische Oberspielleiter Henry Mason eine neue »Alice« für das Theater der Jugend.
Das weiße Kaninchen hat die Törtchen der Herzkönigin geklaut. Dafür heißt es »Kopf ab!«. Kann Alice ihren heißgeliebten Gefährten vor der Willkür der Königin retten? Laut Regel 42 (der einzigen Regel, die im Wunderland gilt), nur, wenn sie den grausen Zipferlak, das Biest, das niemand mag, zur Strecke bringen kann. Dazu muss Alice tief in die Traumlandschaften des Wunderlands vordringen, wo ihr absurd unlogische, unsinnige Gestalten bei skurrilen Krockettspielen und Teegesellschaften das Leben schwer machen - zum großen Vergnügen des Publikums. Unsere »Alice« wartet auf mit viel wunderbarer Musik, Tanz und britischem Humor.

Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien

Besetzung

Alice Natalie Ananda Assmann
Der Vater / Der Löwe / Der Herzkönig / Die Glockenblume Uwe Achilles
Die Gouvernante / Die Herzkönigin / Die Tigerlilie Julia Ribbeck
Billy, Gärtnerjunge / Das Weiße Kaninchen / Die Biene Merten Schroedter
Der Großvater / Pik 2 / Die Raupe Horst Eder
Großtante Didi / Der Fischlakai / Zwiddeldum Barbara Spitz
Großtante Dele / Das Einhorn / Zwiddeldei / Der Käfer Karola Niederhuber
Der Butler / Die Flasche / Humpty Dumpty / Der verrückte Hutmacher / Die Rose Christian Graf
Der erste Lakai / Der Grinsekater / Der Spiegel-Grinsekater Robert G. Neumayr
Der zweite Lakai / Der Froschlakai / Der Zipferlak / Pik 5 / Der Siebenschläfer / Die Stubenfliege Jan Alexander Zabbée
Die Köchin / Die Herzogin / Die Spiegel-Herzogin Lynne Williams
Der Chauffeur / Die Pfefferköchin / Karo 7 / Das Mauerblümchen Peter Steiner
In weiteren Rollen Ensemble
Musiker Stephanie Hacker
Robert Pistracher
Bernd T. Rommel
Regie Henry Mason
Musik Thomas Zaufke
Choreographie Jerôme Knols
Ausstattung Jan Meier
Musikalische Leitung Stephanie Hacker
Licht Christian Holemy
Dramaturgie Marlene Schneider
Korrepetition Julia Kauper
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Barbara Bogdany

Kritiken

Der Standard – 05.06.2012

Sag der Vernunft auf Wiedersehen - Lust am Fantasieren: "Alice im Wunderland" im Wiener Renaissancetheater überzeugt auf vielfacher Ebene

Manchmal braucht es einen Ausflug in die Absurdität, um in der rationalen Welt wieder klar denken zu können. Das lebt die Protagonistin in Lewis Carrolls Alice-Romanen seit 1865 Kindern vor, die sich wie sie in der konformistischen Welt der Erwachsenen langweilen oder angesichts der unzähligen Benimmregeln verzweifeln.
Man würde meinen, der bekannte Stoff bedürfe keiner weiteren Kniffe, um auch auf der Musicalbühne zu überzeugen. Die Neuanordnung von Henry Mason am Wiener Theater der Jugend zeigt aber auf, dass die Lust am Fantasieren mit ein paar zusätzlichen Ideen noch wächst. Zum einen sind da das erstaunlich wandelbare Bühnenbild (Jan Meier), das vor allem durch den genialen Einsatz von Schrift überrascht, sowie die eingängige Musik von Thomas Zaufke, die live im Hintergrund der Bühne interpretiert wird. Zum anderen sind die Mehrfachrollen klug besetzt.
Jede Figur des viktorianischen Elternhauses bekommt ihre Entsprechung im Wunderland, und Alice lernt durch die Lösung von Konflikten im Traum, wie sie auch jene im Familienleben bewältigen kann. Zudem verbindet die Charaktere hier ein Beziehungsgeflecht, das die im Original eher disparaten Begegnungen glaubwürdig aufeinander bezieht.
Uwe Achilles (Vater/Herzkönig) und Julia Ribbeck (Gouvernante/Herzkönigin) machen ihre Sache gewohnt gut, sie geben ein herrlich ungleiches Königspaar ab. Besser machen es nur der hoppelnde Merten Schroedter (Gärtnerjunge/Weißes Kaninchen) und die souveräne, stimmlich wie spielerisch überzeugende Natalie Ananda Assman als Alice.
Mason hat Alice' Reise hinreichend motiviert, die freie Behandlung des Textes fügt der Inszenierung Stringenz hinzu. Am Ende steht eine der besten Adaptionen der letzten Jahre und ein aufregendes Musical, das für Kinder ab sechs Jahren konzipiert ist, aber auch Erwachsenen eine Möglichkeit bietet, der bedeutungsvollen Welt für zwei Stunden zu entfliehen.

Timon Mikocki


www.der-neue-merker.eu – 02.06.2012

WIEN / Theater der Jugend im Renaissancetheater: ALICE IM WUNDERLAND nach Lewis Carroll

Wenn das Theater der Jugend schlicht und einfach „Alice im Wunderland“ ankündigt, so hätte man manches erwartet – nicht aber, dass hier ein veritables Musical auf die Bühne gestellt wird, und das so souverän, dass man die Produktion unverändert in jedes echte „Musical“-Theater versetzen und damit reüssieren könnte. Das hat mit der geschickten dramaturgischen Fassung zu tun, die offenbar von dem Regisseur Henry Mason stammt, den flotten Liedtexten und vor allem mit der Musik von Thomas Zaufke, die weit mehr ist als nur die routinierte Rhythmik, die sonst in diesem Genre meist geboten wird.
Mason ist Brite, das heißt, dass Lewis Carrolls „absurdes“ Kinderbuch von Alice, die vom weißen Kaninchen in ein abstruses Wunderland mitgenommen wird, ihm sozusagen heilig ist – und das, so wie sie ist. Das bedeutet, dass die Geschichte weder modernisiert noch verfremdet wird, denn sie ist in ihrer „Originalfassung“ spontan, frech, hinterfragend und heutig genug. Da dürfen die Protagonisten ohne weiteres die Kostüme des vorigen Jahrhunderts tragen (Jan Meier besorgte die komplette Ausstattung, wobei er auf „weniger ist mehr“ setzte, aber in einfallsreicher Buntheit alles mitbrachte, was die Geschichte braucht). Und Mason stößt die jugendlichen Zuschauer nicht wie das Buch direkt ins Geschehen, sondern gibt dem Ganzen noch einen drolligen familiären Hintergrund, von dem aus Alice dann in die Traumwelt abdriftet, wobei er genaue Bezüge zwischen Wirklichkeit und Phantasie hergestellt hat.
Jetzt müssen nur noch die Darsteller können, was man ihnen abverlangt, und das ist stark – auch Choreograph Jerôme Knols ist gnadenlos: Da wird getanzt, dass sich im besten Sinn die Bretter biegen, und eine dreiköpfige Musiker-Band unter der Leitung von Stephanie Hacker sorgt im Hintergrund für nie erlahmenden Schwung.
Ananda Assmann ist eine Alice mit blonden Locken und in jenem Gewand, wie man sie aus den Zeichnungen der Original-Bücher kennt, und sie ist ein genau so kluges und forsches Kind, wie Carroll sie erdacht hat, spielend, singend, tanzend ohne einen Wunsch offen zu lassen. Besonderes Lob muss man Christian Graf in vielen Rollen spenden – lange Jahre in der Nestroy-Schmiede Schwechat haben aus ihm einen geistig und körperlich so außerordentlich beweglichen Darsteller gemacht, der in jeder seiner vielen Rollen brilliert. Wie auch Barbara Spitz und Karola Niederhuber, die zuerst ein köstlich-maliziöses Tanten-Duo ergeben und dann – auch immer im Gleichschritt – in den absurdesten Figuren wieder gefunden werden können.
Julia Ribbeck ist die sympathische Gouvernante und glitzernd böse Herz-Königin, Uwe Achilles der Papa und andere mehr, Horst Eder der Opa und andere mehr, Merten Schroedter ein weißes Kaninchen zum Verlieben, und auch alle anderen machen ihre Sache prächtig.
Bedenkt man, dass es in unserer Kinderbuch-Literatur diese „absurde“ Schiene eigentlich nicht gibt, ist das jugendliche Publikum mit höchstem Verständnis und höchstem Vergnügen bei der Aufführung mitgegangen. „Alice“ wie sie leibt und lebt und ein gelungenes Musical dazu – da sollte sich mancher „erwachsene“ Wiener Theaterbesucher, der sonst gar nicht auf die Idee käme, ins Theater der Jugend zu gehen, schleunigst Karten für das Renaissancetheater kaufen!

Renate Wagner


Kurier – 04.06.2012

Wiedersehen mit Raupe, Grinsekater & Herzkönigin

Es ist schwer, „Alice im Wunderland“ zu inszenieren: Zu viele haben sich schon über den Kinderbuchklassiker des Briten Lewis Carroll hergemacht und Tim Burton hat mit seiner optisch umwerfenden Verfilmung mit Johnny Depp 2010 die wohl ultimative Variante geliefert. Aber es geht: Man kann der altehrwürdigen Alice und ihren fantastischen Konsorten immer wieder neues Leben einhauchen. Das beweist Henry Mason im Theater der Jugend. Mit viel Tempo und Begeisterung vermittelnden Schauspielern lädt Mason auf seinen Wunderland-Musicaltrip. Natalie Ananda Assman in der Titelrolle kann nicht nur spielen, sondern auch singen (...). Ein Spaß für Jung und Alt.

Susanne Lintl


Kronenzeitung – 06.06.2012

Renaissancetheater: „Alice“ nach Carroll, Mason & Zaufke - Kaninchen & Grinsekater

(...) Von den Darstellern müssen die entzückende, forsche Alice von Natalie Ananda Assmann, die böse Herzkönigin von Julia Ribbeck, das Kaninchen von Merten Schroedter, der Grinsekater von Robert G. Neumayr sowie die schrecklichen Tanten von Barbara Spitz und Karola Niederhuber genannt werden. Uwe Achilles, Horst Eder, Lynne Williams und Christian Graf verkörpern Figuren, die Alice auf ihren Traumreisen begegnen.

Volkmar Parschalk


KiKu – 14.06.2012

Flottes Spiel verrückter Geschichten - Musical-Version von "Alice im Wunderland" im Wiener Theater der Jugend

Ein Lob der verrückten Fantasie – echt sauber gespielt und gesungen. (...) „Alice im Wunderland", die letzte Produktion dieser Spielzeit im Renaissancetheater, dem Hauptspielort des Wiener Theaters der Jugend, vereint beide Bücher des Mathematiklehrers an der renommierten britischen Oxford-Uni Charles Lutwidge Dodgson, die dieser unter dem Pseudonym Lewis Carroll vor rund 150 Jahren veröffentlicht hatte.
„Wunderland" und „hinter den Spiegeln" bekamen als Hauptfigur Alice aller Wahrscheinlichkeit nach, weil alles damit begonnen hatte, dass der Mathematiker der Tochter des Dekans, Alice Liddell, verrückte Geschichten erzählte. Und die ihm den Tipp gab, die doch aufzuschreiben. Was er auch erstmals als Geschenk zu deren 12. Geburtstag tat.
Die Geschichten rund um das kleine Mädchen, Grinsekatze, weißes Kaninchen und etliche andere Tiere und vor allem die verkehrten, kleiner und größer werdenden Welten wurde hier zu einem schönen zweistündigen Musical – mit Live-Musik diesmal aus der Bühnenmitte in luftiger Höhe – verdichtet. Für manche der Songs gibt`s Szenenapplaus des Publikums. Die schrägen Geschichten und Geschichtchen werden durch Alice-Darstellerin Natalie Ananda Assmann auch noch um die eine oder andere rebellische Szene bereichert – gegen die Gouvernante, gegen Regeln im allgemeinen, brav und vernünftig sein müssen.
Für etliche witzige Momente sorgt auch der alte Horst Eder, als vorgeblich vergesslicher Großvater ebenso wie als Raupe.

Heinz Wagner