2010/2011
Du bist ein Witz, Gary Boone! 6 +
von Louis Sachar
Bühnenfassung von Gerald Maria Bauer
Uraufführung
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 14. Februar 2011 - 19. März 2011 |
Premiere: | 16. Februar 2011 |
Regie: | Gerald Maria Bauer |
»Matt: Was ist los, Huhn?
Louis Sachar. Du bist ein Witz, Gary Boone!
Gary: Nenn mich einfach Gary. Nicht mehr Huhn.
Matt: Alles klar, Huhn.«
Diese Geschichte beginnt mit einem Lächeln. Es gehört Gary Boone, und der weiß es genau: Es gibt keinen Zweiten auf der Welt, der so gut Witze erzählen kann wie er, und wenn er groß ist, wird er als Stand-up-Comedian im Fernsehen Karriere machen. Doch leider steht er mit seiner Meinung alleine da. Seine Klassenkameraden halten ihn nämlich für einen Volltrottel. Als in der Floyd Hicks School ein Talentwettbewerb veranstaltet wird, ist für Gary vollkommen klar: Das wird sein größter Auftritt, und die Siegerprämie hat er bereits in der Tasche. Das gewinnt er mit links, denn er hat Talent.
Allerdings: Je härter er arbeitet, desto mehr muss er feststellen, dass seine Witze so gar nicht ankommen: »Rohrkrepierer« nennt man das in der Fachsprache. Zum ersten Mal sieht Gary der Realität ins Auge – und die ist gar nicht komisch. Da bleibt nur eines: Gary zieht die Notbremse. Keine Witze, keine Talentshow. Aus der Traum.
Und es bliebe dabei, wäre da nicht Mrs Snitzberry. Sie ist eine Erfindung in seinem Kopf und die Heldin vieler seiner Witze.
Dass ausgerechnet sie, über die er sich jahrelang lustig gemacht hat, ihm den Kick gibt, den er braucht, um zumindest an der Schule groß rauszukommen, davon erzählt die traurigkomische Geschichte aus der Feder des berühmten, unter anderem mit dem National Book Award und der Newbery Medal ausgezeichneten Kinder- und Jugendbuchautors Louis Sachar.
Das Theater der Jugend präsentiert nach »Bradley – letzte Reihe, letzter Platz« und »Löcher – Die Geheimnisse von Green Lake« nun ein drittes seiner Kinderbücher als Welturaufführung.
Aufführungsrechte: Kaiser Verlag, Wien
Besetzung
Gary Boone | Jan Alexander Zabbée |
Angeline Persopolis / Fred Furst | Natalie Ananda Assmann |
Abel Persopolis, ihr Vater | Alexander Braunshör |
Prentice Boone, Garys Mutter / Mrs Snitzberry | Pilar Aguilera |
Spencer Boone, Garys Vater | Sebastian Eckhardt |
Joe Reed | Jan Hutter |
Ryan Marsh | Sebastian Mock |
Brenda Thompson | Suse Lichtenberger |
Marsha Posey | Claudia Kottal |
Mrs Langley, Garys Lehrerin | Monica Anna Cammerlander |
Mrs Ward / Fernsehreporter | Peter Steiner |
Regie | Gerald Maria Bauer |
Ausstattung | Renate Schuler |
Licht | Lukas Kaltenbäck |
Musik | Klaus Erharter |
Bewegungscoach | Josef J. Borbely |
Dramaturgie | Markus Felkel |
Assistenz und Inspizienz | Eva Maria Gsöllpointner |
Hospitanz | Felix Metzner |
Kritiken
Wiener Zeitung – 18.02.2011Mit Witz und Showbiz auf dem Weg zu sich selbst
Gary ist ein netter, freundlicher Bub, der meist lächelt und der dauernd Witze erzählt. Was die Menschen in seiner Umgebung nicht besonders freut. Denn Garys Witze sind nicht wirklich komisch und werden von ihm obendrein auch schlecht erzählt. Er möchte später einmal Comedian werden, doch was ist los mit ihm? Der Zehnjährige hat Hemmungen, er versteckt sich hinter den Witzen, statt sie locker, fröhlich und mit ein bisschen Raffinesse darzubieten. Gary ist auf der Suche nach sich selbst, und den Weg dorthin hat er noch nicht gefunden. Doch dann wird ein Talentwettbewerb veranstaltet.
»Du bist ein Witz, Gary Boone!« heißt die Erzählung des preisgekrönten amerikanischen Schriftstellers Louis Sachar, die jetzt in der Übersetzung, Bühnenfassung und Inszenierung von Gerald Maria Bauer als Produktion des Theaters der Jugend im Renaissancetheater zur Uraufführung kam. Bauer zeichnet – unterstützt von Renate Schullers Ausstattung – minutiös den spießbürgerlichen Mief, dem Gary und die anderen Heranwachsenden entgehen möchten, am liebsten auf der Showbühne.
Jan Alexander Zabbée ist ein berührender Gary, der schließlich seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln beginnt. Pilar Aguilera brilliert als seiner Fantasie entsprungene, schräge Figur. Natalie Ananda Assmann ist reizend als Einzige, die seine Witze lustig findet. Vielleicht sind Kinder ab sechs Jahren noch etwas zu jung, um den Tiefgang der Geschichte zu verstehen, doch spüren sie wohl instinktiv wie bunt, aufregend und kompliziert das Leben ist, das auf sie zukommt.
Lona Chernel
Der Standard – 19.02.2011
»Du bist ein Witz, Gary Boone!« im Theater der Jugend
»Warum steht Mrs. Snitzberry mit geschlossenen Augen vor dem Spiegel?«, witzelt Gary Boone (Jan Alexander Zabbée) und feixt. Er weiß: Witzereißen ist seine Bestimmung. Mit dem Talentwettbewerb seiner Schule sieht er die große Chance gekommen.
»Du bist ein Witz, Gary Boone!« ist das dritte Buch von Louis Sachar, das Gerald Bauer für das Theater der Jugend übersetzt und inszeniert hat. Eine Drehbühne zeigt deutlich und schnörkellos die drei wichtigsten Plätze im jungen Leben des Protagonisten: die Schule als Ort des Widerstands, die bunte Welt seiner Freundin Angeline (Natalie Assmann), in der er immer Zustimmung findet, und das eigene Zuhause, wo Gary Lob wie Unverständnis verarbeiten muss. Auch die alltagstauglichen Kostüme verweisen auf die jeweiligen Domänen: Der Coole trägt Mütze, die Schulkönigin Pink, die Ulknudel Hut und Pullunder.
Bald ist der Komiker Gary hin- und hergerissen. Vielleicht doch lieber alles hinwerfen und Baseballkarten sammeln? Das wäre eine Gemeinsamkeit mit dem beliebten Joe (Jan Hutter). Auch der Vater würde einen so solide orientierten Buben gutheißen.
Die Eingebung kommt in Gestalt der exotischen Mrs. Snitzberry direkt aus dem Kleiderschrank. Wenn sie schon für die Pointen herhält, dann soll es sich auch lohnen. Gary Boone steigt schließlich doch auf die Bühne und macht die Lady stolz.
Warum die vor dem Spiegel die Augen schließt? Das erfährt man bis 19. März im Renaissancetheater.
Lisa Marie Arnold
Kurier – 19.02.2011
»Hast du mein Gehirn gesehen?«
Er ist der Loser. Der Klassenidiot. Der, mit dem keiner befreundet sein will. Gary Boone, genannt »Das Huhn«, übertüncht seine Komplexe, indem er schlechte Witze erzählt. Nur Angeline, seine Streber-Freundin und ebenfalls Außenseiterin, mag ihn. »Wie verhindert man, dass ein Fisch riecht?« – »Man schneidet ihm die Nase ab.« Keiner lacht. Nur Angeline.
Es sind die schrulligen, gar nicht glatt gestrickten Typen, denen der amerikanische Jugendbuchautor Louis Sachar in seinen Bestsellern Sympathie entgegenbringt. Bradley, der aus „Letzte Reihe, letzter Platz“ war so einer und eben hier Gary Boone. Man kann förmlich spüren, wie sich die Schulkinder im Theater der Jugend bei den Hänseleien wiedererkennen: sei es als aktive Spötter oder als Opfer des Spotts.
Die erste Hälfte des von Gerald Maria Bauer übersetzten und inszenierten Stücks ist eher dieser grundsätzlichen Reflexion über die Position des Einzelnen in seiner Klasse gewidmet […] Der zweite Teil ist dafür umso flotter und amüsanter: Es ist zum Zerkugeln, wenn die Schüler beim Talentewettbewerb Vogelstimmen imitieren (»Wie macht die nordamerikanische Eule?« – »Eul«), sich beim rhythmischen Tanz im Gymnastikband verheddern oder einen Rap hinlegen, der in der künstlerisch wertvollen Textzeile »Hast du mein Gehirn gesehen?« gipfelt.
Jan Alexander Zabbée ist ein liebenswerter Gary Boone, »Angeline« Natalie Ananda Assmann eine beste Freundin, wie sie sich jeder wünscht. Viel Applaus und Jubel für die beiden am Schluss.
Susanne Lintl