2008/2009
Komödie der Irrungen 13 +
nach William Shakespeare
in einer Fassung von Thomas Birkmeir
Stückinfo
Ort: | Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3 |
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Zeitraum: | 10. Januar 2009 - 31. März 2009 |
Premiere: | 13. Januar 2009 |
Regie: | Thomas Birkmeir |
»Antipholus: So ich, indem ich Mutter such und Bruder, verschwind ich Armer selbst auf ihrer Spur.«
»Dromio: Herr, sagt, bin ich vertauscht, bin ich noch ich?
William Shakespeare. Komödie der Irrungen
Antipholus: Du bist vertauscht, mein Sohn, das bin auch ich.«
Anschnallen bitte! Es wird turbulent für Antipholus, den jungen Helden in Shakespeares »Komödie der Irrungen«. Und was sich der große Dramatiker für den armen Mann aus Syrakus ausgedacht hat, das hat es wirklich in sich. Doch ist in Shakespeares Welt wahrlich nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Als Antipholus von Syrakus auf der Suche nach seinem lange verschollenen Zwillingsbruder nach Ephesus kommt, scheint die ganze Stadt vollkommen verrückt zu spielen. Wildfremde Frauen lassen zum Abendessen nach Hause bitten, sein Diener Dromio macht was er will, und überhaupt: Rein gar nichts läuft so, wie er sich das vorgestellt hat. Ob das an den schwarzmagischen Kräften liegt, die – Gerüchten zufolge – in der Stadt ihr Unwesen treiben?
Bis Antipholus entschleiert, was es mit diesen seltsamen Vorkommnissen auf sich hat und sich alles doch noch zum Guten wendet, gilt es eine Menge heikler Situationen durchzustehen, Verdächtigungen von sich zu weisen und Prügel einzustecken.
Was tun, wenn auf einmal nicht mehr sicher scheint, wer man selbst eigentlich ist? – William Shakespeares »Komödie der Irrungen« ist nicht nur für Antipholus eine aufregende Reise zur eigenen Identität – große Liebe, Hoffnung, Enttäuschung und die Angst, verrückt zu werden, eingeschlossen.
Ganz im Stile der Verwechslungskomödie angelegt, verweist Shakespeare auf die ewigen Fragen: Wie einzigartig sind wir eigentlich, wie unverwechselbar? Oder sind wir, wie Antipholus in höchster Not feststellt, »nur eine Träne im Ozean«?
Besetzung
Antipholus aus Syrakus / Antipholus aus Ephesus | Stefano Bernardin |
Dromio aus Syrakus / Dromio aus Ephesus | Sebastian Wendelin |
Kapitän / Angelo | Michael Schusser |
Adriana | Friederike Ziegler |
Luciana | Heidelinde Pfaffenbichler |
Juwelendealerin / Julia | Nina C. Gabriel |
Bodyguard der Dealerin | Andreas Kammerzelt |
Aishe | Bettina Schwarz |
Regie | Thomas Birkmeir |
Bühne | Andreas Lungenschmid |
Kostüme | Irmgard Kersting |
Licht | Lukas Kaltenbäck |
Dramaturgie | Matthias Göttfert |
Assistenz und Inspizienz | Eva Maria Gsöllpointner |
Teilassistenz | Manuel Czerny |
Hospitanz und Schlussprobenassistenz | Florian Pilz |
Hospitanz | Melanie Gemeiner |
Kritiken
Kurier – 02.02.2009Kurzweilig komische Frischzellenkur
So schnell, präzise und differenziert wechseln da die zwei zwischen zwei Doppelgänger-Rollen hin und her, dass es zum Schluss nicht verwunderlich wäre, wären's nun plötzlich doch ihrer vier, die einander endlich erkannt und gefunden haben. Fast geschieht das auch, wenn Regisseur Thomas Birkmeir kurz verträumten Sound anklingen lässt und Stefano Bernardin und Sebastian Wendelin nicht länger die Drehbühne zu ihrer Verwandlung nutzen können, sondern direkt vorm Publikum …!
Das Theater der Jugend in der Liliengasse zeigt Shakespeares »Komödie der Irrungen« als kurzweiligen Zweistünder mit Musik von einer trefflich gesetzten Pointe zur nächsten. Birkmeirs Neufassung lebt von Verknappung und von jungem Sprachgebrauch, von lauter Verwechslung und emsiger Verwirrung, weniger vom Fragen nach Identität.
In der in der Gegenwart mit 70er-Jahr-Touch angesiedelten Ausstattung (Andreas Lungenschmid und Irmgard Kersting) manifestieren sich die Reime in voll Ausdruck berstender Körpersprache: Variantenreiche Komödiantik, die vor Slapstick und schrillen Verzerrungen nicht Halt macht. Bernardin als Antipholus und Wendelin als Dromio auf der Suche nach ihren Blutsbrüdern in einem Ephesus, das sich ihnen als Ort der Tücke und Gefahr auftut. Das Duo beherrscht die Szene, hat aber wackere Mitspieler, die freilich mehr als Stichwortgeber sind: Michael Schusser (Angelo), Friederike Ziegler (Adriana), Heidelinde Pfaffenbichler (Luciana), Nina C. Gabriel (Julia). Hingehen!
Andrea Amort
Kronen Zeitung – 15.01.2009
Selten so frei gelacht!
Pure Theaterlust, wie man sie mancher Großbühne wünschen möchte, herrscht ab sofort in der Wiener Liliengasse: Im Theater im Zentrum, im kleinen Haus des Theaters der Jugend, hat Hausherr Thomas Birkmeir Shakespeares »Komödie der Irrungen« als kluges, präzises Spiel mit viel Witz inszeniert. »Urkomisch«!
Ephesus ist ein Irrenhaus. Und mittendrin in Chaos und Verwechslung rotieren zwei Bühnentalente, die sich langsam zu Jungstars mausern: Stefano Bernardin und Sebastian Wendelin, die Nachwuchs-Nestroy-Preisträger von 2005 und 2008. Bei Thomas Birkmeir ist Ephesus aber auch ein Ort, in dem die Liebe samt Verwirrung ebenso Platz hat wie die kleine philosophische Betrachtung über das (junge) Dasein. Was vielleicht trocken klingt, stellt sich aber keinen Moment verstaubt dar. Denn Birkmeir, der sich eine moderne Fassung von William Shakespeares turbulenter Komödie über zwei Zwillingsbrüderpaare schuf, gibt dem Ganzen einen heutigen, ja »coolen« Anstrich. Ohne die platten Dummheiten neuzeitlicher Regietheatergags.
Schon die Ankunft des Antipholus aus Syrakus mitsamt seinem seekranken Diener Dromio verrät, was dann die gesamte Aufführung prägt: Witz, Ironie und Wortspiel, Tempo, Esprit und Charme. Alles dreht sich, alles bewegt sich in Andreas Lungenschmids Ferienidylle und solides Heim vortäuschendem Bühnenbild. Der Wahnsinn hat Methode – und wie es Shakespeare wollte, macht sich bald schamlose Schadenfreude im bei der Premiere durchwegs »erwachsenen« Publikum breit.
Auch wenn dazwischen Ernst, sogar Tragik (bei den liebenden Frauen) durchschlägt, steigert das erfrischend natürliche, äußerst perfekte Ensemble noch das Tempo: Stefano Bernardin beweist als Doppelformat Antipholus, dass er ein Bühnenmensch ist. Er begeistert als zweierlei Typ, spielt ohne Allüre […].
Sebastian Wendelin brilliert als doppelter Dromio, den die Turbulenzen am ärgsten treffen. Bedrängt von der »herzigen« Köchin Aishe (Bettina Schwarz), läuft er zu Hochform auf. Und zeigt jene Genauigkeit beim Komödienspiel, die auch Friederike Ziegler als Adriana, Heidelinde Pfaffenbichler als naive Luciana und alle andere haben. Selten so frei gelacht trotz so vieler kleiner Weisheiten.
Thomas Gabler
Falter – 21.01.2009
Hoppla, Zwillingszwillinge!
Shakespeares kürzestes Lustspiel, die »Komödie der Irrungen« über zwei als Säuglinge getrennte Zwillingspaare, die beide Antipholus und Dromio heißen und einander nach einem Vierteljahrhundert zufällig wiederbegegnen, dient Thomas Birkmeir als Grundlage seiner Inszenierung fürs Theater der Jugend (ab 13). In seiner Fassung bleibt vom Urtext (Baudissin-Übersetzung) wenig übrig. Er liefert mehr als eine Modernisierung, sogar ein sehr respektables Stück eigenständiger Blankversdichtung. Viele Rollen und die Rahmenhandlung wurden gestrichen, dafür die Gattin des einen Dromio, bei Shakespeare nie auf der Bühne, als übergewichtige Aishe (Bettina Schwarz) neu geschaffen. Besonders gelungen ist die Szene, in der die Zwillinge aufeinandertreffen (Stephano Bernardin als beide Antipholus, Sebastian Wendelin als beide Dromios) […].
Martin Lhotzky
Der Standard – 15.01.2009
Mit Shakespeare in den Touropa-Katalog
Als der große William Shakespeare noch nicht seine ganze Größe besaß, aber schon von nahezu unbekümmerter Heiterkeit war, eiferte er in den 1590er-Jahren mit verblüffendem Erfolg dem Römer Plautus nach. Er gab, als wäre es die selbstverständlichste Sache auf der Renaissance-Welt, den souveränen Verwechslungskomödiendichter. Alles in der Komödie der Irrungen ist ein Spiel mit der Verdoppelung: Der aus Ephesus stammende Edelmann Antipholus ist, so will es die Versuchsanordnung, identisch mit einem gleichnamigen Müßiggänger in Syrakus.
Er mimt im Theater im Zentrum, wo Thomas Birkmeir Shakespeare für das Theater der Jugend famos unterhaltend inszeniert, den unverantwortlichen Pauschalurlauber (Stefano Bernardin): latent zahlungskräftig, von einer bösen Amüsierwut getrieben, sofort in alle Existenzabgründe stürzend. Er führt mit Dromio (Sebastian Wendelin) aber auch einen weltweisen Narren als gehetzten Diener mit sich, der seinerseits einen sizilianischen, vor Ort ansässigen Doppelgänger besitzt, der mit den bedrohlichen Schattenwirkungen seines Zwillingsbruders wie mit einer Heimsuchung kämpft.
Durch diesen Stoff spuken, als Touristen verkleidet, bereits E.T.A. Hoffmanns Geistererscheinungen. Birkmeir, der auch 13-Jährige bedienen muss, hebt den Schwank in die Niederungen der Wohllebenssphäre herüber: Vor einem Ansichtskartenprospekt dreht sich ein Glashaus mit azurblauen Säulen, dessen Wohntrakte sich wie die Seiten einer Komödienchronik umblättern lassen (Bühne: Andreas Lungenschmid).
Der inszenierende Intendant […] zeigt eine Woody-Allen-Upper-Class, die an ihren Identitätszuschreibungen böse herumkaut wie an hässlich abgebissenen Daumennägeln. Großes Theater für etwas Kleinere, mit genialen Einzelleistungen (Wendelin, Heidelinde Pfaffenbichler).
Ronald Pohl
Die Presse – 14.01.2009
Theater der Jugend: »Bin ich vertauscht, bin ich noch ich?«
Hausherr Thomas Birkmeir legt im Theater im Zentrum eine flotte »Komödie der Irrungen« hin.
Zwei Zwillingsbrüderpaare als Herren und Knechte, die sich nach vielen Wirren finden, Frauen, die schmachten oder schmollen, auf jeden Fall aber eine gute Figur machen wollen, ein bisschen Halbwelt – das sind die Rollen in William Shakespeares Verwechslungskomödie »Comedy of Errors«, die allgemein als ein wenig seicht, als Jugendsünde gilt. Zu unrecht wahrscheinlich. […]
Bei der knapp zweistündigen Inszenierung von Hausherr Thomas Birkmeir in der Liliengasse gelingt viel. […] Die Verwechselbarkeit von Ich und Du wird variiert, bis Darsteller und Publikum der Schwindel erfasst, bis sich alles dreht wie das einfache Rund auf der Bühne mit zwei beweglichen Wänden aus Glas, die Blicke auf ein antikes Panorama freigeben oder mit spiegelnder Täuschung verhüllen. Tür auf, Tür zu, rein und raus, immer wieder auf und nieder, fertig ist der Pallawatsch. Nach der Premiere am Dienstag wurde verdientermaßen enthusiastisch geklatscht.
Präzise Doppelrollen
Die beiden Hauptdarsteller in jeweils einer Doppelrolle spielen präzis in den Pointen und differenziert in der Zeichnung der Charaktere. Hier entwickeln sich zwei echte Theaterhoffnungen. Stefano Bernardin wirkt als Antipholus aus Ephesos wie ein grantiger Macho, als dessen Bruder, der mit zwei Koffern und einem Diener aus Syrakus angereist ist, wie ein entgeisterter Liebender. Sebastian Wendelin als sein Begleiter Dromio bringt am meisten Spannung ins Stück, er gibt den doppelten Dummkopf in schönen Varianten, die vor allem in den Begegnungen mit Köchin Aishe (Bettina Schwarz) in den Bauernschwank kippen.
Geradlinig wirkt auch die Komik von Nina C. Gabriel als mit russischem Akzent radebrechender Hehlerin, von Andreas Kammerzelt als dumpfem Bodyguard und Michael Schusser als tuntigem Angelo. Mehr Raffinesse entwickeln dagegen Friederike Ziegler und Heidelinde Pfaffenbichler als Schwesternpaar – auch die erst so dominante Ehefrau Adriana, die ihren Mann manipulieren will, hat in der Krise Schwächen, die romantische Luciana wiederum hegt ebenfalls Kontrollfantasien, wenn es um den richtigen Mann geht und die Teilnahme am richtigen Leben. Wer denn möchte auch »nur eine Träne im Ozean« sein? In dieser locker-leichten Komödie können sich alle Beteiligten freispielen.
Norbert Mayer
Wiener Zeitung – 15.01.2009
Klamauk vom Feinsten
William Shakespeare hätte seine Freude an Thomas Birkmeirs Fassung und Inszenierung der »Komödie der Irrungen« gehabt. Das rasante Verwechslungsspiel mit Hintersinn wird im Theater im Zentrum von zwei Erzkomödianten getragen: Stefano Bernardin und Sebastian Wendelin.
Sie verkörpern die beiden Zwillingspaare, was zu einem furiosen Finale führt. Doch, was wären die beiden ohne das übrige hervorragende Darstellerteam? Was wären sie ohne das raffiniert einfache Bühnenbild von Andreas Lungenschmid, das ihnen mit raffinierten Eingängen und großen Spiegelwänden großartige Spielmöglichkeiten eröffnet, was ohne Irmgard Kersting, die mit ihren pointierten Kostümen eine eigene fantastische Welt aufbaut?
Das Alter der Besucher wurde mit ab 13 Jahren festgesetzt und so gibt man Jugendlichen die Möglichkeit, Theater zu erleben, das Spaß macht und doch nachdenklich stimmt.
Lona Chernel
Klein&Kunst Onlein - www.kleinundkunst.at – 16.01.2009
Komödie der Irrungen nach William Shakespeare in einer Fassung von Thomas Birkmeir
Komödie der Irrungen nach William Shakespeare in einer Fassung von Thomas Birkmeir
Wie man Jugendlichen elegant die klassische Literatur nahe bringt: Dem Vorzeigeprojekt »Komödie der Irrungen« wohnte Klein & Kunst-Redakteurin Sylvie Wasshuber im Theater der Jugend bei.
[…] Vielmehr ist es die runde, gekonnt besetzte Inszenierung, die rasch ins Geschehen zieht und die Spannung und Konzentration aufrecht erhält. Schließlich spielen sich in Ephesus quasi zwei parallele, sich vermischende Geschichten ab – jene zweier Zwillingsbrüderpärchen, die von Ehefrau, Freundin oder Zuhälter meist für genau den anderen gehalten werden. Ob Herr (Antipholus) oder Diener (Dromio) – jeder hat so seine liebe Not in der Stadt, in der plötzlich alle verrückt zu spielen scheinen. Anlass für handfeste Identitätskrisen – und ein wenig Philosophieren über Schein und Wirklichkeit. Gut gewählt dazu: das sich drehende Bühnenbild, eine Art mehrseitiger Wintergarten mit Fernblick aufs Insel-Panorama. Auch ein bisschen aktuelles Vokabular streut Birkmeir ein – der »Lebensmensch« war Shakespeare wohl noch nicht ganz geläufig.
Der Showdown zur Auflösung der ganzen Misere hat es dann noch einmal so richtig in sich: Bevor alles Porzellan endgültig zerschlagen und Herzen für immer gebrochen sind, dürfen Stefano Bernardin und Sebastian Wendelin ihre Doppelrollen ganz offen und in rasantem Wechsel spielen – wobei jeweils ein Requisit als Platzhalter für denjenigen Zwillingsbruder dient, der gerade nichts zu melden hat.
Allerdings haben es die beiden Antipholi einfacher als das Dromio-Paar: Können Sie doch jeder je eine von zwei Schwestern ihr Eigen nennen, während sich die Dromios ihre rabiate Köchin vorläufig redlich teilen müssen.
Sylvie Wasshuber
Newsboard.at – 13.03.2009
Shakespeare und der Lebensmensch
Im "Theater im Zentrum" wird die "Komödie der Irrungen" mit viel Witz, Charme und dem "Lebensmensch" neu inszeniert. Warum das Lustspiel trotzdem oder gerade deshalb gut gefällt.
Eine Theaterrezension von Katharina Butz
Dass sich das »Wort des Jahres 2009« in Shakespeares kürzestes Lustspiel ins »Theater im Zentrum« verirrt, hätte wohl jeder mit einem verständnislosen Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Doch die von Hausherr und Regisseur Thomas Birkmeir inszenierte »Komödie der Irrungen« lebt von Verknappung und jungem Sprachgebrauch, von lauter Verwechslung und emsiger Verwirrung. Birkmeirs Inszenierung zeichnet sich vor allem durch variantenreiche Komödiantik aus, die vor Slapstick und schrillen Verzerrungen nicht Halt macht und beim jungen sowie beim älteren Publikum gleichermaßen gut ankommt. Daran ändert auch der »Lebensmensch« nichts.
Die Verwechselbarkeit von Ich und Du wird variiert, bis Darsteller und Publikum der Schwindel erfasst, bis sich alles dreht wie das einfache Rund auf der Bühne mit zwei beweglichen Wänden aus Glas, die Blicke auf ein antikes Panorama freigeben oder mit spiegelnder Täuschung verhüllen.
Stefano Bernardin und Sebastian Wendelin sind Hauptdarsteller und Träger der flotten Komödie und werden ihrer jeweiligen Rolle mehr als gerecht. Bernardin gibt eine solide Vorstellung und beweist sein Talent zum Komödiantischen, sei es als liebeshungriger und romantischer Antipholus oder als dessen chauvinistischer und stolzer Zwillingsbruder. Jedoch droht ihm Wendelin den Rang des Publikumslieblings streitig zu machen, denn den Nestroypreisträger 2008 in seiner Doppelrolle als Dromio spielen zu sehen, ist eine wahre Freude, sowohl für den sporadischen als auch den eingefleischten Theaterbesucher.
Sebastian Wendelin springt und stolpert fast zwei Stunden lang über die Bühne und überzeugt von Anfang bis zum Ende mit viel Talent, ausgeklügeltem Witz und einer unverbrauchbar erscheinenden Leichtigkeit. Während das Publikum nur vom Zusehen außer Atem kommt, strotzt er als der dienende Dromio oder als dessen dümmlicher Zwillingsbruder nur so vor Energie und Freude am Theaterspielen.
Doch beide Hauptdarsteller wären nichts ohne den Rest des Teams. Friederike Ziegler und Heidelinde Pfaffenbichler liefern sich als ungleiches Schwesternpaar nicht nur scharfzüngige Dialoge, sondern auch bissige Hahnenkämpfe um ihre Männer. Am Schluss bekommen schließlich sowohl die eingeschnappte und eifersüchtige Adriana als auch ihre verträumte Schwester Luciana ihren jeweiligen Zwillingsbruder.
Ganz im Stile der Verwechslungskomödie angelegt, verweist Shakespeare in dieser Komödie auf die ewigen Fragen: Wie einzigartig sind wir eigentlich, wie unverwechselbar? Oder sind wir, wie Antipholus in höchster Not feststellt, »nur eine Träne im Ozean«?
Katharina Butz