2007/2008
Ronja Räubertochter 6 +
von Astrid Lindgren
in einer Fassung für das Theater der Jugend
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 24. November 2007 - 20. Dezember 2007 |
Premiere: | 27. November 2007 |
Regie: | Susanne Lietzow |
»Nicht einmal die gewaltige Mattisburg war die ganze Welt. Nicht einmal der hohe Mattisberg war die ganze Welt, nein, die Welt war viel größer.«
»›Erschrick nicht, Birk‹, sagte Ronja. ›Jetzt kommt mein Frühlingsschrei!‹ Und sie schrie, gellend wie ein Vogel, es war ein Jubelschrei, den man weithin über den Wald hörte …«
Astrid Lindgren. Ronja Räubertochter
Zum Donnerdrummel! Bereits in jener Nacht, als Ronja geboren wurde, hätte man ahnen können, dass die Tochter des Räuberhauptmanns Mattis etwas ganz Besonderes ist! Denn damals hatte der Blitz in die Burg der Räuber eingeschlagen und sie in zwei Teile gespalten. Seitdem sind ein paar Jahre ins Land gezogen, und mittlerweile ist nicht mehr das Rauben, sondern Ronja der unbestrittene Mittelpunkt im Leben der raubeinigen aber fröhlichen Räuberbande.
Wäre da nicht diese Unternehmungslust seiner Tochter, die Ronjas Vater ganz schön auf Trab hält. Denn Ronja spielt am liebsten am Rande der wilden Schlucht und im finsteren Mattiswald, den sie durchstreift, um den Geheimnissen der Wilddruden, der Graugnome und Rumpelwichte auf die Spur zu kommen.
Und wer hätte gedacht, dass es noch jemanden gibt, der sich so gerne in Abenteuer stürzt wie dieses aufgeweckte Mädchen? Mit Birk, dem Sohn des Anführers der verfeindeten Borkaräuber, wird Ronja bald eine Freundschaft verbinden, die sie ganz entschieden gegen den Zorn ihres Vaters verteidigt.
Wird es den beiden Kindern gelingen, die beiden Räuberbanden friedlich zu vereinen und so gemeinsam gegen die ungerechten Landsknechte zu kämpfen?
Astrid Lindgrens vielfach ausgezeichnetes Kinderbuch gilt als eines der couragiertesten Plädoyers für Freundschaft, Toleranz und Mut-Zeigen. Zum hundertsten Geburtstag der großen schwedischen Autorin präsentiert das Theater der Jugend eine Neuinszenierung dieser beliebten Geschichte.
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf GmbH, Hamburg
Besetzung
Mattis-Räuber | |
Ronja | Estefanía Miranda Rojas |
Mattis | Johannes Zeiler |
Lovis | Maria Hofstätter |
Glatzen-Per | Peter Badstübner |
Klein-Klipp / Wilddrude | Andreas Kammerzelt |
Pelle / Graugnom | Klaus Rott |
Borka-Räuber | |
Birk | Rafael Schuchter |
Borka / Rumpelwicht / Beutel | Jürgen Schüller |
Undis / Rumpelwicht | Martina Spitzer |
Sturkas / Wilddrude | Justus Beckmann |
Tjorm / Graugnom | Peter Steiner |
Knotas / Graugnom | Horst Eder |
Regie | Susanne Lietzow |
Ausstattung | Marie Luise Lichtenthal |
Licht | Lukas Kaltenbäck |
Puppenbau | Kathrin Sellin |
Kampfcoach | Josef J. Borbely |
Dramaturgie | Gisa Fellerer |
Assistenz und Inspizienz | Sebastian Stefan Golser |
Ausstattungshospitanz | Nathalie Lutz |
Regiehospitanz | Nicole Csacsinovits |
Kritiken
Kurier – 30.11.2007Ein Plädoyer für Mut
Gespenstisch ist es im Mattiswald. Ein Gewitter geht über den Wald nieder, in dem dem Räuberhauptmann ein Kind geboren wird. Ein Mädchen ist's, Ronja. Als es den ersten Schrei tut, schlägt der Blitz in die Räuberburg ein und teilt sie in zwei Hälften mit einem tiefen Schlund dazwischen. Jahre später trifft sie auf Birk, den Sohn der verfeindeten Borkaräuber. Wieder schlägt der Blitz ein – doch diesmal jener der Liebe. Und weil Astrid Lindgren und nicht Shakespeare das Stück geschrieben hat, gibt es ein Happy End.
»Ronja Räubertochter«, Lindgrens kluges Plädoyer für Toleranz und Mut, ist das Jubiläumsstück des Theaters der Jugend, das dieser Tage sein 75-jähriges Bestehen feiert. Eine vortreffliche Wahl, denn wer hatte je mehr das Wohl der Kinder – was ihre (Herzens-)Bildung betraf – im Sinn als die Schwedin? Susanne Lietzow hat das Stück schwungvoll in Szene gesetzt: Mit Estefanía Miranda Rojas (Bild mit Johannes Zeiler als Mattis) als Ronja und dem coolen Rafael Schuchter als Birk. Maria Hofstätter gibt die resche Ronja-Mutter. Toll: die Musik von Bartek Kubiak und Gerhard Grassböck.
Susanne Lintl
Wiener Zeitung – 29.11.2007
Dann wäre der Hass besiegbar?
Zwei verfeindete Gruppen, verfeindet seit langem. Die eine wird von Mattis angeführt, die andere von Borka. Sie hassen einander, sie bekämpfen einander. Mattis hat eine Tochter, Ronja genannt, und Birk ist der Sohn von Borka. Ach ja, die zwei Gruppen sind Räuberbanden, aber das ist nicht so wichtig. Oder doch?
Astrid Lindgrens Geschichte »Ronja Räubertochter«, die jetzt in einer Fassung für das Theater der Jugend im Renaissancetheater Premiere hatte, ist von der Aussage her eigentlich zweigeteilt: Zum einen geht es darum, dass es vernünftiger ist, miteinander zu reden als gegeneinander zu kämpfen. Zum anderen zeigt sie, dass es für Kinder, die aus problematischen Verhältnissen kommen, möglich ist, mit Kraft und Mut ein eigenständiges Leben zu führen.
Die in Innsbruck geborene Schauspielerin und Regisseurin Susanne Lietzow inszenierte das Ganze in einer eigenartigen Mischung aus diszipliniert dargebotenem Klamauk, tiefem Ernst und verspielter Märchenhaftigkeit und macht so die wichtigsten Botschaften des Stückes transparent. Bestens unterstützt wurde sie von der fantasievollen Ausstatterin Marie Luise Lichtenthal und dem hinreißend komödiantischen Darstellerteam, angeführt von Estefania Miranda Rojas (Ronja), Rafael Schuchter (Birk), Johannes Zeiler (Mattis) und Maria Hofstätter (Ronjas Mutter). Theater zum Nachdenken.
Lona Chernel