2007/2008
Robinson & Crusoe 13 +
von Nino D'Introna und Giacomo Ravicchio
Deutsch von Herta Conrad
Gastspiel
Stückinfo
Ort: | Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3 |
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Zeitraum: | 27. März 2008 - 11. April 2008 |
Premiere: | 27. März 2008 |
Regie: | Renat Safiullin |
»Erster Mann: Er versteht nichts. Er versteht gar nichts. Es ist nicht möglich. Außer mir gibt es hier nur einen Menschen, und der versteht mich nicht.«
(Nino D'Introna und Giacomo Ravicchio. Robinson & Crusoe)»In der ganzen Zeit meines einsamen Lebens hatte ich nie so heiß und so sehnsüchtig nach menschlicher Gesellschaft verlangt und den Mangel daran nie so schmerzlich empfunden als gerade damals.«
(Daniel Defoe. Robinson Crusoe)
Vom Regen in die Traufe! Die beiden Piloten, die aus dem großen Krieg auf eine kleine Insel abstürzen, müssen sich gefühlt haben wie Robinson Crusoe, und doch will wahrscheinlich keiner der beiden 28 Jahre fern der Heimat bleiben wie ihr berühmter Vorfahre.
Und obwohl sie verfeindet sind, wissen sie: Wenn sie überleben wollen, müssen sie sich die Insel teilen. Doch anfangs verbindet sie nur die Not und das Misstrauen gegenüber dem anderen, dem Fremden. Mit einfachen Mitteln richten sie sich ihr Leben ein.
»Robinson & Crusoe« erzählt in ebenso kraftvollen wie faszinierenden Bildern die Geschichte zweier verfeindeter Menschen, die erkennen müssen, dass die Reise zu sich selbst nur über den anderen stattfinden kann.
Allmählich entspinnt sich eine Freundschaft, in der fremde Kulturen und Sprachen keine Rolle mehr spielen. Sie werden zu Robinson und Crusoe; als Freunde überwinden sie den aufgezwungenen Hass.
Die mehrfach ausgezeichnete Produktion des Düsseldorfer Schauspielhauses war unter anderem bereits für das Deutsche Kinder- und Jugendtheater-Treffen »augenblick mal« 2007 in Berlin nominiert und ebenso beim Kinder- und Jugendtheatertreffen Nordrhein- Westfalen zu Gast, um nun auch im Theater im Zentrum Station zu machen.
Aufführungsrechte: Verlag Autorenagentur, Berlin
Besetzung
Erster Mann | Christof Seeger-Zurmühlen |
Zweiter Mann | Xolani Mdluli |
Musiker | Mathias Haus |
Regie | Renat Safiullin |
Choreographie | Katja F.M. Wolf |
Ausstattung | Ulv Jakobsen |
Musik | Mathias Haus |
Dramaturgische Betreuung TdJ | Gisa Fellerer |
Inspizienz | Michael Schachermaier |
Kritiken
Wiener Zeitung – 02.04.2008Kampf ums Überleben
Zwei Kampfpiloten gegnerischer Heere sind abgestürzt und auf einer einsamen Insel gelandet. Angst und Misstrauen beherrscht beide: Sie meinen, dass Angriff die beste Verteidigung sei. Den Gegner fesseln, bekämpfen oder gar töten ist die Devise. Doch bald erkennen beide, dass nur gemeinsames Handeln zum Überleben verhilft.
Bereits 1985 kam das Jugendstück »Robinson & Crusoe« zur Uraufführung und wurde in der Folge in den USA, Kanada, Australien und Russland gespielt. Die Autoren Nino D'Introna und Giacomo Ravicchio hatten es selbst inszeniert.
Nun gastiert das Junge Schauspielhaus Düsseldorf mit einer atemberaubenden Interpretation des Werkes im Theater im Zentrum. Was besonders fasziniert, ist die völlige Einheit von Regie (Renat Safiullin) und Choreografie (Katja F. M. Wolf). Grandios sind die beiden Darsteller Xolani Mdluli und Christof Seeger-Zurmühlen. Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: ihre darstellerische Präsenz, gewürzt mit trockenem Humor, oder ihre nahezu akrobatischen körperlichen Leistungen.
Die aufregende Musik von Mathias Haus verleiht dem ganzen einen besonderen Touch.
Lona Chernel
Der Standard – 01.04.2008
Zwei Insulaner schließen Frieden
Kleine Inseln evozieren ganz besondere Launen. Das müssen auch die beiden muskelprotzigen Kämpfer aus Robinson und Crusoe (N. D'Introna / G. Ravicchio) einsehen: Ihr Krieg hat sie auf eine solche gespült. Der eine ist schwarz. Der andere weiß. Einer spricht deutsch. Der andere – ähm – vielleicht Khoisan, jedenfalls eine afrikanische Sprache. Und vereint sind sie nur im Wunsch, einander umzubringen. Mit dieser beinharten Ausgangslage stellt sich das Schauspielhaus Düsseldorf im Theater im Zentrum vor.
Die Befürchtung: Toleranztheater für Jugendliche. Das kriegt man auch, und doch geht Renat Safiullins Inszenierung dank der starken Choreografie von Katja Wolf ganz überraschende Wege: So richtig kommen Xolani Mdluli und Christof Seeger-Zurmühlen nie ins Gespräch. Obwohl sie zu Beginn gegeneinander anlaufen, ihre Aktionen kommen aus einem gemeinsamen Überlebenskampf-Repertoire: Beide fighten wie überspannte Computerspiel-Helden. Synchron bemitleiden sie ihre zerschundenen Körper. Schließlich sind die beiden Darsteller zu einem Bewegungs-Einverständnis gekommen, das Unterschiede getrost bestehen lässt. Mit seinen Performanceelementen belebt das Stück also jene schwierigen Schlüsselstellen im Jugendtheater, die üblicherweise versprachlicht (Erziehungsmaßnahme!) auf der Bühne vertrocknen. Komplett mit dem sphärischen Soundtrack von Bühnenmusiker Mathias Haus wird das sehenswerte Stück übrigens im Juni auch beim Linzer Schäxpir Jugendtheaterfestival gastieren.
Georg Petermichl