2005/2006
Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen 6 +
von James Krüss
in einer Bearbeitung von Bernd Mottl
Österreichische Erstaufführung
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 08. Oktober 2005 - 10. November 2005 |
Premiere: | 11. Oktober 2005 |
Regie: | Bernd Mottl |
»›Was verlangen Sie?‹
James Krüss. Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen
›Ich verlange dein Lachen dafür.‹
›Mehr nicht?‹, fragte Timm lachend …«
Schenke jemandem ein Lächeln, und schon hast du gewonnen! Wer das denkt, kennt die Geschichte von Timm Thaler noch nicht, denn hier ist alles ganz anders …
Bisher ging es Timm ganz gut: Sobald er jemanden anlächelte, war jeder Ärger verflogen. Jeder mochte Timm. Das soll sich allerdings schlagartig ändern, als der reiche Industriemagnat Baron Lefuet in sein Leben tritt. Denn Letzterem fehlt genau das, was den Menschen zum Menschen macht: das Lachen.
So schlägt er dem Jungen einen wahrhaft teuflischen Pakt vor: Timm gewinnt jede Wette, wenn er dafür dem Baron seine einzigartige Fähigkeit abtritt. Und tatsächlich, es funktioniert! Mit wem auch immer Timm Wetten abschließt, er gewinnt! Sehr bald jedoch muss er erkennen, dass jeder Tag ohne Lachen ein verlorener Tag ist, und so entspinnt sich eine Verfolgungsjagd quer durch die Kontinente, eine weltumspannende Odyssee. Wird es ihm gelingen, den gefährlichen Baron zu überlisten? Wird Timm eines Tages wieder lachen können?
Nach dem Erscheinen im Jahr 1962 hat die faustische Parabel um Timm Thaler den deutschen Kinderbuchautor James Krüss über Nacht berühmt gemacht. – Ein unmissverständliches Plädoyer für mehr Menschlichkeit.
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf, Hamburg
Besetzung
Timm Thaler | Stefano Bernardin |
Baron Lefuet | Sascha Oskar Weis |
Sekretär des Barons / Rennplatzansager / Kapitän / Museumsdirektor | Horst Eder |
Gisa, Timms Freundin / Gina, Zimmermädchen | Karin Lischka |
Timms Stiefmutter / Russin / Nachtklubsängerin | Susanne Altschul |
Frau Beber / Nachtklubsängerin / Traurige Prinzessin / Museumsführerin | Regina Schweighofer |
Erwin / Zeitungsjunge / Afrikaner | Michael Schusser |
Jonny / Arbeiter / Amerikaner | Peter Richter |
Kreschimir / Chinese | Sebastian Pass |
Herr Rickert / Scheich | Peter Steiner |
Kioskverkäufer / Eskimo | Herbert Pendl |
Wirt / Schotte | Klaus Rott |
Hai / Liftboy | Christian Graf |
Rennbahnbesucher | Klaus Rott, Peter Steiner |
Schulfreunde / Leibwächter / Matrosen / Diener / Fotomodels | Valentin Frantsits, Christian Graf, Albert ALEL Kesler, Nikolaus Stich |
Regie | Bernd Mottl |
Ausstattung & Lichtkonzept | Friedrich Eggert |
Musik | Christoph Kalkowski |
Choreographie | Sabine Bartosch-Ziegler |
Dramaturgie | Gisa Fellerer |
Assistenz & Inspizienz | Michael Schachermaier |
Hospitanz | Sebastian Golser |
Kritiken
Kronen Zeitung – 13.10.2005Timm hat sein Lachen verkauft
Geschichten erzählen, das kann Thomas Birkmeirs TdJ perfekt – fader Märchenonkel ist er mit seinem Team wirklich nicht. Sein Ensemble und Bernd Mottl bewiesen das zum Saisonstart mit James Krüss' »Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen« im Renaissancetheater: Ein Welterfolg ist wieder da!
Zwei Stunden Spannung bei Groß und Klein – und die Großeltern hatten diesmal frei! Viele Mütter ließen sich zumindest bei der Premiere des Theaters der Jugend die Begleitung des Nachwuchses einfach nicht nehmen – steht doch »Dancing-Star« Stefano Bernardin als Timm Thaler, als Junge, der sein Lachen dem seltsamen Baron verkauft (und reich, aber unglücklich wird), auf der Bühne.
Sein Waisenkind Timm auf dem steinigen und geheimnisvollen Weg erster Lebenserfahrung ist ein Junge von nebenan: lustig, frech, einfach nett und talentiert. Ein großes Bühnentalent, das schon von der Konkurrenz Fernsehen und Film genau beobachtet wird.
Bernd Mottl hat Krüss' Jugendbuchklassiker aus den 60er Jahren bearbeitet und inszeniert. (…) Aus einer einfachen Rampe wird ein Platz im Hinterhof, ein Schiffsdeck unterm Sternenhimmel des Mittelmeeres oder ein Saal im Genueser Palasthotel … Mottl füllt die Orte mit Typen, verleitet das Ensemble zu Maskerade, Witz und Dämonie. Und natürlich zur Show (Musik: Christoph Kalkowski, Choreographie: Sabine Bartosch-Ziegler).
Jede Hauptrolle, jede scheinbar noch so kleine Nebenfigur passt perfekt ins Bild zwischen Alptraum und Wirklichkeit. Von Sascha Oskar Weis als diabolischer Geschäftsmann Baron Lefuet bis zu Peter Richters Leuchtmatrose Jonny, von Horst Eders perfid-unterwürfigem Sekretär des Barons bis zu den vier tanzenden Boys mit Hang zur Ironie über »kultigen« Zeitgeist (Valentin Frantsits, Christian Graf, Albert Alel Kessler, Nikolaus Stich) …
Ein gelungener Start des Theaters der Jugend in die neue Saison für alle, nicht nur für den Nestroy-Preis nominierten Stefano Bernardin! Und im Grunde tausendmal besser, origineller und literarischer als jeder Harry Potter!
Thomas Gabler
Wiener Zeitung – 13.10.2005
Gegen Habsucht und Egoismus
Gegen Habsucht und Egoismus
Timm lebt in ärmlichen Verhältnissen, doch er lässt sich von den Umständen nicht die gute Laune verderben – und alle lieben sein Lachen. Bis er eines Tages auf einen geheimnisvollen Mann trifft, der ihm sein Lachen abkauft und ihm dafür ewigen Reichtum und Erfolg verspricht. Timm muss lernen, was es heißt, im Luxus zu leben, aber dabei unglücklich zu sein.
Das Theater der Jugend bringt eine fulminante Aufführung der Parabel gegen Habsucht und Egoismus, gegen Käuflichkeit, Betrug, Ausbeutung und Unterdrückung. In einer glänzend funktionierenden Bühnenbildlösung von Friedrich Eggert agieren Stefano Bernardin und Sascha Oskar Weis schauspielerisch hervorragend. Sie markieren mit Verve die beiden Gegenpole unserer Welt: den geradlinigen Individualisten und den skrupellosen Machtmenschen.
Um sie herum ein brillantes Ensemble, das nicht nur vom Regisseur, sondern auch von der Choreografin Sabine Bartosch-Ziegler großartig geführt wurde.
Theater vom Feinsten mit wichtiger Botschaft.
Lona Chernel
Kurier – 13.10.2005
Ein fulminanter Saisonstart
Furios startet das Theater der Jugend mit Bernd Mottls Bearbeitung von »Timm Thaler« in die neue Spielzeit. Sehr klug hat Mottl – er ist auch für die Regie zuständig – James Krüss' »Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen« für die Bühne adaptiert und dabei auf Witz, Tempo und – für die Erwachsenen – Sozialkritik gesetzt. In Friedrich Eggerts vor allem mit Licht arbeitenden Einheitsbühnenbild verkauft Timm also sein Lächeln an den undurchsichtigen Baron Lefuet, der ihn dafür zum reichsten Kind der Welt macht.
Ob Industrie, Waffen oder Öl der Baron und mit ihm (ein durchaus verführbarer) Timm kontrollieren und manipulieren die Welt; die Globalisierung siegt vorerst über jedes Gefühl. Rasant vollzieht sich Timms Wandlung. Umbauten werden mit choreographischen Einlagen gut kaschiert.
Mottl kann auf ein exzellentes Ensemble bauen. So gibt »Dancing Star« Stefano Bernardin den Sympathieträger Timm sehr natürlich und macht auf dem Schulhof wie auf dem glatten Parkett der Geschäftswelt eine gute Figur. Sein Gegenspieler als Baron Lefuet ist Sascha Oskar Weis, der für ironische und emotionale Brechungen sorgt. Horst Eder, Karin Lischka, Peter Richter sowie Sebastian Pass agieren auffällig.
Peter Jarolin
www.wienweb.at – 12.10.2005
Kindertheater, das berührt
Am Dienstag feierte die Theater-der-Jugend-Produktion 'Timm Thaler und das verlorene Lachen' ihre österreichische Erstaufführung. Das Stück soll aufzeigen, dass man in Zeiten des materiellen Überflusses oft auf die wirklich wesentlichen Dinge im Leben vergisst, so Thomas Birkmeir, Leiter des Theater der Jugend, in einem Interview mit wienweb.at.
Jeder Tag ohne Lachen ist eine verlorener Tag. Das erkennt auch Timm Thaler nachdem er seine einzigartige Fähigkeit - das herzhafte Lachen - an den reichen Baron Lefuet verkauft hat. Zwar gilt er nun als der reichste Junge der Welt, glücklich ist er jedoch nicht. Die Erzählung von James Krüss soll Kindern aber auch Erwachsenen wertvolle Botschaften auf den Weg mitgeben.
Regisseur Bernd Mottl gelang mit seiner Produktion eine mitreißende und spannende Umsetzung der Geschichte. Der zerbrechlich wirkende Stefano Bernardin berührt in der Rolle des Timm Thaler. Bernardin wurde unter anderem für den Nestroy 2005 in der Kategorie 'Bester Nachwuchs' nominiert. Mit Timm Thaler ist dem Theater der Jugend auf jeden Fall der Spagat zwischen Kinder- und Erwachsenentheater gelungen.
(lf)