2005/2006
Miranda im Spielgelland 6 +
von Alan Ayckbourn
Deutsch von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting
Deutschsprachige Erstaufführung
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 30. Mai 2006 - 29. Juni 2006 |
Premiere: | 01. Juni 2006 |
Regie: | Folke Braband |
»Spieglein, Spieglein, an der Wand,
Gebrüder Grimm. Schneewittchen
wer ist die Schönste im ganzen Land?«
Miranda bekommt immer, was sie will. Außerdem ist sie das hübscheste Mädchen der Welt. Und da sie dies jeden Tag von ihren Eltern zu hören bekommt, darf man sich nicht wundern, dass Miranda auch selbst daran glaubt. Als sie zu ihrem Geburtstag einen eigenen, lang ersehnten Spiegel bekommt, ist Mirandas Glück perfekt! Denn von nun an wird sie nicht müde, sich Tag und Nacht selbst zu bewundern – von vorne, von oben und wenn man sich ein bisschen verrenkt, dann kann man sich auch von hinten betrachten. Für ihre Freundin Tina ist kein Platz vor dem Spiegel, die wird eines Tages beiseite geschubst, denn ihr Spiegelbild will Miranda mit niemandem teilen.
Aber jedes Ding hat so seine zwei Seiten, auch ein Spiegel. Und als Miranda eines Tages plötzlich anstelle des eigenen Spiegelbildes ein Junge namens Kram entgegenblickt, ist die Aufregung groß. Denn Kram hat gar keine Lust, sich Tag für Tag stundenlang nach Miranda zu richten. Da bleibt nur eines: Miranda will ihr richtiges Spiegel-Ich zurück, und so beginnt eine abenteuerliche Reise ins magische Wunderland der Spiegel, in welchem Miranda viele neue Erfahrungen macht. Denn in diesem Reich, das von einer Königin Allebasi regiert wird, spricht man rückwärts. Ebenso leicht kann man sich verlaufen, weil kein einziges Zimmer ganz zu sehen ist. Und überhaupt möchte man meinen: das Land der Spiegel steht ganz schön auf dem Kopf …
Nach »Die zauberhaften Jollies» hat der britische Erfolgsdramatiker Alan Ayckbourn mit »Miranda im Spiegelland» speziell für Kinder eine philosophische Geschichte geschrieben, die das Theater der Jugend als deutschsprachige Erstaufführung präsentiert.
Aufführungsrechte: Rowohlt Theaterverlag, Reinbek bei Hamburg
Besetzung
Erzähler | Uwe Achilles |
Miranda | Silvia Meisterle |
Tina, ihre beste Freundin / Anit, Tinas Spiegelbild | Christina Schaefer |
Mirandas Mutter / Tergram | Michaela Kaspar |
Mirandas Vater / Trops Gnagflow | Johannes Zeiler |
Kram, ein Spiegelbild | Simon Jaritz |
Wache | Peter Steiner |
Hauptmann | Klaus Rott |
Allebasi, die große Spiegelfürstin / Tinas Mutter | Gisela Salcher |
Tinas Vater | Herbert Pendl |
Regie | Folke Braband |
Ausstattung und Lichtkonzept | Stephan Dietrich |
Dramaturgie | Marlene Schneider |
Assistenz und Inspizienz | Eva Maria Gsöllpointner |
Kritiken
Kronen Zeitung – 04.06.2006Besuch bei der Spiegelkönigin
Thomas Birkmeir, Leiter des Theaters der Jugend, präsentiert im Renaissancetheater Alan Ayckbourn als »Kinderautor«: Die Erstaufführung von »Miranda im Spiegelland« fand bei eifrig mitspielenden jungen Besuchern begeisterte Aufnahme.
Miranda, von ihren Eltern als die Schönste verwöhnt, erhält zum Geburtstag einen Spiegel: Vor Eitelkeit wird sie unerträglich, vertreibt ihre Freundin Tina, fordert von den Eltern hemmungslos, was ihr Freude macht. Doch eines Tages blickt ihr im Spiegel Kram (Mark) entgegen, der sie ins Spiegelland zur Spiegelfürstin führt. Mirandas Läuterung beginnt.
Folke Braband inszeniert in Bildern Stephan Dietrichs ein reizvolles Märchen. Der Besuch bei der Spiegelkönigin (Gisela Salcher) bietet dazu viele Möglichkeiten. Uwe Achilles ist ein liebenswerter Erzähler, der die Kinder zum Mitspielen animiert. Silvia Meisterle spielt mit Temperament die widerspenstige Miranda, Simon Jaritz ihr Spiegelbild Kram. Michaela Kaspar, Johannes Zeiler, Gisela Salcher und Herbert Pendl sind die Elternpaare. Da wird Eltern und Kindern der Spiegel vorgehalten.
H.M.
Wiener Zeitung – 03.06.2006
Gefährlich in den Spiegel verliebt
Miranda ist ein verzogenes Mädchen. Täglich hört sie, wie schön und gescheit sie ist. Und als sie zum Geburtstag einen Spiegel bekommt, ist sie davon kaum noch wegzubringen. Gefährlich selbstverliebt nervt Miranda ihr Spiegelbild so sehr, dass dieses die Flucht ergreift. Eine abenteuerliche Reise ins Spiegelland beginnt.
Rasante Jagd
Im Renaissancetheater zeigt das Theater der Jugend die deutschsprachige Erstaufführung von Alan Ayckbourns »Miranda im Spiegelland« in einer rasanten, brillanten Inszenierung von Folke Braband. Überdreht, schillernd und komödiantisch wird von der zerstörerischen Kraft der Ichbezogenheit und von der Heilsamkeit der liebenden Zuwendung erzählt. Unterstützt durch die fantasievolle Ausstattung von Stephan Dietrich agiert ein hervorragendes Schauspielerteam, aus dem Silvia Meisterle, Christina Schaefer, Uwe Achilles, Simon Jaritz und Johannes Zeiler hevorragen.
Lona Chernel
Die Presse – 03.06.2006
Daumen halten für die Göre
»Miranda« hält den Kindern einen Spiegel vor.
Miranda ist ein liebes Mädel. Solange die Süßigkeiten schmecken, die Geschenke gefallen und ihre Freundin Tina es nicht wagt, mit ihr vor den Spiegel zu treten und – aus Mirandas Sicht – den Ausblick zu verschandeln. Aber wenn ihr etwas nicht passt, beginnt sie zu brüllen und zu toben, dass sogar Dreijährige staunen.
Alan Ayckbourns »Miranda im Spiegelland« (Regie: Folke Braband) ist die fantasievolle Parabel von einer verwöhnten Göre, die erst zur Besinnung kommt, als sich ihr Spiegelbild abwendet, weil sie so eingebildet und gemein ist. Silvia Meisterles »Miranda« kann quieken, lustig heulen und die Zehen zueinander drehen. Das junge Publikum (ab 6 Jahren) hält ihr die Daumen – und lässt sich frohgemut den Spiegel vorhalten. Erzähler Uwe Achilles führt durch das verwirrende Spiegelland, in dem man sogar rückwärts spricht. Wie würde es also heißen? »Vorstellung spannende und lustige eine war das.« Alles klar? Wenn nicht: Fragen Sie Ihr Spiegelbild …
i. w.
Der Standard – 02.06.2006
Einsichtstraining in der Spiegeldimension
Im Reich großherziger Kinderfantasien wird Hochmut zwar unkonventionell aber doch rigide abgestraft. Mit dem Feingefühl einer Jungdiktatorin hat Miranda (Silvia Meisterle) alle Begeisterung für ihre beste Freundin Tina (Christina Schaefer) auf ihr eigenes Spiegelbild umgeleitet. Da kann man verstehen, dass letzteres den Dienst quittiert und sich ins Hinterland der Spiegelwelt vertschüsst. »Miranda im Spiegelland« im Renaissancetheater lädt sein junges Publikum ein, Miranda auf ihrer Suche nach der gutmütigeren Selbstreflexion zu unterstützen. Autor Alan Ayckbourn hat dafür ein fantasievolles Universum mit verspiegelter Sprache geschaffen, das die Protagonistin langsam von sämtlichen Marotten entwöhnt. Weil bei der fremden Logik Köpfe jeden Alters ordentlich heißlaufen können, gibt's mit Uwe Achilles eine farbenfrohe Erzählerfigur, die ihre Zuschauer vielseitig ans Geschehen bindet. Geschickt versteckt Folke Brabands Regie allzu pädagogische Momente hinter schillernder Figurenzeichnung. Anschauliches Fazit: Noch in der U-Bahn wird den Großen händeringend auf die Sprünge geholfen.
(pet)
Kurier – 09.06.2006
Mit Tempo und Witz in einer fremden Welt
Rechts ist links und links ist rechts, vorwärts ist rückwärts und umgekehrt – zumindest im Land der Spiegel. In das nämlich muss das verzogene Mädchen Miranda im Renaissancetheater eintauchen, um ihr eigenes, davon gelaufenes Spiegelbild zur Rückkehr zu bewegen.
[…] Denn Braband hetzt in der kargen Ausstattung von Stephan Dietrich ein exzellentes Ensemble durch viele Abenteuer und bezieht auch die Kinder gut mit ein.
Großartig ist Silvia Meisterle als herrlich kreischende, wunderbar zickige, dabei liebenswerte Miranda, die in Uwe Achilles einen guten Erzähler und vor allem in Christina Schaefer und Simon Jaritz tapfere Mitstreiter findet.
Peter Jarolin