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  • Herr der Diebe Herr der Diebe
 

2004/2005

Herr der Diebe 6 +

von Cornelia Funke
in einer Fassung des Theaters der Jugend von Markus Felkel


Österreichische Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 09. Juni 2005 - 30. Juni 2005
Premiere: 14. Juni 2005
Regie: Viktoria Schubert

»Meine Schwester hat den Jungen ständig von dieser Stadt erzählt. Dass es hier Löwen mit Flügeln gibt und eine Kirche aus Gold, dass auf den Dächern Engel und Drachen stehen und die Treppen an den Kanälen aussehen, als würden nachts Wassermänner hinaufsteigen, um einen Landspaziergang zu machen.«

Cornelia Funke. Herr der Diebe

Aufruhr in der Stadt der Gondeln! Denn in Venedig ist der »Herr der Diebe« los! Von den Reichen zu nehmen, um den Armen zu geben, ist der Schlachtruf einer Kinderbande, zu der auch die beiden Waisen Prosper und Bo gestoßen sind. Ganz ohne Hilfe von Erwachsenen leben sie in einem alten verlassenen Kino zusammen. Auch der Detektiv Viktor, der in geheimer Mission die beiden Ausreißer suchen soll, wird eifrig an der Nase herumgeführt. Denn die italienische Sonne dringt längst nicht in jede dunkle Gasse, und jede Stadt hat ihre vergessen geglaubten Geheimnisse …

Ein zwielichtiger Herr, der sich »der Conte« nennt, erteilt der Bande einen »Spezialauftrag«: Gegen reiche Belohnung sollen die Kinder einen wertvollen Engelsflügel aus einem Palazzo stehlen. Dieser rätselhafte Flügel ist der letzte fehlende Teil von einem verschollenen Karussell, das wahre Zauberkräfte besitzt. Denn auf dem Karussell erfüllt sich ein uralter Menschheitstraum. Mit dem Ringelspiel schwingt sich auch die Geschichte ins Phantastische: Kinder werden Erwachsene, und Erwachsene werden Kinder. Und tatsächlich: die Kinder finden Gefallen daran, erwachsen zu sein …

Eine packende und Schwindel erregende Abenteuergeschichte aus der Feder Cornelia Funkes, die zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen unserer Zeit zählt. Ihr Roman »Tintenherz« wird gerade von den Machern von »Herr der Ringe« verfilmt.


Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf, Hamburg

Besetzung

Prosper Torsten Hermentin
Bo / Renzo Stefan Rosenthal
Scipio Dennis Cubic
Wespe Seraphine Rastl
Riccio Matthias Mamedof
Barbarossa Peter Steiner
Victor Getz Horst Eder
Esther Hartlieb Michaela Kaspar
Ida Spavento Regina Schweighofer
Dr. Massimo / Scipio groß Sebastian Eckhardt
Der Conte Johannes Kaiser
Barbarossa klein Daniel Wagner
Max Hartlieb Uwe Achilles
Butler / 1. Polizist / Fremdenführer Klaus Rott
2. Polizist Herbert Pendl
Touristen, Masken, Karussell, Stimmen, Volk Uwe Achilles, Horst Eder, Sebastian Eckhardt, Johannes Kaiser, Michaela Kaspar, Matthias Mamedof, Herbert Pendl, Seraphine Rastl, Klaus Rott, Regina Schweighofer, Peter Steiner, Daniel Wagner
Regie Viktoria Schubert
Ausstattung und Lichtkonzept Stephan Dietrich
Musik Klaus Erharter
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz und Inspizienz Ferdinand Klauser
Hospitanz Veronika Krenn

Kritiken

Kronen Zeitung – 16.06.2005

Bei den Dieben von Venedig

Venedig hat Geheimnisse! Das wissen nicht nur Krimimeisterinnen und Romanschriftsteller, auch Kinderbuchautorin Cornelia Funke hat sich für ihren »Herr der Diebe« von der Lagunenstadt verführen lassen: Im Renaissancetheater steht eine gelungene Bühnenversion auf dem Programm. Spannend!

Thomas Birkmeir, Direktor des Theaters der Jugend, hat eine glückliche Hand bei der Talente-Suche. Immerhin benötigt Funkes »Herr der Diebe« (Fassung: Markus Felkel) fünf junge Schauspieler, die in Figuren im Alter von acht bis zwölf Jahren schlüpfen. Er macht den Jungen und Mädchen Mut, gibt Vertrauen, mischt geschickt Jung mit Alt, Ensemble mit Neuankömmlingen. Die erfolgreiche Saison 2004/05 beweist das.

Die Stadt der Sehnsüchte, Träume, Geheimnisse wird da zum Endpunkt der Flucht der zwei Hamburger Ausreißer Prosper (Torsten Hermentin) und Bo (Stefan Rosenthal): Verfolgt von Onkel und Tante, finden sie ein Versteck bei einer Kinderbande (Dennis Cubic, Seraphine Rastl, Matthias Mamedof), erleben Merkwürdiges mit einem »Conte« (Johannes Kaiser) und einem Zauberringelspiel, erfahren Hilfe und Freundschaft – sogar von Erwachsenen …

Groß werden, aber schnell – das wünscht sich fast jedes Kind: Viktoria Schuberts Regie (Ausstattung: Stephan Dietrich) schafft den Spagat zwischen Wünschen und Wirklichkeit. Keine leichte Aufgabe, Klein (und Groß) bei Spannung zu halten. Schubert meistert's perfekt, verwendet Gemüt und Witz als Schauspielerin für ihre Regie, legt noch ein Quäntchen Poesie und Gruseliges dazu. Jubel!

Thomas Gabler


Wiener Zeitung – 16.06.2005

Das Leben als Karussell

Kinder auf der Flucht vor der Erwachsenenwelt, wo alles genau, aber nicht immer gut geregelt ist. Man kann sich nicht frei entfalten und so wünscht man sich eines besonders sehnlich: Selbst erwachsen zu sein. Was aber wünschen sich die Erwachsenen? Jünger sein steht ganz oben auf der Liste und manche oder mancher wären wohl gerne selbst wieder ein Kind. Nun soll ein geheimnisvolles Karussell diese Wünsche erfüllen. Es ist ein bisschen viel hineinverpackt in das Stück: Das Leid von elternlosen Kindern, die Probleme eines Jungen mit einem allzu dominanten Vater, die Gegensätze von Arm und Reich, von Alt und Jung und schließlich auch noch die zauberhafte Atmosphäre von Venedig. […]

Viel Stimmung erzeugen die Ausstattung von Stephan Dietrich und die Musik von Klaus Erharter. Das Darstellerteam ist wieder einmal vorzüglich. Jubel.

Lona Chernel


Kurier – 18.06.2005

Viel Spaß in Venedig

Es ist viel los in Venedig, wenn der »Herr der Diebe« und seine Bande die Lagunenstadt unsicher machen, wenn der korrupte Barbarossa seinen Geschäften nachgeht oder ein geheimnisvoller Conte einen wertvollen Engelsflügel sucht. Mitten im Geschehen sind die beiden Waisen Prosper und Bo, deren leicht hysterische Tante ihnen einen mäßig unauffälligen Privatdetektiv auf den Hals gehetzt hat.

Mit Cornelia Funkes »Herr der Diebe« (Fassung: Markus Felkel, bis 30. Juni) gelingt dem Theater der Jugend ein temporeiches, witziges und auch spannendes Saisonfinale. Auch dank Debütantin Viktoria Schubert, die bei ihrer ersten Regie im Renaissancetheater Kinder wie Erwachsene bestens bedient und in Stephan Dietrich einen kongenialen Ausstatter gefunden hat. Vom magischen Karussell, das Kinder in Erwachsene und Erwachsene in Kinder verwandeln kann, über den Lido bis zum Palazzo – flott eilen die gut charakterisierten Figuren durch alle Abenteuer.

Sehr gut bieten die Jugendlichen Torsten Hermentin (Prosper), Stefan Rosenthal (Bo) Seraphine Rastl, Dennis Cubic und Matthias Mamedof ihren älteren Gegenspielern (u. a. Horst Eder, Peter Steiner, Michaela Kaspar oder Uwe Achilles) Paroli und sorgen für frischen Wind am Canal Grande.

Peter Jarolin