2003/2004
Das große Shakespeare-Abenteuer 6 +
von Thomas Birkmeir
Uraufführung
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 17. April 2004 - 13. Mai 2004 |
Premiere: | 20. April 2004 |
Regie: | Thomas Birkmeir |
»All the world's a stage, and the show must go on …«
Puck, ein umtriebig Reisender im Reich des Feenkönigs Oberon, bekommt einen Spezialauftrag von seiner Majestät: Das Feenreich ist in Gefahr! Ein Menschenkind mit Namen William Shakespeare schickt sich gerade an, zum Genie zu reifen – und die Welt der Phantasiegestalten an die schnöde Wirklichkeit zu verraten. Verdammt! Dem muss sofort Einhalt geboten werden!
Also macht Puck sich auf den Weg nach Stratford, um das Kind zu entführen … Easy said – und schwer getan! William ist nicht so einfach zu kriegen – denn er hat von einem Ort gehört, wo das Abenteuer wartet: Das Theater! Also auf nach London, der Stadt der jungfräulichen Königin Elisabeth I. Special Agent Puck hat seine liebe Mühe, den Jungen in seine Fänge zu bekommen – doch schließlich schafft er es – und das ist erst der Anfang einer Geschichte! Denn nun begegnet William den Träumen, die er später einmal niederschreiben wird … Eine Welt von zarten Elfen, mächtigen Zauberern und tölpelhaften Ungeheuern tut sich auf. – Und was Wirklichkeit und Traum ist, darüber lässt sich streiten …
Besetzung
William Shakespeare | Simon Jaritz |
Puck, ein Kobold | Lukas Sartori |
Titania, die Feenkönigin | Regina Schweighofer |
Oberon, der Feenkönig | Johannes Zeiler |
James Burbage, Theaterprinzipal | Johannes Zeiler |
Robert Rose, Schauspieler | Daniel Wagner |
Inigo Jones, Schauspieler | Johannes Kaiser |
John Lowin, Schauspieler | Uwe Achilles |
Matrose 1 | Horst Eder |
Matrose 2 | Johannes Kaiser |
Prospero, ein Zauberer | Uwe Achilles |
Miranda, seine Tochter | Regina Schweighofer |
Kaliban, Inselbewohner | Daniel Wagner |
Hexe 1 | Johannes Kaiser |
Hexe 2 | Uwe Achilles |
Hexe 3 | Peter Steiner |
König Lear | Horst Eder |
Regie | Thomas Birkmeir |
Musik | Klaus Erharter |
Bühnenbild | Andreas Lungenschmid |
Lichtgestaltung | Lukas Kaltenbäck |
Kostüme | Andreas Lungenschmid und Antoaneta Stereva |
Dramaturgie | Marlene Schneider |
Assistenz und Inspizienz | Alexandra Fischer |
Hospitanz | Sebastian Hellinger, Meike Sasse |
Kritiken
Kronen Zeitung – 22.04.2004Es war Titanias Kuss!
Eine kleine Shakespeare-Gesellschaft auf der Reise durch die Welt der Phantasie: Mit wenigen, aber effektvollen Mitteln hat Thomas Birkmeir für das Theater der Jugend im Renaissancetheater »Das große Shakespeare-Abenteuer« erdacht, gereimt und inszeniert – mit vielen Anspielungen auf Shakespeare-Stücke.
Es war also nicht Thalia, die Shakespeare den Musenkuss verpasste. Nein! Niemand Geringerer als die Feenkönigin Titania (Regina Schweighofer) selbst weckte in ihm die Dichterlust und hielt ihre Zauberhand über Klein-William, beschütze ihn vor dem Gatten Oberon, der nicht zum Gespött der Bühnen- und Brettelsüchtigen der Menschen werden wollte.
Birkmeir entspinnt zu Frühlingsbeginn einen kleinen Sommernachtstraum für Kinder und Erwachsene, schickt Puck (Lukas Sartori) in die Welt der Menschen, um Willi in die Fänge des Herrn zu treiben. Aber der wird zum Freund von Jung-Shakespeare (Simon Jaritz), denn es kommt eben immer anders als Götter oder Fabelwesen denken.
Prospero und seine Tochter Miranda, König Lear und die Hexen aus »Macbeth« tauchen bei der abenteuerlichen Flucht vor dem furchtbaren Häscher Oberon (Johannes Zeiler in phantasievollem Kostüm von Ausstatter Andreas Lungenschmid) auf: Birkmeir, ein Theaterprofi (und Sparmeister), zeigt da, dass einfachste Mittel Effekte erzeugen, unterhalten können.
Thomas Gabler
Wiener Zeitung – 22.04.2004
Komödiantisches Furioso
Die Kinder unterhalten sich blendend, und die Erwachsenen genießen es, dieses komödiantische Furioso, das Thomas Birkmeir jetzt im Renaissancetheater anbietet. »Das große Shakespeare-Abenteuer« nannte er, was er im Rahmen des Theaters der Jugend Kindern ab 6 Jahren präsentiert. Und dieser fulminante Mix aus Elementen Shakespear'scher Stücke ist dermaßen spannend, dass sich ihm wohl niemand entziehen kann. Wenngleich das Vergnügen für die Erwachsenen durch den Erkennungseffekt noch um einiges größer ist. Was mir aber besonders wesentlich erscheint, ist Birkmeirs Mut, die Kinder vom Gefühl her anzusprechen, ihnen zu zeigen, dass Herz zu haben keine Schande ist. Und dass auch Erwachsene, ja, dass »erhabene Gestalten« Fehler machen. Und dass sie nachgeben, wiedergutmachen, um Verzeihung bitten, nicht, weil sie irgendjemand dazu zwingt, sondern aus Liebe.
Die Geschichte ist simpel: Puck wird auf die Erde gesandt, um den Knaben William Shakespeare zu Oberon zu bringen, der Shakespeares dichterisches Talent fürchtet. Doch so leicht ist es nicht, einen, der liebt und geliebt wird, auszuschalten.
In fantasievoll verspielten Bühnenbildern von Andreas Lungenschmid (der auch zusammen mit Antoaneta Stereva für die schönen Kostüme zeichnet) inszenierte Autor Birkmeir mit gewohnter Brillanz, trieb sein Team – ohne es zu verkrampfen – zu Höchstleistungen an. Und so wird ein Schauspielerfest geboten, mit starken, schillernden Persönlichkeiten: Regina Schweighofer, Simon Jaritz, Lukas Sartori, Johannes Zeiler, Horst Eder, Johannes Kaiser, Uwe Aichilles, Daniel Wagner, Peter Steiner.
Ein besonderes Bravo noch für die Programmheft-Gestaltung: Die einzelnen auftretenden Shakespeare-Figuren werden dort leichtfasslich erklärt.
Lona Chernel
Die Presse – 22.04.2004
Ein Kobold will kuscheln
Liebevoll inszeniert Birkmeir »Das große Shakespeare-Abenteuer«.
Auch William Shakespeare begann klein. In einer Wiege, als schreiendes Baby, das sich erst durch die Feenkönigin Titania (Regina Schweighofer) beruhigen lässt – so in Thomas Birkmeirs »Das große Shakespeare-Abenteuer« im Renaissance-Theater. Das Stück handelt von den Abenteuern, die Klein-William (Simon Jaritz) durchlebt und die er einmal in seinen Geschichten verarbeiten wird.
Der Feenkönig Oberon – Johannes Zeiler in schwarzem Federkleid mit Widderhörnern – hat Angst vor dem jungen Shakespeare: Er weiß, dass der Knabe zum Dichter werden und die Welt der Fantasiegestalten an die schnöde Wirklichkeit verraten wird: »In deiner Welt werd' ich zum Ammenmärchen.«
Daher beauftragt er seinen »Special Agent« Puck (Lukas Sartori) mit der Entführung des Kindes. Der kuschelbedürftige Kobold – der bald zum Publikumsliebling wird – folgt William zunächst nach London, ins Globe Theater. Dort wird William aber nicht wie erwartet zum Hausdichter gekürt, nein, er bekommt nur eine Rolle als Straßenköter.
Frustriert gibt er Pucks Verlockungen nach, ihm ins Feenreich zu folgen – eine grüne Blätterwelt beherrscht nun die Bühne. Titania schwebt herein, die den jungen Shakespeare vor ihrem Ehemann Oberon beschützen will. Mit ihren Zauberkräften buhlt das Paar um den Jüngling, Titania siegt vorläufig: William und Puck werden wieder ins wirkliche Leben katapultiert. Doch auch dort sind sie nicht sicher – sie müssen einen Sturm sowie einen Insel-Kannibalen (Daniel Wagner) überstehen.
Großartig dann die Szene in der Hexenküche: Drei unförmige Hexen (Johannes Kaiser, Uwe Achilles und Peter Steiner) bereiten eine Suppe aus Drachenschuppen, Pavianblut und Echsenschwanz und wollen auch die zwei plötzlich auftauchenden Helden zu Brei verrühren. Aus Freude darüber, dass sie auch dieses Abenteuer überlebt haben, bekommt William von seinem Freund einen dicken Kuss. Ein lautes »Wäh!« geht durch die Kinderreihen.
Titania ist von der Schlechtigkeit ihres Mannes abgestoßen und will vom Feenreich auf die Erde wechseln. Sie verlässt die Bühne, aus dem Publikum ruft ein Kind: »Renn ihr nach!« Oberon entschuldigt sich tatsächlich bei seiner Frau – und die beiden werden wieder ein Paar. Puck ist entzückt: »Ich glaub, jetzt brauch ich wen zum Kuscheln.«
tom
Der Standard – 27.04.2004
William Shakespeare auf Abenteuerfahrt
In Thomas Birkmeirs Großes Shakespeare-Abenteuer ist das Kind William ein sanfter Jüngling mit Vorahnung zu Höherem. Er kann sich meterlange Wörter merken, mit denen er sich wie Crocodile Dundee aus den Schieflagen des tiefsten Märchendschungels befreit. Birkmeir hat für Kinder ab sechs Jahren die Figur des Dichters in ein Sammelsurium seiner Stücke dazugestellt. William (Simon Jaritz) ist gemeinsam mit Puck (überaus quirlig: Lukas Sartori) am so beliebten Roadmovie-Trip – nämlich auf der Flucht vorm Feenkönig Oberon (Johannes Zeiler), der dem Buben nach dem Leben trachtet (weil den Alten dessen zu große Fantasie bedroht). So landet das Duo beim Zauberer Prospero und dessen stürmischen Gefährten oder im Hexenkessel aus Macbeth und schließlich doch (aber gerettet) bei Oberon und Titania (Regina Schweighofer). Die Abenteuerfahrt hat Birkmeir mit sachter Hand inszeniert – diesmal weniger Musical und insgesamt feiner auch in Stimmungen oszillierend. Warum nur das alles mit Shakespeare? Warum nicht.
afze
Kurier – 27.04.2004
Dramenkunde einer Sommernacht
Ein gewitzter Kobold in geheimer Mission, ein schlimmer Ehekrach im Feenreich und ein junger Dichter namens William auf der Suche nach dem idealen Dramenstoff – mit seinem Stück »Das große Shakespeare-Abenteuer« bittet Intendant Thomas Birkmeir im Theater der Jugend zu einer irrwitzigen Reise in die Welt der Literatur.
Denn William (beherzt: Simon Jaritz) hat so seine liebe Not mit seinen Kunstfiguren. König Oberon im Streit mit Gattin Titania, Kobold Puck (schelmisch-quirlig: Lukas Sartori) als nicht immer hilfreicher Geist, dazu die Hexen aus »Macbeth«, Zauberer Prospero nebst Töchterlein Miranda, der tumbe Kaliban (alle »Sturm«) und König Lear – mit viel Wortwitz jagt Autor Birkmeir den jungen William durch einen »Sommernachtstraum«.
Dass der Regisseur Birkmeir in puncto Tempo und Esprit mit dem Autor Birkmeir nicht ganz mithalten kann, ist schade. Lehrreich und vergnüglich ist das von Andreas Lungenschmid gut und sparsam ausgestattete Abenteuer im Renaissancetheater allemal.
Küsse zwischen Männern (Puck und William) werden von den jungen Besuchern (ab sechs Jahren) mit lautem »Wäh!!!« kommentiert; doch die Versöhnung Oberons (Johannes Zeiler) mit Titania (Regina Schweighofer) wird heftig akklamiert. Und Inselbewohner Kaliban (Daniel Wagner) avanciert ohnehin zum Liebling der Kleinen.
Peter Jarolin