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  • Die Brüder Löwenherz Die Brüder Löwenherz
 

2002/2003

Die Brüder Löwenherz 6 +

von Astrid Lindgren
In einer Fassung des Theaters der Jugend von Rogier Hardeman

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 22. Mai 2003 - 25. Juni 2003
Premiere: 23. Mai 2003
Regie: Zeno Stanek

»Aber es gibt Dinge, die man tun muss, sonst ist man kein Mensch, sondern nur ein Häuflein Dreck?«

Astrid Lindgren, Die Brüder Löwenherz

»Wie kann es nur so was Schreckliches geben, dass manche sterben müssen, wenn sie noch nicht mal zehn Jahre alt sind?«

Karl Löwe ist sehr krank und merkt, dass er bald stirbt. Doch sein Bruder Jonathan, der ihn immer Krümel nennt, weiß Rat: »Ich glaube, es wird herrlich für dich«. Denn wenn man stirbt, dann kommt man nach Nangijala, das Land der Lagerfeuer und Sagen, wo man von früh bis spät Abenteuer erlebt. »Das ist was anderes als im Bett liegen und husten und krank sein und nie spielen können.«

Doch Jonathan stirbt noch vor Krümel, als er bei einem Hausbrand dessen Leben rettet. Und eines Tages besucht Jonathan Krümel als weiße Taube und nimmt seinen kleinen Bruder mit sich. Nach Nangijala. Und Nangijala ist wahrhaftig das Land, in dem man von einem großen Abenteuer ins Nächste taumelt.

Krümel und Jonathan, die nunmehr wegen ihres Mutes »die Brüder Löwenherz« genannt werden, schlittern geradewegs in ein solches Abenteuer hinein. Denn in Nangijala versucht Tengil, ein böser Herrscher, die friedlichen Täler unter sein Joch zu bringen und die Menschen, die dort leben, zu Sklaven zu machen. Und das darf man nicht zulassen. Jonathan und Krümel stürzen sich also wagemutig mit ihren neuen Freunden in den gefährlichen Kampf gegen Tengil und dessen Feuer speienden Drachen Katla und riskieren dabei ihr Leben. Doch wenn man stirbt, dann kommt man nach Nangilima, das Land der Lagerfeuer und Sagen, wo man von früh bis spät Abenteuer erlebt?

Besetzung

Karl Löwenherz, genannt Krümel Lukas Sartori
Jonathan Löwenherz, sein Bruder Christian Banzhaf
Die Mutter / Sophia Nina Gabriel
Jossi, der Wirt Peter Steiner
Hubert, ein Jäger Simon Jaritz
Veder, ein Soldat Tengils Alexander Braunshör
Kader, ein Soldat Tengils Uwe Achilles
Matthias Horst Eder
Tengil, Herrscher des Heckenrosentals Herbert Pendl
Pjuke, sein Ratgeber Klaus Rott
Orwar, Freiheitskämpfer Markus Schöttl
Eine Wache vor dem großen Tor Bertram Mödlagl
Ein alter Mann Johannes Kaiser
Antonia / Lehrerin Franziska Werner
Grim, Jonathans Pferd Alexander Braunshör
Fjalar, Krümels Pferd Johannes Zeiler
Katla, ein Drachenweibchen Franziska Werner
Dörfler, Tengilmänner, Soldaten etc. Uwe Achilles, Alexander Braunshör, Horst Eder, Nina Gabriel, Simon Jaritz, Johannes Kaiser, Bertram Mödlagl, Herbert Pendl, Klaus Rott, Markus Schöttl, Peter Steiner, Franziska Werner, Johannes Zeiler
Regie Zeno Stanek
Bühnenbild und Lichtgestaltung Andreas Lungenschmid
Kostüme Tanja Hausner
Musik Christian Mühlbacher und Christoph Cech
Kampftraining Stanislav Krucinski
Taubencoach Barbara Prewein
Dramaturgie Gerald Maria Bauer
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Kostümassistenz Antoaneta Stereva
Hospitanz Thomas Schnackenberg

Kritiken

Kronen Zeitung – 25.05.2003

Viel Lärm im Kirschgarten

Abenteuerlustig und mutig geht´s zum Finale ins geheimnisvolle Land des Drachen Katla: Mit Astrid Lindgrens »Die Brüder Löwenherz« in Zeno Staneks Regie beendet Thomas Birkmeir im Renaissancetheater seine erfolgreiche erste Saison als Direktor.

»Warum gibt es im Theater auch Ferien«, hört man staunend im Publikum. Und wenn auch das runderneuerte Theater der Jugend Sommerpause macht, seine jungen Fans werden ihm treu bleiben. Denn selbst bei der letzten Premiere war die Stimmung bestens, und die abenteuerliche Reise mit Krümel und Jonathan nach Nangijala, ins Land der Abenteuer und Sagen, gefällt.

Lindgren scheute nie die Probleme der kleinen Leute. Sogar dem Sterben nahm die Doyenne der europäischen Kinderliteratur den Schrecken: Unglück und Krankheit bringen ihre kleinen Helden ins einst paradiesische Jenseits, ins Kirschtal und Heckenrosental, das der böse Tengil zu beherrschen versucht. Lukas Sartori als ängstlicher Krümel und Christian Banzhaf als Jonathan erleben da mit neuen Freunden Gefährliches, aber auch allzu Menschliches wie Verrat, Herrschsucht, Stolz und Trotz.

Rasch wandeln sich die Bilder am Schauplatz des Kampfes zwischen Gut und Böse (Bühne: Andreas Lungenschmid) in der Fassung für das Theater der Jugend von Rogier Hardeman. Eine Szenerie, in der das Heitere dank der sehr menschlichen, komödiantischen und trainierten Rösser Grim (Alexander Braunshör) und Fjalar (Johannes Zeiler) nicht zu kurz kommt.

Regisseur Zeno Stanek mag wohl auch Sagen und Märchen, und so darf der phantasievoll ausstaffierte Drache (Kostüme: Tanja Hauser) schon einmal ordentlich in einiger Entfernung zur ersten Reihe Feuer speien. Bedrohlich schwärzt sich da die Mondnacht, wird der Kirschgarten zum bedrohten Idyll.

Junge Talente wie Simon Jaritz und Uwe Achilles zeigen da ebenso Freude am Ensemblespiel wie die »alten Hasen« Horst Eder und Peter Steiner. Jubel für die Guten, Lärm und Gezischel für die Bösen!

Thomas Gabler


Kurier – 26.05.2003

Wenn Ängste weichen

So muss es im (Kinder-)Theater sein: Buh-Rufe für die Bösen und Jubel für die Guten. Denn im Renaissancetheater kämpfen jetzt Astrid Lindgrens »Brüder Löwenherz« (in einer Fassung von Rogier Hardeman) gegen den bösen Diktator Tengil und gegen ihre eigenen Ängste. Denn der Tod ist nur eine Reise ins Abenteuer, die in das Wunderland von Nangilima führt, wo Jonathan (präsent: Christian Banzhaf) und Krümel (rührend in seiner Verlorenheit: Lukas Sartori) auch einem Feuer speienden Drachen tapfer Paroli bieten.

Regisseur Zeno Stanek setzt für das Theater der Jugend die Helden (angeführt von Nina Gabriel, Simon Jaritz, Horst Eder und Alexander Braunshör sowie Johannes Zeiler als zweibeinige Pferde!) meist richtig in Szene, zeigt in Andreas Lungenschmids passendem Bühnenbild aber auch die Fratze eines totalitären Regimes. Das Tempo stimmt, die Botschaft auch.

Peter Jarolin


Die Presse – 18.06.2003

Transzendenz à la Lindgren

Drachen-Jagd in Nangijala (...) -- das Theater der Jugend übertrifft die Festwochen.

Nach einem Wohnungsbrand kommen der kranke Karl, Krümel genannt, und der vitale Jonathan in eine Art Fegefeuer-Land namens Nangijala. Dort herrschen Bürgerkrieg und ein Drache. Transzendenz à la Astrid Lindgren illustriert im Renaissancetheater Zeno Stanek unterm feenhaften Mond und mit einem fernöstlichen Lindwurm. (...)

Die beiden Protagonisten, Lukas Sartori als zagender Karl, der das Fürchten verlernen muss, und Christian Banzhaf als Draufgänger Jonathan überzeugen. Die Bösen sehen leicht außerirdisch aus. Alles in allem wurde ein passender Weg gefunden, den Stoff aus der Frühzeit der Fantasy umzusetzen, ohne deren ureigenste Medien - Film, TV - billig zu kopieren.

Barbara Petsch


Wiener Zeitung – 26.05.2003

Abenteuer im Totenreich

Jonathan und Karl sind ein ungleiches Brüderpaar: Jonathan ist gesund, stark und mutig, Karl krank, schwach und ängstlich. Eines Tages hört Karl, wie die Erwachsenen über ihn reden und entnimmt dem Gespräch, dass er bald sterben wird. Als er das Jonathan erzählt meint der, er brauche sich nicht zu fürchten, denn wenn er tot ist, käme er nach Nangijala, einem Land voller Abenteuer.

Als ein Feuer ausbricht, rettet Jonathan seinen Bruder, stirbt aber dabei. Karl folgt ihm erst einige Zeit später ins Totenreich. Wieder vereint bestehen die beiden Brüder aufregende Abenteuer, wie Jonathan es ja auch schon vorausgesagt hatte.

Das Theater der Jugend bringt jetzt im Renaissancetheater eine Bühnenfassung (Rogier Hardeman) des Buches von Astrid Lindgren »Die Brüder Löwenherz«, das 1973 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.

Ehrlich gesagt, mir persönlich scheint das Ganze - noch dazu für die angepeilte Zielgruppe ab sechs Jahren - zu kriegerisch, doch die von Film und Fernsehen abgehärteten Kids nehmen es sichtlich locker und erfreuen sich einfach an der spannenden Geschichte. Die wird allerdings auch in einer brillanten Inszenierung von Zeno Stanek angeboten, mit faszinierender Licht- und Bühnenbildgestaltung von Andreas Lungenschmid, stimmigen Kostümen von Tanja Hausner und akzentreicher Musik von Christian Mühlbacher und Cristoph Cech. Überzeugend, temperamentvoll, liebenswert, von starker Persönlichkeit sind Christian Banzhaf und Lukas Sartori in den Titelrollen.

Hervorragend Horst Eder. Nina Gabriel, Franziska Werner, Peter Steiner, Simon Jaritz, Herbert Pendl, Klaus Rott, Markus Schöttl, Bertram Mödlagl, Johannes Kaiser, Uwe Achilles, Alexander Braunshör und Johannes Zeiler geben den weiteren Rollen Kraft, Farbigkeit und Profil.

Lona Chernel