2023/2024
Siri und die Eismeerpiraten 6 +
von Frida Nilsson
Deutsch von Friederike Buchinger
in einer Fassung von Karin Drechsel
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 01. Dezember 2023 - 22. Januar 2024 |
Premiere: | 05. Dezember 2023 |
Dauer: | 02:05 inkl. Pause |
Regie: | Karin Drechsel |
»Es ist immer leichter, den feigen Weg zu gehen. Aber manchmal im Leben wählt man auf einmal den mutigen Weg. Das ist für alle ein großes Glück.«
Frida Nilsson. »Siri und die Eismeerpiraten«
In einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit passiert der jungen Siri das Undenkbare. Ausgerechnet Weißhaupt, der gefürchtetste Pirat des gesamten Eismeers, hat sich ihre jüngere Schwester Miki geschnappt und in seine berüchtigte Diamantenmine verschleppt. Geplagt von schrecklichen Schuldgefühlen begibt sich Siri auf eine abenteuerliche Reise, um Miki aus den Fängen des skrupellosen Seeräubers zu befreien. Dabei steht sie nicht selten vor Herausforderungen, die auch gestandenen Männern und Frauen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Niemand hatte bisher den Mumm, sich dem schaurigen Piratenkapitän, dem gefährlichsten Menschen des gesamten Eismeers, entgegenzustellen – bis auf Siri!
Mit ganz viel Mut und Mitgefühl schafft sie es, auf dem beschwerlichen Weg allerlei neue Freund*innen und Verbündete zu finden. Und bald setzt sie sich mit ihrer Überzeugung durch: »Die Dinge, die man tut, hinterlassen Spuren. Die guten Dinge hinterlassen gute Spuren… und die schlimmen Dinge hinterlassen schlimme Spuren.«
Mit dieser wundervoll-fantastischen und atmosphärisch-dichten Abenteuergeschichte gelingt es Frida Nilsson, die 2019 den James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur erhielt, erneut unter Beweis zu stellen, dass sie den Titel als Nachfolgerin von Astrid Lindgren zu Recht trägt. Sie schreibt eine Geschichte über die Kraft der Freundschaft und der Empathie für Mensch und Tier. Ein Plädoyer für ein solidarisches Miteinander und den Mut, sich dem scheinbar Unmöglichen zu stellen, um Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
© und Aufführungsrechte: Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin im Auftrag für den Gerstenberg Verlag
Besetzung
Siri | Runa Schymanski |
Miki / Matrose / Eiswölfin / Einäugige / Pirat | Jo Bertl |
Fayola Schönrock | |
Papa / Langbart / Junge 1 | Frank Engelhardt |
Olav / Schiffsjunge / Hafenmeister / Hakenhand / Heldentat / Junge 3 | Samuel Schwarzmann |
Fredrik / Einar | Phillipp Laabmayr |
Weißhaupt | Alexander Jagsch |
Nanni / Eisen-Anna / Hässliche / Taube | Carmen Kirschner |
Sturmbart / Glatze / Junge 2 | Uwe Achilles |
Swing | Fayola Schönrock |
Regie | Karin Drechsel |
Ausstattung | Christine Grimm |
Licht | Karin Drechsel und Christine Grimm |
Dramaturgie | Sarah Caliciotti |
Hospitanz | Lara Marie Schöttl |
Kritiken
Falter – 13.12.2023Kindermut und Piratenglück
Mitten im Eismeer liegen mehrere kleine Inseln. Auf Blauwick lebt Siri zufrieden mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester Miki, bis sich der allseits gefürchtete Pirat Weißhaupt Miki schnappt und entführt. Eisberge ragen in die Höhe in der Inszenierung von „Siri und die Eismeerpiraten“ (Regie: Karin Drechsel). Große Schiffsbüge tauchen auf, ebenso kleine Fischerhütten. Der Wind pfeift. Runa Schymanski spielt Siri, das mutige Mädchen, das wagt, was bisher noch niemand gewagt hat: Sie versucht, ihre Schwester Miki von Weißhaupt zurückzuholen. Auf ihrem Weg begegnet sie dem hilfsbereiten Schiffskoch (Philipp Laabmayr), der einst selbst seine Schwester an den Piraten verlor. Er beschließt, Siri zu helfen. Außerdem tauchen auf: eine gierige Wolfsjägerin (Carmen Kirschner), ein Bub, der ein Walhuhn-Ei ausbrütet, unheimliche Seemänner und Kinder, die in einer Grube Kohlen für Weißhaupt hacken. Wofür der gefühlskalte Pirat die Kohlen braucht? Er wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Diamanten zu pressen. (...) Das Ensemble spielt mit Pathos, der Soundtrack tönt spannungsgeladen, und die eisige Atmosphäre unterstreicht die Düsternis der Geschichte.
Sara Schausberger
Der Standard – 13.12.2023
Theater der Jugend zeigt eine Adaption des Bucherfolgs "Siri und die Eismeerpiraten"
Im Wiener Renaissancetheater ist die Bühnenversion des schwedischen Kinderromans zu sehen. (...)
Im Saal des Renaissancetheaters riecht es verdächtig nach Gummischlangen: Das Wiener Theater der Jugend zeigt mit Siri und die Eismeerpiraten eine dichte Bühnenfassung des gleichnamigen Kinderbuchs der schwedischen Erfolgsautorin Frida Nilsson. Das verspricht große Aufregung: Wölfe! Piraten! Eisberge! Das Buch, auf dem das von Karin Drechsel inszenierte Theaterstück basiert, ist 2017 erschienen und wie viele andere Werke von Nilsson in den Feuilletons hochgelobt worden. Für Romane wie Die maskierte Makrone oder die Hedvig-Reihe wurde die Autorin 2014 mit dem Astrid-Lindgren-Preis ausgezeichnet; 2021 erhielt sie den Preis für Kinder- und Jugendliteratur der schwedischen Akademie.
Erinnerungen an Pippi Langstrumpf
Tatsächlich erinnern Nilssons Charaktere an vielen Stellen stark an jene der bekanntesten Kinderbuchautorin Schwedens. Auch Siri in Siri und die Eismeerpiraten weckt Erinnerungen an die furchtlosen, starken Mädchenfiguren Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter. Wie im Buch beginnt das Stück mit einem großen Tusch: Siris kleine Schwester Miki wird in einem unbeobachteten Moment von dem gefürchteten Piratenkapitän Weißhaupt entführt. Und weil ihr Vater zu gebrechlich ist, um die beschwerliche Reise auf sich zu nehmen, beschließt Siri, sich selbst auf die Suche nach Miki zu machen. In einem detailverliebten Set zwischen hohen Eisbergen und bauchigen Schiffen trifft die Titelheldin auf ihrem Weg auf den Schiffskoch Fredrik, eine Wolfsjägerin oder den Jungen Einar, die im Gegensatz zu der von Grund auf guten Siri (Runa Schymanski) allesamt Opfer ihrer eigenen Geschichte sind.
Der Weg wird zum Ziel
So entfalten sich die Zwischenstopps auf ihrer Heldinnenreise zur eigentlichen Handlung, der stets der Leitspruch des Vaters zugrunde liegt: "Die Dinge, die man tut, hinterlassen Spuren. Die guten Dinge hinterlassen gute Spuren, und die schlimmen Dinge hinterlassen schlimme Spuren." (...) Während sich im Buch eine humanistische, tiefsinnige Botschaft entspinnt, bleibt das Theater großteils an der Oberfläche und bemüht sich, das junge Publikum mit Slapstick-artig inszenierten Kampfszenen und witzigen Bühnentricks abzuholen. Fahrende Hühner und tollpatschige Bösewichte kommen bei den Kleinen an: Da lässt die Spannung die Packung voller Gummischlangen schon einmal vergessen.
Caroline Schluge
KIJUKU - Kinder Jugend Kultur und Mehr – 06.12.2023
Beherzter (fast) einsamer Kampf gegen Eiseskälte
Dichte, üppig illustrierte Theaterversion des spannenden, abenteuerlichen Romans „Siri und die Eismeerpiraten“ im Theater der Jugend in Wien.
Riesige Eisblöcke (aus Styrodor) beherrschen die meiste Zeit links und rechts die Bühne im Renaissancetheater. Dazwischen im Hintergrund videomäßig projiziert meist (hoher) Wellengang. Hin und wieder der hohe Bug eines großen, dunklen Schiffes. Ob dies, oder auch ein kleines Boot auf der Drehbühne oder Hütten-Fassaden – die Ausstatterin Christine Grimm schafft von Anfang an – und durchgehend die beiden Stunden – eine beeindruckende optische Atmosphäre für die abenteuerliche Geschichte „Siri und die Eismeerpiraten“ (nach dem Buch von Frida Nilsson, oft als Astrid Lindgrens schwedische Nachfolgerin bezeichnet) im größeren der beiden Häuser des Wiener Theaters der Jugend zu schaffen. Was im Übrigen auch für die meisten der Kostüme der acht Schauspieler:innen gilt – bzw. für viel mehr Outfits, da mit Ausnahme der beiden Gegenspieler:innen alle anderen in zwei bis sechs verschiedene Rollen – samt Kostümwechsel – schlüpfen müssen/dürfen.
Die Story
Die zehnjährige Siri, durchgängig kämpferisch und sehr empathisch von Runa Schymanski verkörpert, wagt es, nach dem bösen Ober-Piraten Weißhaupt zu suchen. Mit ihm will sich sonst keiner anlegen. Aber Siri fühlt sich mitschuldig daran, dass dessen Männer ihre kleine Schwester Miki entführt worden ist. Weißhaupt überlässt alle materielle Beute seinen Piraten, er will ausschließlich Kinder. Die sind klein genug, um in den engen, niedrigen Gängen des Bergwerks auf seiner Insel zu arbeiten. Im ganzen Eismeer hält sich die Mär von einer Diamanten-Mine. Was sie nicht ist, aber hier nicht verraten werden soll.
Mehr über die ganze Geschichte in einer ausführlicheren Besprechung des zugrunde liegenden Buches auf kijuku.at
(...)
Kind vs. Ausbeuter
Während Runa Schymanski als Siri praktisch immer präsent ist, hat Alexander Jagsch als Pirat Weißhaupt nur im zweiten Teil fallweise seine eiseskalten Auftritte, mit der Erklärung seiner „wissenschaftlichen“ Sehnsucht. Für die er all die Kinder opfert. Was ihm genau gar nicht nahegeht. Der Diktatur seines Ziels ordnet er alles unter. Dafür darf sein ihm höriges, untergebenes Personal, das für die Kinder-Heranschaffung bzw. seine angenommene „Tochter“ Privilegien genießen.
Vielseitig
Diese „Tochter“, genannt Taube wird verbittert hart von Carmen Kirschner gespielt, die dennoch ausstrahlt, dass diese Unterdrückung der Kinder nicht so ganz ihre Sache ist – aber sie hat sich den Umständen entsprechend einigermaßen wohlig eingerichtet. Kirschner spielt aber unter anderem auch noch die Wolfsjägerin Nanni und Eisen-Anna, die alles reparieren kann und aus Überfürsorge ihren Sohn Einar gar nicht aufs (zugefrorene) Meer hinauslassen will.
Kind, Eiswölfin und mehr
Zu den Kindern im Bergwerk gehört natürlich Siris kleine Schwester Miki, die natürlich nur anfangs und gegen Ende – vor der Entführung und dann im Bergwerk als Siri und damit die Rettung schon nahe sind. Fayola Schönrock spielt aber nicht nur diese Miki, sondern auch die sicher im Schwitzkostüm auf allen vieren wandelnde Eiswölfin sowie noch einen Matrosen, einen Piraten und eine Einäugige.
Den schon angesprochenen Einar – er rettet Siri nach einem Absturz von einem Eisfelsen – gibt Phillipp Laabmayr, der auch in die Rolle von Frederik, dem rothaarigen Schiffskoch schlüpft, der einst seine Schwester Hannah auch an Weißhaupt verloren hat. Und sich deswegen als einziger Siris Suche nach dem Kinder-Räuber und -Quäler anschließt.
Rollenwechsler
Frank Engelhardt darf nicht nur den fürsorglichen, doch schon ein bisschen gebrechlichen Vater von Siri und Mikki spielen, sondern muss auch noch als einer von zwei besonders Bösen, genannt Langbart, Siri aus dem Boot namens Tintenfisch ins Meer befördern. „Glatze“, sein Partner in diesem Verbrechen, ist Uwe Achilles, der auch schon zuvor als Kapitän Sturmbart auf der Polarstern Siri am Hafen in ein Lager gesperrt hatte.
Unterdrückung kann auch zu Entsolidarisierung führen
Die beiden sowie Samuel Schwarzmann sind neben Miki die Kinder im Bergwerk. Arg, aber wunderbar wie schon der Roman (übrigens aus dem Schwedischen übersetzt von Friederike Buchinger), aber auch die natürlich zwangsläufig stark gekürzte Theaterfassung von Karin Drechsel, die auch Regie führte, zeigt, dass Unterdrückte sich nicht automatisch wie vielleicht erwünscht miteinander solidarisieren, sondern durchaus eigene Hackordnungen errichten. Bei denen in diesem Fall Miki stets an unterster Stelle landete. Gegen Ende, nachdem Weißhaupt tot ist, die Kinder befreit sind, bleibt eines der Bergwerkskinder fast wie angewurzelt stehen und scheint gar nichts mit dieser neu gewonnenen Freiheit anzufangen können.
Auch diese Entsolidarisierung der Ausgebeuteten, sich das Dreinfinden in dieses Schicksal ist neben der skrupellosen Unterdrückung durch den Diktator, der dafür seine Helfers-Helfer:innen fürstlich entlohnt, in dieser Geschichte und ihrer Inszenierung die klare Botschaft. Die aber nie zwangsweise oder aufgesetzt daherkommt, sondern sich aus der spannenden abenteuerlichen Story mit ihren Auf- und Ab-Wendungen ergibt.
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kijuku.at/buehne/beherzter-fast-einsamer-kampf-gegen-eiseskaelte/
Heinz Wagner
Materialien
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Bei eventuellen Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an [YjY0dGFnOmthdGphLnNlZ2VsYmFjaGVyQHRkai5hdA==]