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  • Die Schöne und das Biest Die Schöne und das Biest
 

2023/2024

Die Schöne und das Biest 6 +

von Henry Mason

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 23. Mai 2024 - 22. Juni 2024
Premiere: 28. Mai 2024
Dauer: 02:00 inkl. Pause
Regie: Henry Mason

»Es wäre nicht so vieles häßlich, wenn wir nicht so manches verdorben und häßlich machten.«

Peter Hille

Um ihren Vater zu retten, erklärt sich Belle bereit, in Zukunft an der Seite eines ungeheuerlichen Scheusals in einem verwunschenen Schloss zu leben. Zugegeben, die Zeit mit dem ungewöhnlichen Hausherren erweist sich komfortabler als zunächst angenommen. Zudem stellt sich das unheimliche Biest als äußerst intelligenter und angenehmer Gesprächspartner heraus. Doch das Heimweh und die Sehnsucht nach der zurückgelassenen Familie nehmen derartig bedrückende Formen an, dass der Schlossherr ihr schlussendlich voll Mitleid erlaubt, ihre Familie zu besuchen. Doch einen Haken hat das Ganze: Ist sie nach einer bestimmten Frist nicht freiwillig ins Schloss zurückgekehrt, ist es um das Biest geschehen. Belle ist gezwungen, hinter die Fassade zu blicken und sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden.

»Die Schöne und das Biest« ist ein Märchen-Klassiker, der nie aus der Mode kommt und die stets aktuelle Frage nach dem Verhältnis von Sein und Schein sowie Gut und Böse stellt, aber auch die Erkenntnis in den Mittelpunkt rückt, dass man vermutlich zuerst seine eigenen Bedürfnisse begreifen muss, bevor man jenen der anderen Platz macht. Nicht zuletzt ist es eine Geschichte, die Mut macht, Vorurteile zu hinterfragen, anstatt eine vermeintliche Wahrheit als gegeben hinzunehmen.

Regisseur und Autor Henry Mason entführt in seiner neuen Fassung für das Theater der Jugend darüber hinaus in eine Märchenwelt von verzauberten Bräutigamen, singenden Rosen, sprechenden Pferden und rachsüchtigen Hexen. Diese etwas andere Version der beliebten alten Geschichte wird ein Theaterfest der Fantasie voll überraschender Wendungen.


Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien

Besetzung

Papa (Julien) / ein unsichtbarer Diener Daniel Große Boymann
Erster maskierter Gast / Maman (Rosalie) / die alte Magd (Madeleine) / die Richterin / eine unsichtbare Dienerin Maria Fliri
Fleur, die älteste Tochter / ein Pariser Gendarm / eine unsichtbare Dienerin Benita Martins
Florence, die mittlere Tochter / ein Pariser Gendarm / eine unsichtbare Dienerin Violetta Zupančič
Belle, die jüngste Tochter Shirina Granmayeh
Zweiter maskierter Gast / der Postbote / der Schuldner / das Biest (Felix) / die Stimme der Tür / die Stimme des Stuhls / die Stimme des Zauberspiegels Valentin Späth
Dritter maskierter Gast / der Chauffeur / das Wunderpferd / der Anwalt / ein unsichtbarer Diener Stefan Rosenthal
Regie Henry Mason
Bühnenbild Rebekah Wild
Kostümbild Anna Katharina Jaritz
Licht Christian Holemy / Barbara Zukal
Dramaturgie Sarah Caliciotti
Bühnenbildmitarbeit Gerhard Pichler
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Lukas Spring

Kritiken

Die Presse am Sonntag - Kinderzeitung – 26.05.2024

Die Schöne, die ihre dunkle Seite erobert

Poetisch und vielschichtig bring Henry Mason die Geschichte von der Schönen und dem Biest auf die Bühne. Einen Prinzen und eine Hochzeit gibt es bei ihm nicht.

Wer an "Die Schöne und das Biest" denkt, hat wahrscheinlich den Disney-Film vor Augen: Um ihren Vater zu retten, begibt sich Belle in das Schloss des Biestes, erkennt als Einzige das wahre Wesen des Ungeheuers, das Biest wird dadurch von seinem Fluch befreit und verwandelt sich zurück in einen Prinzen. Das Theater der Jugend zeigt eine andere Fassung des Märchens. "Meine Fassung spielt um 1920, aber geht auf die französische Novelle von Madame de Villeneuve aus dem Jahr 1740 zurück. Ich habe Dutzende weitere Versionen des Märchens gelesen und mir die Dinge herausgezogen, die ich mag", erzählt Henry Mason, der sein Stück auch auf die Bühne bringt. Er mag Märchen, mythologische und fantastische Stoffe. "Ich wollte aber weniger Betonung auf die Ehe und die Romantik. Muss das Biest ein Prinz sein? Braucht man zum Glück ein Schloss? Da lügt man Kindern etwas vor", sagt er.

Die dunkle Seite erobern. In seiner Theaterfassung verliert die Familie der Schönen bei einem Brand das Haus. Belle und ihre Schwester, die sehr an materiellen Dingen hängen, sind der Überzeugung, dass Glück mit Besitz verbunden ist. Erst im Lauf des Stücks gelingt es ihr, hinter die Fassade zu schauen, zu sehen, dass auch Unkraut blühen kann, die Schönheit der Seele zu entdecken. "Es geht um die Emanzipation von Belle. Sie muss ihre Wildheit, ihre Wut, ihre dunkle Seite erobern", so Mason. Auch im Märchen von Madame Villeneuve ist Emanzipation ein Aspekt. "Es wurde von Frauen für Frauen geschrieben. Belle wurde in ihrer Familie ausgenutzt, sie musste für alle sorgen. Bis sie lernt, sich auf die Hinterfüße zu stellen, einen Schritt nach außen zu machen." Die weibliche Perspektive versucht Mason aufzugreifen, er gibt der Geschichte einen Nebenaspekt: Mütter fehlen oft im Märchen, die verschwundene Mutter begleitet Belle im Kopf. Die Kostüme sind an die Zeit um 1920 angelehnt, auch die Musik stammt aus der Epoche: Ragtime und Charleston verkörpern die dekadente Welt der reichen Familie, französische Volksmusik ist zu hören, und Kammermusik von Francis Poulenc steht für das Biest. Gibt es ein Happy End? "Ja, es gibt einen hoffnungsvollen Optimismus. Mehr möchte ich nicht verraten." Moralapostel will Mason keiner sein. "Märchen funktionieren ähnlich wie ein Spiel, es findet ein Akt der Entwicklung, des Begreifens, des Durchdenkens statt. Moralisierend ist das nur, wenn es eindimensional ist. Ich versuche mehrdeutige, vielschichtige, poetische Geschichten auf die Bühne zu bringen. Und habe ein tolles Team!"

Daniela Tomasovsky


Online Merker – 28.05.2024

Anders als die anderen

„Die Schöne und das Biest“ hat man oft gesehen, von der legendären Verfilmung des Jean Cocteau über einen Zeichentrickfilm, Realverfilmungen, Musicals. Jede Version ist ein bißchen anders, und das originale französische Volksmärchen kennt kaum jemand. Mit einer solchen Vorlage kann man mehr oder minder machen was man will, und das hat Theatermacher Henry Mason für die Aufführung des Theaters der Jugend getan. Seine Fassung des Werks ist entschieden anders als die anderen.
Er holt die Geschichte von Belle und dem „Biest“ in eine vage Gegenwart (...) Da sieht man einen modernen Geschäftsmann, der mit drei halb erwachsenen Töchtern allein ist, weil seine unternehmungslustige Gattin Blumen in aller Welt sucht. Der Papa verliert sein Vermögen und zieht mit den Töchtern von Paris aufs Land, wo er noch ein Bauernhaus besitzt. Die beiden älteren Töchter, Fleur und Florence, sind wahre Zicken und verhalten sich gegen die vernünftige junge Belle wie die bösen Schwestern gegen Aschenbrödel. (...)

Henry Mason hat als sein eigener Regisseur eine wunderhübsche Theateraufführung gezaubert, mit einer gewissermaßen „schwebenden“ Ausstattung (Bühnenbild: Rebekah Wild, Kostüme: Anna Katharina Jaritz), schwungvoll „durchchoreographiert“ und mit viel Musik stimmungsvoll bestückt. Und wenn ein Darsteller als weißes Pferd auf einem hohen Rad daherkommt, ist das Entzücken allgemein. (...)

Sieben Darsteller spielen „alle“ Rollen, nur Belle ist einzig und allein Belle, und Shirina Granmayeh macht das sehr klug und sympathisch. Jeder der anderen Interpreten hat eine zentrale Rolle – Valentin Späth als Biest, der am Ende kein Prinz ist, sondern nur ein junger Mann zum Heiraten, Stefan Rosenthal als sehr lustiges Wunderpferd, Daniel Große Boymann als geplagter Vater. Benita Martins und  Violetta Zupančič als böse Schwestern (...) während Maria Fliri neben einer originellen Mutter noch ein paar undurchsichtige Figuren verkörpern muss.

Die „Moral“ von der Geschichte bezieht sich auf das Zusammenleben in Familien und unter Fremden und ebenso  auf die Selbständigkeit junger Frauen in ihren Urteilen und Handlungen  – was man halt schon den Kleinsten als Verhaltensmaßstäbe mitgibt. Vor allem aber ist es Theaterzauber, der hier herrscht.

Renate Wagner


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Die Schöne und das Biest« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.

Klicken Sie hier um die Materialien herunterzuladen.

Bei eventuellen Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an [YjY0dGFnOmthdGphLnNlZ2VsYmFjaGVyQHRkai5hdA==]