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Mio, mein Mio 6 +
von Astrid Lindgren
in einer Fassung des Theaters der Jugend
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 07. Oktober 2016 - 21. November 2016 |
Premiere: | 11. Oktober 2016 |
Dauer: | 01:50 |
Regie: | Stefan Behrendt |
»Kümmern sich die Sterne darum,
Astrid Lindgren. Mio, mein Mio
wenn man für sie Musik macht?«
Es ist nicht einfach, wenn einem die eigenen Pflegeeltern Tag für Tag vorwerfen, dass man der Sohn eines missratenen Vaters ist…
Bo Vilhelm Olsson kann Tante Edla und Onkel Sixten einfach nichts recht machen, auf allem hacken sie herum, und ein bestimmtes Wort scheint ihnen fremd zu sein: Liebe…
Am besten fände er, wenn er niemals geboren wäre, denkt er sich und haut aus lauter Verzweiflung einfach ab. Doch wohin gehen? Niedergeschlagen und mutlos will er auf einer Parkbank zumindest die Nacht überstehen… als das Wunderbare geschieht! – Aus einer scheinbar achtlos weggeworfenen Flasche erscheint ihm ein Flaschengeist, der ihn in das »Land der Ferne« entführt – und siehe da, dort ist sein Vater gar nicht so missraten, wie ihm immer erzählt wurde, sondern vielmehr regiert er als König!
Wie stolz Bo auf seinen Vater sein kann! Und Bo bekommt sogar einen neuen Namen: Mio, denn ein neues Leben soll für ihn beginnen.
Doch seltsam: Alle sagen, dass er der »Held« sei, »auf den sie gewartet haben«… »Ich bin kein Held!«, denkt sich der kleine Bo, den alle jetzt nur noch Mio nennen.
Aber, wie sehr kann man sich täuschen! Manchmal muss man einfach ein Held werden, wenn man »nicht nur ein Häuflein Dreck sein« will… Das »Land der Ferne« wird von einem gewissen »fürchterlichen Ritter Kato« unterdrückt und ausgepresst – und was noch schlimmer ist: Kinder verschwinden spurlos…
Ob die »alte Welt«, als Mio noch Bo hieß, nicht doch besser war? Aber es gibt niemals ein Zurück… Schon gar nicht, wenn man etwas für andere tun kann.
Der vielfach ausgezeichnete Roman der großen Astrid Lindgren ist eine Metapher für Zivilcourage und das »Über-Sich-Hinauswachsen-Können« des Menschen. Eine Ermutigung, nicht etwa klein beizugeben, wenn sich Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten auftun, sondern auf sein Herz zu hören, auch wenn der Verstand zum Schweigen rät.
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH
Besetzung
Bosse / Mio | Stefan Rosenthal |
Benka / Jum Jum | Luka Dimic |
Benkas Vater / König | Michael Schusser |
Tante Edla / Großmutter | Barbara Gassner |
Onkel Sixten / Ritter Kato | Frank Engelhardt |
Frau Lundin / Weberin | Suse Lichtenberger |
Geist / Schwertschmied | Clemens Matzka |
Nonno / Eno | Christoph Gummert |
In weiteren Rollen | Ensemble |
Regie | Stefan Behrendt |
Ausstattung und Licht | Mathias Rümmler |
Kampfcoach | Markus Mössmer |
Dramaturgie | Markus Felkel |
Assistenz, Inspizienz | Felix Metzner |
Regiehospitanz | Julia Philomena Baschiera |
Kritiken
Wiener Zeitung – 12.10.2016Moderner Märchenprinz
Auf der nachtschwarzen Bühne bittet eine Stimme aus dem Off um Hinweise über den Verbleib des spurlos verschwundenen neunjährigen Bo Wilhelm Olsson. Kein Mensch hat ihn je wiedergesehen. Wie auch. Ein Flaschengeist, der mit wehender Weißhaarperücke an den Professor aus dem 80er-Jahre-Blockbuster "Zurück in die Zukunft" erinnert, brachte ihn in einer furiosen Fahrt im Spanholzgefährt ins "Land der Ferne". Dort erwartete ihn ein König, bekleidet mit Hermelinmantel und Turnschuhen - sein Vater. Aus dem Waisenkind Bo Wilhelm Olsson wird mit einem Schlag Prinz Mio.
Im Theater der Jugend, in der Spielstätte Neubaugasse, steht nun für Kinder ab sechs Jahren Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker "Mio, mein Mio" auf dem Spielplan. Regisseur Stefan Behrendt poliert in der überaus gelungenen zweistündigen Aufführung den märchenhaften Lindgren-Plot mit Zitaten aus der Popkultur auf: Im königlichen Paradiesgarten rocken als Blumen verkleidete Schauspieler über die Bühne und malträtieren gekonnt ihre Plastikgitarren; die gute Fee, die für Mio einen unsichtbaren Umhang fertigt, singt Abba-Melodien und sieht aus wie eine Disco-Queen - mit glitzernden Plateauschuhen und Schlaghose; der böse Ritter Kato, ausstaffiert wie ein römischer Tribun, rollt mit einem Elektroscooter über die Bühne, als stünde er auf einem Streitwagen.
Der Ritter mit dem steinernen Herzen ist ein Diktator, der Kinder entführt und in Vögel verwandelt. Mio und sein Freund JumJum (Luka Dimic als knallbunter Punk) besiegen den Bösewicht in einem gewitzten Schwertkampf. Hauptdarsteller Stefan Rosenthal gelingt eine kraftvolle Darstellung, er vermag die widersprüchlichen Facetten von Prinz Mio überzeugend darzustellen. "Mio, mein Mio" - ein popbuntes Märchenspiel.
Petra Paterno
Kinder Kurier – 12.10.2016
Bunt und musicalisch dem Elend entrinnen
Mit Astrid Lindgrens „Mio, mein Mio“ eröffnet das Theater der Jugend in Wien seine neue Saison - gewürzt mit viel Fantasie und Musical-Elementen.
Wie gern kommst du schon nach Hause? Oder wo auch immer hin, wenn dir alle signalisieren: „Mia woin di do ned!“ Genau das passiert dem Bo Vilhelm Olsson bei seinen Pflege-Eltern in Astrid Lindgrens Roman „Mio, mein Mio“. Mit einer bunten, flotten, optimistischen Inszenierung mit humorvollen Musical-Elementen eröffnet das Theater der Jugend in seinem großen Haus, dem Renaissancetheater in der Wiener Neubaugasse, seine diesjährige Saison.
Die keppelnde Tante Edla und der schneidend schweigsame Onkel Sixten, die ohnehin nur kurz zu Beginn in Erscheinung treten sind als zwei Karikaturen eines kinder- und eigentlich auch menschenhassenden Paares angelegt, das sich aber halt ein Kind anschaffen wollte und mangels eines Mädchens im Waisenhaus halt den Bo genommen hat, dessen Mutter gestorben und der Vater nicht da war. Dieser wird für den Jungen zur hoffnungsvollen Rettungsfigur. Er will ihn suchen und den Pflegeeltern beweisen, dass weder der Vater noch er ein Versager seien.
Wenigstens ein guter Freund
Zum Glück ist Bo nicht ganz allein. Er hat einen echt guten Freund namens Benka, mit dem er oft im Park kickt und auch von dessen coolen Vater geschätzt wird. Da verändert eine Flasche hinter einer Parkbank das gesamte Leben. Geöffnet, entweicht ihr ein Geist, der da schon 3768 Jahre darin verbrachte. Ein roter Apfel, den Bo zuvor von einer Art Fee geschenkt bekommen hat, wird golden und Geist fliegt mit ihm auf einem hölzernen Ding, das aussieht wie ein überdimensionaler Papierflieger (DIN A 4000) ins „Land der Ferne“.
Von Abba bis Ton/Steine/Scherben
Dort sind alle lieb zu ihm, schätzen ihn und sagen, sie hätten alle schon sehnsüchtig auf ihn, den Helden, gewartet. Da taucht auch noch sein Vater auf. Der ist obendrein König hier. Bunt und ein bisschen musicalisch geht’s hier zu. Da taucht eine Frau im Abba-Kostüm auf und intoniert „Mio, mein Mio“ (wie Bo nun hier heißt) zur Melodie von „Money, Money, Money“. Als es ernster wird, und Mio/Bo mit seiner Aufgabe, eine Heldentat vollbringen zu sollen/müssen, konfrontiert wird, erklingt der Ton/Steine/Scherben-Song „Halt dich an deiner Liebe fest“ - von der Regie eher für die begleitenden Erwachsenen gedacht ;)
Heldentaten
Einen Helden brauchen sie hier im kunterbunten Land, weil viele ihre Kinder verloren haben – der böse Ritter Kato aus dem „Land Außerhalb“ hat sie geraubt, ihnen ihre Herzen entrissen und sie in Vögel verwandelt. Da muss wer ran. Eh klar, Mio. Auch sein Freund taucht hier auf – als Jum Jum. Abenteuer pur. Finsterer, toter Wald, toter See mit riesigem in der Luft schwebendem Fisch-Skelett. Hölzernes Boot – wieder nach dem Muster eines Papierschiffchens. Grausam wirkende Späher, die ein wenig an Cyborgs erinnern. Und der Ritter himself – fährt ein auf einem Segway – und wirkt damit ein wenig wie eine Karikatur seiner selbst.
Und selbst wenn's nur Fantasie war...
Aber natürlich haben Mio/Bo und Jum Jum/Benka schon auch Verbündete gefunden – einen „Sandler“ mit Flügel-Zelt, der ihnen den Weg zum Schwerter-Schmied verrät. Dessen Meisterwerk soll auch gegen das steinerne Herz und die eiserne Kralle des bösen Ritters helfen.
Natürlich Ende gut, alles gut. Oder? Vielleicht war alles nur geträumt und Mio ist wieder Bo und bei den ihn, vielleicht auch sich selbst hassenden Pflegeeltern? Aber selbst dann hat er ein Mittel gefunden, sich wenigstens gedanklich und gefühlsmäßig in eine andere Welt zu retten, die ihm dann die Kraft verleiht, der Verachtung zu widerstehen.
Heinz Wagner
Die Presse – 18.10.2016
"Mio, mein Mio": Per Papierflieger in eine glückliche Kindheit
Astrid Lindgrens „Mio, mein Mio“ überzeugt in der Inszenierung von Stefan Behrendt mit schönen Effekten und der liebevollen Ausstattung. Bisweilen geht es gar schräg zu. Für Kinder ab sechs Jahren.
Die Schwerter prallen laut aneinander. Prinz Mio und der Ritter Kato schnaufen, als sie auf der Bühne des Renaissancetheaters ihren finalen Kampf austragen: Auf der einen Seite die Personifikation des Bösen, auf der anderen der Hoffnungsträger einer hellen, unschuldigen Welt. In Zeitlupe gleitet das Schwert des Ritters knapp über Mios Brust, bevor der sich wieder aufrichtet und seinen Gegner in die Enge treibt. Entschlossen: Immerhin gilt es, ein ganzes Land zu befreien.
Bis es zu dieser Konfrontation kommt, muss Mio (Stefan Rosenthal) aber noch eine lange Reise absolvieren. Das Theater der Jugend bringt Astrid Lindgrens „Mio, mein Mio“ in einer teils reduzierten, teils ausgedehnten Fassung auf die Bühne. Das Abenteuer des vernachlässigten Waisenkinds Bosse, das ins zauberhafte Land seines Vaters reist und dort unter dem neuen Namen Mio gegen den Kinder raubenden Ritter Kato kämpft, überzeugt in der Inszenierung von Stefan Behrendt vor allem durch schöne Effekte und die liebevolle Ausstattung: Ein Flaschengeist erscheint im Nebel und nimmt Mio auf seinem Riesen-Papierflieger („DIN-A-4000“) mit, später geht es per Papierboot durch Wellen, aus denen in der Ferne unheilvoll eine schwarze Burg ragt. Blitze und Sterne erhellen die Bühne, und halb transparente Vorhänge geben immer wieder den Blick hinter Mauern frei – Ausstatter Mathias Rümmler lässt wirkungsvoll Magie spielen.
So geht es flott durch die Geschichte. Deren Botschaft: Kinder haben ein Recht auf ihre Kindheit, das dürfen ihnen weder (Pflege-)Eltern – die hier besonders herzlos dargestellt werden – noch ein Bösewicht wie Ritter Kato nehmen. Dieser, dämonisch verkörpert von Frank Engelhardt, legt einen denkwürdigen ersten Auftritt hin: Auf einem Segway umkreist er den gefangenen Mio und seinen Gefährten und versprüht auf dem quietschenden Gefährt ungeahnte Eleganz. Dann lacht er laut und diabolisch und ruft: „Werft sie in den Turm! Ich will hier in Ruhe sitzen und mir Böses ausdenken.“
Auch Clemens Matzka überzeugt in seinen kauzig-mystischen Rollen als Geist und rußbedeckter Schwertschmied. Das junge Publikum nahm auch diese Launen der Inszenierung mit Begeisterung auf, die knapp zweistündige Aufführung endete mit langem Applaus.
Katrin Nussmayr
Tiroler Tageszeitung online – 12.10.2016
Kinder dürfen Helden sein: „Mio, mein Mio“ im Theater der Jugend
Wien (APA) - Nach mehr als zehn Jahren hat das Theater der Jugend wieder Astrid Lindgrens Klassiker „Mio, mein Mio“ auf den Spielplan gesetzt. Die reduzierte Inszenierung von Stefan Behrendt überzeugt durch fantasieanregende Ausstattung und Tempo. Hauptdarsteller Stefan Rosenthal gibt den liebenswerten Waisenjungen Bosse, der im Reich seines verloren geglaubten Vaters zum Helden wird.
Die Welt des kleinen Bosse ist trist: Seine Adoptiveltern nörgeln an ihm herum, vermuten in seinem biologischen Vater einen Versager und lassen den Neunjährigen wissen, dass sie eigentlich lieber ein Mädchen adoptiert hätten und es der größte Fehler ihres Lebens war, stattdessen Bosse mit nach Hause zu nehmen. Als er mutlos durch einen Stockholmer Park streift, fällt ihm jedoch eine leuchtende Flasche in die Hände: Und schon nimmt ihn der nunmehr befreite Flaschengeist in einem überdimensionalen Papierflieger (Ausstattung: Mathias Rümmler) mit ins „Land der Ferne“. Zu Bosses großer Überraschung ist sein Vater dort König und lässt dem Buben alle erdenklichen Freiheiten.
Auch einen besten Freund bekommt Bosse, der von seinem Vater (Michael Schusser) Mio gerufen wird, zur Seite gestellt. Luka Dimic gibt Jum Jum als treuen Begleiter, der Mio auf seiner Reise zum Heldentum stets ermunternd zur Seite steht. Gemeinsam brechen sie auf, um den bösen Ritter Kato aufzuspüren, der zahlreiche Kinder des Königreichs entführt und die Eltern verzweifelt zurückgelassen hat. Um dessen steinernes Herz zu durchbohren, muss Mio sich allerdings auf die Suche nach dem Schmied machen, der ihm ein ganz besonderes Schwert überreicht. Auf dem Weg begegnen den Buben Landstreicher, weinende Mütter und nicht zuletzt die Späher des Ritters, in deren Fänge sie schließlich geraten.
Viele spannende Elemente, die in ihrer Einfachheit überzeugen (rote Fahrradlampen über den Augen der Späher, der böse Ritter reitet auf einem Segway ein, Mio auf einem Steckenpferd mit Couch-Sattel), lassen die jungen Theaterbesucher immer wieder von ihren Sitzen springen.
Zu den bösen Adoptiveltern kehrt Mio selbstredend nicht mehr zurück. Das 1954 veröffentlichte Kinderbuch, das neben zahlreichen Theateradaptionen 1987 auch verfilmt wurde, hat in seiner Thematik nichts an Aktualität eingebüßt. Kinder, die vernachlässigt und gedemütigt werden, gibt es leider immer noch. Dass jedes Kind das Recht darauf hat, Kind zu sein - laut zu lachen, zu spielen und auch mal ein Held zu sein - ist die schöne Botschaft von „Mio, mein Mio.“ Das junge Publikum würdigte die zweistündige Inszenierung mit frenetischem Applaus.
(S E R V I C E - „Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren im Theater der Jugend. Regie: Stefan Behrendt, Ausstattung und Licht: Mathias Rümmler. Mit u.a. Stefan Rosenthal, Luka Dimic und Frank Engelhardt. Weitere Termine: 12. bis 15., 17. bis 22., 24. und 25. Oktober, sowie am 4. und 5. November. Infos und Karten unter www.tdj.at)
(A V I S O - Die vorliegende Kritik bezieht sich auf eine Vorpremiere.)
APA / Sonja Harter
european-cultural-news.com – 14.10.2016
Mio meets Marty meets „Money, Money, Money“
Wenn Marty Mcfly und Dr. Emmet „Professor“ Brown nach Hogwarts fliegen, um sich mit einem römischen Darth Vader zu duellieren, kann es sich nur um Mio, mein Mio im Theater der Jugend handeln.
Allein allein, wir sind allein
Mutter tot, Vater verschollen. Bosse (Stefan Rosenthal) ist ein ungeliebtes Pflegekind und bekommt dies auch täglich zu spüren. Wenn er mit schmutziger Hose nach Hause kommt und sich entschuldigen möchte, schreit ihn seine Tante Edla (Barbara Gassner) an, er solle doch nicht so schreien.
Das Glück am Boden der Flasche
Die Abba singende Würstchenverkäuferin (Suse Lichtenberger) im Park schenkt Bosse einen goldenen Apfel, der die Eintrittskarte ins Land der Ferne ist. Als der Neunjährige dann noch eine Flasche samt Flaschengeist (Clemens Matzka) findet, kann ihn nichts mehr aufhalten, in das ferne Land der Ferne zu reisen, wo er seinen Vater vermutet. Tatsächlich erkennt ihn der König (Michael Schusser) sofort als seinen Sohn Mio wieder.
Zu den Menschen aus Bosses Welt gibt es im Land der Ferne bunte, wohlgesinnte Pendants. Doch Mio muss erkennen, dass auch im Land der Ferne nicht alles perfekt ist: Vielen der Bewohnerinnen und Bewohnern wurden ihre Kinder vom bösartigen Ritter Kato (Frank Engelhardt) geraubt und ins Land „Außerhalb“ verschleppt. Auf seiner Befreiungsmission begegnen Mio und seinem Freund Jum Jum (Luka Dimic) unter anderen Gollum, einem römischen Darth Vader mit Segway und dem Zelt-Mensch Eno (Christoph Gummert).
Sprachlich orientiert sich die Inszenierung von Stefan Behrendt nahe am Text Astrid Lindgrens. Eine Veränderung wird gegen Ende doch vorgenommen, als sich Mio der Gedanke aufdrängt, es habe sich doch alles nur um einen Traum gehandelt.
Kostüme und Szenerie erfahren durch Mathias Rümmler eine Modernisierung. Der üppige Rosengarten des Königs fällt eher dürftig aus, besticht dafür aber mit tanzenden Blumen in Morphsuits, die „Can’t Stop the Rock“ schmettern. Eine kreative Lösung bietet der Bühnenvorhang, der durch eine Lichtprojektion zur Felswand wird.
Agnetha wäre stolz
Die Kostüme fallen moderner und bunter aus, als sie in Lindgrens Roman beschrieben sind. Jum Jums Stil könnte man als „galaktisch mit Aussicht auf Regenbogen“ beschreiben. Tante Lundin, die in dieser Adaption „Frau“ Lundin genannt wird, kann im Land der Ferne ihre Abba-Affinität im blau-weißen Abba-Gedächtnis-Overall inklusive Wallemähne ausleben. Ihre Neutextung von „Money Money Money“ ist ein musikalischer Höhepunkt der Aufführung.
Nicht nur die jungen Zuseher und Zuseherinnen hatten viel zu lachen, sondern auch die Erwachsenen werden auf eine amüsante Reise durch Musik und Filme der Popkultur mitgenommen. Bis zum 20. November gehen noch Papierflugzeugflüge vom Theater der Jugend aus ins Land der Ferne.
Linda Pietsch
Falter – 20.10.2016
Land der Ferne, Land der Kinder
Mutter tot, Vater verschollen. Bosse, der junge Held des Astrid-Lindgren-Romans "Mio, mein Mio" ist bei seinen Pflegeeltern verhasst und verachtet. Ein Versager wie sein Vater sei er. In der flotten Inszenierung im Theater der Jugend, das gespickt mit popkulturellen Zitaten ist, reist Bosse mit einem Flaschengeist ins "Land der Ferne", dessen König zu seiner Überraschung der verschwundene Vater ist. Eine bunte musikalische Abenteuerreise, die durch ein ideenreiches Bühnenbild und fantasievolle Kostüme überzeugt.
Martin Nguyen
Kronen Zeitung – 13.10.2016
Traum in der Winternacht
Wie einfach, lehrreich und doch wie unterhaltsam kann Theater sein? Im Renaissancetheater wird das dem jungen und alten Publikum mit der Bühnenfassung von Astrid Lindgrens "Mio, mein Mio" bestens vorgeführt: Dabei überascht einmal mehr ein jugendliches Ensemble.
Ein Waisenkind, drangsaliert von den Pflegeeltern, verabschiedet sich von der realen Welt, um seinen Vater zu finden. Der ist König in fernen Landen, herzlich und freundlich, aber doch auch bedroht vom finsteren Gesellen, dem Ritter Kato, jenseits der Grenzen. Astrid Lindgrens Mio ist eine Figur, die im Kampf gegen dunkle Mächte Zivilcourage zeigt, aber auch einen Appell an die Großen stellt: Lasst den Kleinen die Leichtigkeit, das Recht der Freiheit, die Unbeschwertheit...
Ist es ein Traum, den Lindgrens in kalter Winternacht verschwundener Junge träumt? Oder gar die Einkehr in ein, in Trauer ersonnenes Paradies? Lindgren wie auch Regisseur Stefan Behrendt erklären das nicht. Der Regisseur entführt mit einfachsten Theatermitteln in blühende Landschaften der Freude und in düstere Atmosphären, in denen das Böse herrscht (Ausstattung: Mathias Rümmler): Für die Kleineren erscheint die Geschichte wie ein Märchen. Für aufmerksame Zuhörer erzählen die wenigen Figuren um Mio (Stefan Rosenthal) und seinen Freund Jum Jum (Luka Dimic) von Leid, Sehnsucht, Mut - und Liebe. Das Böse mit Onkel Sixten und Ritter Kato (Frank Engelhardt) gibt es da wie dort, das Gute mit dem Vater (Michael Schusser) ebenso. Aber bei Lindgren stirbt die Hoffnung immer zuletzt!
Thomas Gabler
Materialien
Unsere theaterpädagogischen Materialien zu "Mio, mein Mio" bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf phantasievolle Weise vor- und nachbereiten.
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