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Human Being Parzival 11 +
von Bernhard Studlar
Stückinfo
Ort: | Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3 |
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Zeitraum: | 15. Oktober 2015 - 13. Dezember 2015 |
Premiere: | 20. Oktober 2015 |
Dauer: | 02:05 |
Regie: | Stefan Behrendt |
»Ach Gott, warum müssen immer die Auserwählten
Bernhard Studlar. Human Being Parzival
die größten Dummköpfe sein …«
Parzival, kurz P. genannt, weiß nichts über die Welt. Er weiß nur, dass er Ritter werden will. Nein, kein Bienenzüchter oder Modeschöpfer oder Mönch. Sicher nicht! Er träumt von Abenteuern und glänzendem Ruhm. Er will ein Superstar des Mittelalters werden. Seine alleinerziehende Mutter Herzeloyde versucht P. von der Welt fernzuhalten, aber als er in das »komplizierte Alter« – sprich in die Pubertät – kommt, zieht er gegen den Willen seiner Mutter unerschrocken den Abenteuern entgegen.
Unterwegs bleiben zwar seine wunderschöne Traumfrau – man könnte sie wirklich eine Miss Mittelalter nennen –, ein roter Ritter und so mancher gute Ratschlag auf der Strecke, aber mit seinem ungetrübten Selbstbewusstsein scheint P. seinem großen Traum näherzukommen.
Auf der Gralsburg wartet dann die ultimative Reifeprüfung. Der sterbenskranke König Anfortas kann nur durch das Mitgefühl eines anderen von seinem Leid erlöst werden. Dazu müsste P. nur eine klitzekleine Frage stellen. Aber P. kommt nicht drauf. Woher soll er denn auch die alles entscheidende Frage kennen?! Das hat er nie gelernt.
Kurz und knapp: Er hat es versaut. Ende Gelände! Er wird fortgeschickt ohne richtig verstanden zu haben, was er eigentlich falsch gemacht hat. Zahlreiche Jahre und Abenteuer später bekommt der geknickte Held noch eine zweite Chance. Wird P. die Prüfung diesmal bestehen?
Im Mittelalter war Wolfram von Eschenbachs Versepos »Parzival« der Hit in den Städten und Burgen im deutschen Sprachraum. Mit seinen Gesellschaftsfragen, dem höfischen Ritterideal und der Hohen Minne behandelte es alle großen Themen der Zeit. Mit leichtfüßigem Sprachwitz macht Bernhard Studlar aus dem berühmten mittelalterlichen Heldenepos das Abenteuer eines Teenagers, der auf Umwegen zu sich selbst finden muss.
Aufführungsrechte: henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin
Besetzung
Parzival | Jakob Elsenwenger |
Anfortas / Gahmuret / Sigune / Artus / Trevrizent / Clamide / Erzähler 1 | Uwe Achilles |
Herzeloyde / Gurnemanz / Kundry / Parzivals Alter Ego / Tod / Erzähler 2 | Florian Stohr |
Condwiramur / Ezzo / Ither / Erzählerin | Felicitas Franz |
Regie | Stefan Behrendt |
Ausstattung | Ann Heine |
Kampfcoach | Markus Mössmer |
Licht | Johann Cizek |
Dramaturgie | Marlene Schneider |
Assistenz, Inspizienz | Eva Maria Gsöllpointner |
Regiehospitanz | Fabiola Cecilia Eröd |
Kritiken
Kurier – 24.10.2015"Human Being Parzival": Ein Teenie sucht sich selbst
Der Wiener Dramatiker Bernhard Studlar zeigte seine Version der Parzival'schen Gralssuche erstmals 2010 im Rabenhof. Nun ist sie im Theater der Jugend angelangt und dort bestens aufgehoben.
Studlars kluger Text wird von einem brillanten Ensemble beherzt auf die Bühne gebracht. Dieser Parzival ist ein törichter Teenie auf der Suche nach sich selbst (liebenswert und glaubwürdig: Jakob Elsenwenger). Seine Sinnsuche wird teils szenisch dargestellt, teils kommentierend erzählt. Wobei die Erzähler jeweils mehre Rollen interpretieren. Hinreißend: Florian Stohl als Herzeloyde sowie als Kundry. Regisseur Stefan Behrendt findet den richtigen Ton zwischen gefühlig – der traurige Abschied von der Mutter, die erste Liebe zu Conwiramur (Felizitas Franz) – und komödiantisch:
Ein bisserl Monty Python‘s „Ritter der Kokosnuss“ ist erlaubt. Gelungen auch die Ausstattung von Ann Heine: Den Anblick dieser Kundry vergisst man nicht.
Barbara Mader
Falter (44/2015) – 28.10.2015
He's a Superstar: Parzival und der heilige Gral
Parzival (Jakob Elsenwenger) weiß nichts über die Welt. Er weiß nur, dass er Ritter werden will, ein Superstar des Mittelalters. Als er in die Pubertät kommt zieht er gegen den Willen der alleinerziehenden Mutter Herzeloyde (sehr lustig: Florian Stohr) aus, um Ritter zu werden.
Bernhard Studlar macht aus Wolfram von Eschenbachs mittelalterlichem Versepos ein Stück über einen Teenager, der auf der Suche nach sich selbst ist: „Human being Parzival“. Stefan Behrendt inszeniert die Geschichte um den Heiligen Gral als flottes Spiel mit vielen Kostümwechseln und Schwertkämpfen.
Dazwischen wird es auch ein bisschen kitschig, Parzival verliebt sich, Gold-Glitter fällt von der Decke und zu Hip-Hop-Musik küsst sich das wiedervereinte Liebespaar.
Sara Schausberger
Junge Kritik – jungekritik.com – 20.10.2015
Es war einmal nicht nur ein Märchen
In Schlingen und Schlaufen, mit Kommentaren und Reflexionen, so erzählt Bernhard Studlar von Parzival. Das heißt dann „Human Being Parzival“ und wurde von Stefan Behrendt mit vier Darstellenden in insgesamt 19 Rollen am Theater der Jugend inszeniert. Der Held der Erzählung, also dieser besagte Parzival, wird hier als einer geschildert, der, ins „schwierige Alter“, also die Pubertät, gekommen, allerlei durch und hinter sich bringen muss, bis er dann am Ende nicht nur Ritter, sondern auch noch Gralsritter geworden ist und dann vor allem seine Geliebte wieder in Armen halten kann.
Den Weg dorthin pflastern auf der sprachlichen (zB: „ur“) sowie auf der referenziellen Ebene (zB: Star Wars) lauter heutige, lauter nachvollziehbare Situationen. Und diese nachvollziehbaren Situationen spielen sich ab auf einer Bühne, die als Spielfläche in Schwarz, alle Requisiten an der Seite bereithält. So wird zum Beispiel ein Wald durch Videoprojektion suggeriert oder ein Pferd durch einen Holzbau. So kommt das ganze Setting dem Schauspiel entgegen. Die Darstellenden schlüpfen in die eine, dann die andere Rolle, dazwischen wird heftig kommentiert. Inmitten all dieser sichtbaren Herstellungsweisen des Abends gibt es dann auch noch genug Kampf und Nebel und Küsse und Rauch. Also was fürs Hirn und fürs Herzerl.
Theresa Luise Gindlstrasser
Der Standard - derstandard.at – 30.10.2015
"Human Being Parzival": Lass die Jugend hinter dir
Bernhard Studlar hat das Versepos in ein sehr schönes Coming-of-Age-Drama übertragen
Wien – "Warum müssen die Auserwählten immer die größten Dummköpfe sein?" Das würde man echt gern mal wissen. In Wolfram von Eschenbachs Mensch- und Ritterwerdungsepos Parzival gibt es darauf zwar keine Einsatzantwort. Aber eines ist klar: An einem mittelprächtig begabten Helden lässt sich das zu erreichende Ideal erst so richtig ermessen.
Den mittelalterlichen Versroman hat Bernhard Studlar, Dramatiker und Koleiter des Autorentheaterprojekts Wiener Wortstaetten, nun als Coming-of-age-Geschichte für junges Publikum neu in (viel weniger) Worte gefasst: Human Being Parzival. Man ist den kecken, originellen "Übersetzungen" im Theater der Jugend gierig auf der Spur. Auch die Inszenierung von Stefan Behrendt leistet gute Transferarbeit, ohne die Seltsamkeit dieses Entwicklungsdramas zu verraten (mittelhochdeutsche Namen und alte Sitten).
Parzival (Jakob Elsenwenger), von seiner Mutter Herzeloyde (Florian Stohr mit Flechtfrisur: "Ich bin Alleinerzieherin. Das ist nicht immer so einfach!") in der Abgeschiedenheit der Wälder allein erzogen, will irgendwann raus und Abenteuer erleben. Der Ritterstand scheint ihm ein ehrenwertes Ziel. Nach Lehrjahren bei Gurnemanz (ein ordenbehangener General im Rollstuhl: Stohr) lenkt ihn das Schicksal zur Gralsburg Montsalvant, um dort den alten König Amfortas (Uwe Achilles) zu erlösen, was ihm im ersten Anlauf bekanntlich nicht gelingt.
An Lokalkolorit mangelt es der Aufführung nicht: Puppenhausgroße Pappkartonwälder werden groß auf die Bühne projiziert; Schlachten mit einer rasch aufgezogenen Phalanx an Vorhangrittern dargestellt, Duelle als Schattenspiel. Den Sachkundeunterricht in puncto ordnungsgemäßes Ritteroutfit kann sich die Inszenierung nicht verkneifen: Kettenhemd, Brustpanzer, Schild und Co ergeben hier einen großen Haufen Papierschnitzel.
Im postheroischen Zeitalter bleibt die Figur Parzival geerdet, ohne an Strahlkraft zu verlieren. Auch das Happyend mit der Auserwählten Condwiramur (Felizitas Franz) ist kein Honiglecken.
Margarete Affenzeller
Materialien
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